Paul McCartney - fabelhafte 80 - Many happy returns!

Im Vorjahr vom Verlag bei der Münchener Bücherschau mit zugeschaltetem Herausgeber und Pulitzer-Preisträger Paul Muldoon, Analyse von sechs der enthaltenen Songs (Yesterday, Eleanor Rigby, Blackbird, Let It Be, Coming Up & Jenny Wren) und einer Lesung von Kammerspiele-Star Wiebke Puls erfolgreich vorgestellt: Paul McCartney Lyrics, "erzählt entlang an 154 Songs, die er für die Beatles und sich selbst geschrieben hat." Mit Originalmanuskripten und Fotos von Linda McCartney - ein ziegelsteinschwerer Doppelhammer für Regal und Immer-Wieder-Lektüre. Pflichterwerb für jede(n) Beatles-Interessierte(n): "Einblick in ein einzigartiges Archiv."

Obwohl der stets jugendlich-neugierige McCartney auch hier überwiegend durchscheint, mit Lyrics biegt er auf die Zielgerade seines Schaffens ein. Diese Memoiren sind vor allem für die Nachwelt bestimmt, wie auch die kleinen Geraderückereien bei einigen mit dem großen, vorausgegangenen Kompagnon Lennon geteilten Credits offenbaren. Und, wer hätte es gedacht: "John hatte nie so ein großes Interesse an Literatur wie ich."

www.paulmccartney.com * www.chbeck.de/mccartney-lyrics

Disney+ - Serie McCartney 3,2,1

Beatles-Special incl. McCartney - III

Linda McCartney - The Polaroid Diaries

Get Back - Film & Book - Film & Book

TIPP

Derzeit fast omnipräsent: Sir Paul McCartney, unlängst wieder einmal öffentlich geehrt - von der Royal Mail, mit einer 12-teiligen Briefmarken-Serie, was bislang nur David Bowie und Elton John zuteil wurde.

"Unzählige Male wurde ich schon gebeten, eine Autobiografie zu schreiben, aber nie war die richtige Zeit dafür. Meist zog ich Kinder groß oder war auf Tournee – beides ist nicht ideal, wenn man sich über lange Strecken konzentrieren möchte. Das einzige, was immer ging, egal ob zu Hause oder unterwegs, war Songs zu schreiben."

Statt kaum vorhandener Aufzeichnungen lässt McCartney nun 154 von Paul Muldoon ausgewählte Lieder sprechen: "Was ich habe, sind meine Songs. Sie umspannen mein gesamtes Leben, weil ich schon mit vierzehn Jahren zuhause in Liverpool, als ich meine erste Gitarre bekam, instinktiv anfing, Songs zu schreiben. Seither habe ich nicht mehr aufgehört."

Alphabetisch in zwei Bänden geordnet, sind natürlich zahlreiche Beatles-Klassiker, aber auch wichtige Wings-Titel wie das in Nigeria unter schwierigen Umständen aufgenommene Band On The Run oder das mit Denny Laine geschriebene London Town bis hin zu jüngsten Kompositionen mit ihren jeweiligen Texten enthalten. Deren Entstehungsgeschichten schildert McCartney hier mal mehr, mal weniger ausführlich, ergänzt durch teils bislang Unveröffentlichtes aus dem Privatarchiv – Skizzen, Notizen, Briefe und viele Fotografien, insbesondere die seiner verstorbenen Frau Linda. Mehrfach spielt auch der frühe Verlust der geliebten Mutter (mit 14, "Mother Mary"aus Let It Be) eine Rolle.

"Fröhliche, rotzfreche, aber einfallslose Machart eines harmonischen Primitivismus", so harsch urteilte Komponist & Piano-Virtuose Glenn Gould einst über die Musik der Beatles. "Nach Abzug aller prätentiösen Ansprüche und der angesagten Bewunderung...bleiben nur drei Akkorde übrig." Das sahen dann doch ein paar Leute anders. Brown hat sich im Vorfeld durch die nicht eben geringe Menge an Beatles-Literatur (und die schrulligen National Trust-Touren durch die Geburtshäuser der Fab Four) gearbeitet und macht sich nun einen Spaß daraus, zeitgenössische Fehldiagnosen bzgl. Talent und Länge ihrer Karriere während der "fabelhaften Jahre" (und den Neid Cliff Richards) erneut preiszugeben. 

TIPP

Eins, zwei, drei, vier. Auch bei Private Eye-Satiriker Craig Brown kommt Sir Paul McCartney, innerhalb der Fab Four am besten weg. Aus den Schilderungen von für "One Two Three Four" Befragten etwa: Paul war akribisch und organisiert...der geborene Kommunikator... ein Diplomat. Paul sprach ruhig, war fast ausnahmslos höflich...beschwichtigend, umgänglich und liebenswürdig...Er war bereit, lange zu arbeiten, um einen Part richtig hinzubekommen." Brown legt sich denn auch auf McCartney als seinen Lieblingsbeatle fest: "Paul war für mich die treibende Kraft, als Brian Eptstein gestorben war, das konnte man zuletzt im Get Back sehen. Und er hat ein unfassbares Talent für Melodien."

In seinem episodenartig, in (150) Anekdoten erzählten Buch, das im UK schon vor einem Jahr veröffentlicht (UT: The Beatles in time) und mit dem renommierten Baillie Gifford Prize ausgezeichnet wurde, funktioniert zwar nicht jede Idee (u.a. werden die Weihnachtsspecials der Beatles eher unmotiviert verglichen) und dem Beatles-Nerd werden einige Passagen doch bekannt vorkommen. Alle anderen, die vor dem Umfang nicht zurückschrecken, werden passabel unterhalten.

www.chbeck.de

Mehr Beatles-Bücher