Reviews 10-11 Pop-Rock


* soundtrack * crossover * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *

 Stereo MCs - Emperor´s Nightingale
 
  K7! / Alive
 
 

Das wievielte Comeback der Stereo MCs ist das nun eigentlich? Nach dem Megaerfolg mit "Connected" in den frühen 90ern, langer Pause, einer "DJ Kicks" auf !K7 1999, den vernachlässigten beiden Alben "Deep Down & Dirty" - immerhin UK Top 20 - und "Paradise" von 2001 bzw. 2005 und dem elektronischeren "Double Bubble" drei Jahre später galt wohl jede ihrer Platten während der letzten 10 Jahre als hoffnungsvoller Neustart. Nach einem ungelogen an Barclay James Harvest gemahnenden Intro, folgt mit "Boy" (& Gast Jamie Cullum) ein ernstzunehmender Kandidat für eine Stadionhymne. Mit "Phase Me" wird es funkiger, "Far Out Feeling" ist ein big Beat-Füller, Track 5 "Sunny Day" wirkt gegenüber den ähnlichen Uptempotracks "Tales" (als (Video-)Single ausgewählt) oder "Manner" stärker. "2Cando" ist eine wenig spektakuläre Ballade, bis ebenfalls der notorisch gleiche Beat einsetzt. Mit "Bring It On" soll dann an den Rap-Breakbeat-Soul der früheren Ravejahre, mit "Levitation" an den Sound von Massive Attack angeknüpft werden?? Im nachfolgenden "Desert Song" wird die offensichtliche Orientierungslosigkeit ganz offen herausgesungen, bis ganz am Ende eine Spieluhr abläuft... www.stereomcs.com
 


 
 
 Grace Jones - Hurricane Dub
 
 Wall of Sound - PIAS / RoughTrade  
 

Grace Jones, das Naturereignis - bei einem Comeback nach 20 Jahren, noch dazu vom Format von "Hurricane", wird auch eine lediglich neu abgemischte Variante zwei Jahre später zur veritablen Neuveröffentlichung.
Im September also soll eine Dub Deluxe-Fassung auf uns herniederkommen mit neuen Versionen der geschätzten Allwetter-Songs aus dem Jahr 2009, gar auf einem Doppelalbum. CD1 soll das Originalalbum und CD2 die neuen Dub-Versionen von Ivor Guest enthalten, der auch schon bei "Hurricane" als Produzent fungierte. Zudem wird es auch eine Vinylfassung geben, die wir quasi blind empfehlen möchten - halt, ein (Jean-Paul Goude-)Cover gibt es ja bereits. Wer möchte, kann sich die Wartezeit mit kostenlosen Downloads des `Williams Blood Aeroplane Remix Radio Edit´ & `Well Well Well Dub´ verkürzen. www.theworldofgracejones.com/


Kid Creole & The Coconuts - I Wake Up Screaming
Strut / Alive

Mit "Kid Creole - The August Darnell Years" erschien bereits eine Compilation früher Tracks auf Strut, die auf den nun im September diesen Jahres bevorstehenden ersten Release mit neuem Material von KDAC einstimmte. Während in Darnells schwedischem Studio aufgenommen wurde, spielte offenbar Andy Butler von Hercules & Love Affair ein bißchen Geburtshelfer - als Co-Autor und Co-Produzent. Obwohl sich auch Absonderliches wie "Long Live The King" oder zu deutlich bei "Annie" Abgekupfertes wie "Just Because I Love You" finden, Tracks wie der Opener "Stony & Cory", die Disco-Single "I Do Believe" oder der Titletrack eine "screaming"-Variante des früheren Klassikers "Ticket To The Tropics" machen durchaus Lust auf mehr vom aktuellen Outfit der funky Tropics Beat Band - wo ist eigentlich Sidekick Coati Mundi abgeblieben? Da Kid Creole & The Coconuts auf der Höhe ihrer Zeit ein veritables Live-Ereignis waren, ist von besonderem Interesse, dass auch eine Rückkehr auf Bühnen rund um den Globus ansteht. Play Tracks 1-4,8-11. Check out: www.kidcreoleandthecoconuts.com
 
VINYL-TIPP!








 
 
 The War On Drugs - Slave Ambient
 
  Secretly Canadian / Cargo  
 

Unter dem verhallten Wall of Sound dieser Band aus Philadelphia verbergen sich überdeutliche Bruce Springsteen-Referenzen - nicht nur anhand der zuweilen eingesetzten Mundharmonika, sondern bis hinein in gesangliche Manierismen, die Mastermind Adam Granduciel genau studiert zu haben scheint. Diese geradezu pompöse, aber meist mit Garagenschlagzeug, Lo-Fi-Produktion und Elektronikflächen gegen den Strich gebürstete Americana wird derzeit so hoch gehandelt, dass bereits Arcade Fire-Vergleiche laut werden. Single-Kandidat: "Baby Missiles". Das Album wird auch als Doppel-LP erhältlich sein.
Play Tracks 1-3, 7, 10,12.
www.thewarondrugs.net/
 
VINYL-TIPP

 
 
 Honeycut - Comedians / The Late Great Fitzcarraldos / Slow Club - Paradise
 
 Elektriks Collection * Fake Diamond * Moshi Moshi / alle: Rough Trade *

 
 TIPP! Zu Paul McCartney frappierend ähnelnden Gesängen von Bart Davenport enspinnen sich die Kompositionen von General Elektriks-Mastermind RV (Hervé) Salters (Keyboard & Samples), rhythmisch auf Spur gehalten von Tony Sevener (Drumpad, Schlagzeug). Das in San Francisco angesiedelte Trio Honeycut legt mit "Comedians ein schwer empfehlenswertes Album für Beatles-Fans vor - und alle, die mit gutem Songwriting, Westcoast-Rock, Soul & Funk der 60s & 70s etwas anfangen können. Play Tracks 1-6, insbesondere "No Wonder" & "Climbing" (Gerry Rafferty lässt grüßen). www.discograph.com/honeycut

TIPP The Late Great Fitzcarraldos, das sind drei von exotischen Inseln inspirierte Dänen, allesamt Musikkonservatoriums-Schüler mit Baujahr 1977, die ihr aktuelles, selbstbetiteltes Debüt-Album in New York aufgenommen haben. Man vernimmt Einflüsse von Otis Redding, über Brian Wilson bis Phil Spector, Paul Simon und Brian Eno bei Tobias Buch-Andersen (voc, keyb), Jacob Funch (git,voc) und Jakob Millung (b, voc), die es u.a. schaffen, Roy Orbinson einen Bolero unterzujubeln. Vielleicht reicht es dann beim nächsten Album für die Insel auch für einen leibhaftigen Drummer statt der bisher synthetischen Beats. Play Tracks 1, 2, 4, 7, 9. www.fakediamond.dk

Indie-Neo- oder Anti-Folk vom seit 2006 zusammen musizierenden Duo Charles Watson und Rebecca Taylor aus Sheffield. Deren zweites Album "Paradise" hat durchaus eingängige Melodien zu Lo-Fi-Produktion, verschleppten Rhythmen und mehrstimmigen Refrain-Gesängen zu bieten, die aber nicht ganz so zwanghaft singalong ausfallen wie bei den in ähnlichen Gewässern harpunierenden Duo-Kollegen von Matt & Kim. Möglicherweise, weil die beiden "cocks, fannies and death" als ihr Ding ausgemacht haben. Play Track 1, 2, 7 beispielsweise. www.slowclubband.com

 
 
 
   

 

 
 Blood Orange - Coastal Grooves
Sons & Daughters - Mirror Mirror
 
 beide: Domino / GoodtoGo
 
 

Auf dem neuen Album des US-Amerikaners Devonté Hynes aka Blood Orange werden auf fast verschwenderische Art und Weise 60´s US- & 80´s Brit-Pop, Psychedelic- und Surf-, Elektronik- und Wave-Elemente miteinander verwoben. Bereits der erste Track erinnert an schottische Edel- Indiepopper wie Aztec Camera oder Haircut 100 und im nachfolgenden, etwas statischen "Sutphin Boulevard" kommen erstmals reizvolle fernöstliche Ornamente zum Tragen. Hynes ist der Mann hinter Projekten wie Test Icicles oder Lightspeed Champion und stand bereits für Basement Jaxx, Florence & The Machine oder Theophilus London an den Reglern. Was die Finesse erklären mag, mit der er hier, zusammen mit Produzent Ariel Rechtshaid, seinen manchmal an Boy George erinnernden Gesang, die durchweg sorgfältige Gitarrenarbeit, Chöre mit einer druckvollen Rhythmussection zusammengefügt hat. Die Melodien & Songskizzen, die er über drei Jahre zwischen den Jobs für andere Künstler aufgenommen hatte, ergeben nun ein feines, rundes Album, das optisch interessanterweise ganz andere Wege geht als das musikalische Referenzmaterial vermuten liesse. Play all, favourite: Track 8 - "The Complete Knock". http://bloodorangeforever.tumblr.com/

Drei Jahre sind nun auch schon seit "This Gift" verstrichen, nun melden sich die Glasgower Sons And Daughters Adele, Scott, Ailidh und David zurück. Auf Album Nr. 3, "Mirror, Mirror", haben die Vier versucht haben, ihren Sound weiter auf Wesentliches zu reduzieren. Für elektronische Feinheiten ist der neue Produzent Keith Mclvor (JD Twitch) verantwortlich. Siouxsie & The Banshees, PJ Harvey oder die B-52s wehen immer noch durch den Postpunk- & New Wave 80´s-Referenzraum hinter dem Spiegel und aus Sängerin Adele Bethels Texten düstert es bis zur finalen The Cure-Referenz "The Beach" weiterhin zu Hexen, Serienmördern, Schreibblockaden und anderen dunklen Mächten hervor. www.sonsanddaughtersloveyou.com
 
TIPP!








 
 
 Patrick Wolf - Lupercalia
 
 Mercury / Universal  
 

Alles eine Nummer größer, überbordener. Patrick Wolf, nach bereits vier Alben im UK zum queeren ´Kronprinzen des Alternative Pop´ausgerufen, will nun in die erste Charts-Reihe. Wie ein jugendlicherer und mainstreamigerer Marc Almond geht Wolf mit „Lupercalia“ einmal mehr pathostechnisch in die Vollen. Alles was Chöre, Synthie-, Bläser- und Streicherteppiche hergeben wird zu ähnlich "drüber" deklamierenden Lyrics auf den Hörer und Zuschauer losgelassen: „This is the greatest peace I’ve ever known, only your love makes house a home“ etc. Lady Gaga ist erklärtermaßen Fan, aber wer sich anhand dieser ganzen Camp-Explosion schon abwenden will, dem sei zumindest mit auf den Weg gegeben, dass Wolfl auch mit Patty Smith (der das Album gewidmet ist), Marianne Faithfull, Tilda Swinton und Nan Goldin gearbeitet hat. Muss ja ein, zwei Gründe haben.
Play Tracks 6,7,10,11. /www.patrickwolf.com/
 


 
 
 Gypsy & The Cat - Gilgamesh / Memory Tapes - Player Piano
 
  RCA International / Sony * Something In Construction / Rough Trade
 
 

Melodieseeliger Indiepop ist auch bei den Majors als kommerzieller Faktor angekommen und darf seit Empire of the Sun gerne auch aus Australien kommen. Die ´down under´-Musik Xavier Bacash und Lionel Towers hauen nun auch recht deutlich in diese Kerbe, insbesondere mit der auch hierzulande flugs als Single ausgemachten "Jona Verk". Kann man ja mal probieren als krisengeplagter Plattenfirmenverantwortlicher, schließlich schrieben die auch schon wieder reanimierten OMD schrieben ja einst unter ganz zufällig ähnlichem Titel ja eine gewisse Geschichte in die Pop-Annalen. Die waren keine Australier, aber vielleicht wird, wenn das insgesamt allzu glatt ausgefallene Werk von Gypsy & the Cat den Trend, trotz Fleetwood Mac- und Kim Carnes-Reminiszenzen und der oben schon angedeutetetn Empire-Kupferei nicht überlebt hat, doch noch andere Gründe dafür gefunden werden, dass sich Charts-Erfolg oft eben nicht übers Reissbrett einstellt.
Dem weiter oben vorgestellten Blood Orange-Projekt nicht unähnlich ist auch das zweite Album des Produzenten & Sängers Dayve Hawke aka Memory Tapes aus New Jersey ist eine melodisch einladende Popplatte, auch wenn die Zutaten aus Electro, Indie & Pop, Krautrock und sich etwas anders verteilen. "Keyboard-based psychedelic girl group songs, a sort of Motown suicide note" wollte Hawke inszenieren. Die Produktion verzichtet daher darauf, alles auf Mainstream-Hochglanz zu trimmen und bewahrt ein zuweilen leicht verschwommenes Low-Fi-Klangbild. Bei Track 3 lässt das "Twin Peaks"-Thema von Angelo Badalamenti grüßen, von ähnlichen Synthie-Soundbeds erheben sich auch die Melodien einiger anderer Songs. Play all. Fave: Track 6 "Humming". www.myspace.com/memorytapes

 



TIPP!


 
 
 Kim Wilde - Snapshots
 
 Columbia / Sony  
 

Mit Kim Wilde wurde 2010 eine eine der erfolgreichsten britischen Musikerinnen reaktiviert. Schon länger steht die als 80´s-Popstar weltweit bekanntgewordene Autorin, Moderatorin und zweifache Mutter wieder auf der Bühne. Der Erfolg der Liveauftritte, bei denen Madame Wilde mit ihrer eingeschworenen Band immer wieder Coverversionen in ihr Programm einbindet, verlockte ihre Plattenfirma offensichtlich, nun ein ganzes Album damit zu füllen. Ob sich Kim Wilde nach mehr als drei Jahrzehnten im Geschäft mit diesen Snapshots auf CD wirklich einen Gefallen tut? Zumindest in der Rezensenten zugedachten ungemasterten Version scheine diese weniger "liebevoll interpretiert & meisterhaft arrangiert"(Waschzettel-Text) als vielmehr für Kim Wildes Signatur-Vocals (die bei zu großem Tonumfang ins Schrille tendieren) schlicht ungeeignet. "Anyone Who Had A Heart" ist als Bacharach-Ballade viel zu schwer für Kim, manches uninspiriert im Arrangement ("To France") oder eben weit schlechter als das Original (nur 2 Beispiele: Blacks "Wonderful Life" oder "Just What I Needed" der Cars). Was auch für die Single gilt, zumindest wurde ein tragfähiger, in der Versenkung verschwundener Song ausgewählt: "Sleeping Satellite", einst ein One Hit Wonder für Tasmin Archer. www.kimwilde.com/


Bernd Begemann & Die Befreiung - Wilde Brombeeren
bureau b / Indigo

Soll man dem unermüdlichen, vor Selbstbewusstsein strotzenden Charmebolzen eine (im Albumopener na-na-na-geforderte) "zwölfte Chance" einräumen? So viele Solo-Studioalben (und noch ein paar Kollateral-Releases) hat der Hamburger Stilexperte mittlerweile in der Diskographie zu stehen und weiss:"Als Popfan wünscht man sich ja immer ein aus lauter Singles bestehendes Album. Bitte, da isses!" Und nimmt den Rezensenten gleich gutgelaunt die Einordnung seiner Brombeer-Tracks ab: "das Titelstück eine gekonnte... Mischung aus Prefab Sprout & German Gothic, andere Stücke klingen nach Squeeze, nach den Buzzcocks, nach Northern Soul, nach Sly Stone, ja sogar nach Heaven 17 und doch eindeutig und unnachahmlich nach Bernd Begemann & Die Befreiung." BB liefert mit seinem Dutzend eingängig-gewitzter Momentaufnahmen aus den "Slums von Eppendorf" erneut einen "Teil der lebendigen Stadtteilkultur" und erklärtermaßen das "perfekte Gegenmittel gegen den dominierenden Schwachsinn..., unterhaltsam, groovy und, jawohl, lehrreich...: „The Queen Is Dead“ für das unheimliche Deutschland des Jahres 2011". Bitte kaufen und BB & Co. (live) und dem Label durch Kauf den Rücken stärken!
Im September & Oktober auf Tour. Termine: http://bernd-begemann.de
 














LIVETIPP!

 
 
 I Blame Coco - The Constant / Caro Emerald - Deleted Scenes...
 
  Island * Polydor/ beide: Universal  
 

Der Clou ist die Stimme. Der auf etwa der Hälfte ihres Debüts "The Constant" sogar recht einfallsreiche Mainstream-Electro-Pop von "I Blame Coco" lebt zweifelsohne vom bemerkenswerten Aha-Effekt, dass sich tatsächlich Stimmcharakteristika von Papa Sting auf seine Tochter Eliot Paulina "Coco" Sumners vererbt haben. Cocos eigenwillig angerauhte Vocals klingen (wie beim Dad) nicht wie aus dem Lehrbuch, sondern zuweilen gepresst, haben aber eben das gewisse Etwas. Respekt verdient auch die Tatsache, dass hier etwas ohne direkte Anschubhlfe oder im direkten musikalischen Fahrwasser des berühmten Vaters versucht wird. Auf einem Track ("Caesar") ist denn auch Elektropop-Genrekollegin Robyn mit von der Partie. Play Tracks 1-4,10, 12. www.iblamecoco.com/

Nein, dies ist keine De-Phazz-Produktion, aus den Niederlanden ist dieses Chart-Phänomen zu uns geschwappt. Pop gespickt mit einem Hauch Swing, Mambo, 20´s-Atmo, Exotica und Lounge-Jazz. Die erfahrene Background-Chanteuse Caro Emerald kam eher zufällig mit ihrem ersten (NL-)Hit „Back It Up“ in Berührung, den sie eigentlich nur als Demo für eine japanische Popband einsingen sollte. Das der Single folgende Album blockierte dann die holländische Pole-Position für ein halbes Jahr. Der deutsche Release-Termin verschob sich immer wieder, bis die Single-Bombe "A Night Like This" verdientermaßen einschlug. Bei gleich 12 "Deleted Scenes From The Cutting Room Floor" besteht bei einigen allzu vorhersehbaren Tracks zwar eine gewisse Übersättigungsgefahr, der Erfolg sei Caro aber sowas von gegönnt. www.caroemerald.de
 





 
 
 Moonband - Open Space / Denavigation
 
 Rockville / Soulfood  
 

The incredible/sensational Moonband aus München tritt mit einem immer noch aktuellen und dem kurz vor Release stehenden neuen Album den Beweis an, dass gut hörbare Countryfolk-Americana nicht mehr unbedingt aus dem Mutterland kommen muss. Als ersten Eyecatcher setzt das Kollektiv geschickt auf das eigenwillige Designkonzept der von Christian Dreher gestalteten Cover, der hier Caspar David Friedrich mit kosmischen Fantasyelementen mixt und die korrespondierenden Gruppenfotos von Fotografin Anna-Lena Zintel. Wem es dann bei den konstruierten Nachnamen der Mitglieder (Eugen Mondbasis, Elena Rakete etc) etwas zuviel wird, muß eben damit leben, die Band hält ihr Konzept jedenfalls auch auf dem zweiten Album durch. Die Musik der Moonband würde man in der Tat nicht an der Isar verorten. Zutaten: stimmiges, hochwertiges Songwriting zu Banjo, diversen Gitarren, auch mal Harfe, oder Glockenspiel und Kontrabass, sowie natürlich der mehrstimmige, meist im Wechsel zwischen den drei männlichen Sängern und Frau Kirkova vorgetragene Gesang. Alles intensiv, aber nie effekthascherisch im Vortrag. Das neue, in der böhmischen Schweiz aufgenommene Werk "Denavigation" bemüht sich nun, die selbst hochgelegte Messlatte nicht zu reißen und beginnt zunächst etwas breiter instrumentiert und heisst Gastmusiker wie David Curry von Willard Grant Conspiracy willkommen. Nach einer vorgezogenen Releaseparty stehen im Herbst stehen auch wieder Livedaten der Moonband an. Watch this space... www.themoonband.de Appetizer: Play Tracks I, 7 & 8. II, 3 & 4.
 



 
 
 Barbara Cuesta - Shine / Suzanne Vega - Close Up Vol.3
 
  Dunefish / SPV * / Cooking Vinyl / Indigo
 
 

Überdeutlich sind die Suzanne Vega-Referenzen auf dem neuen Album der deutsch-spanischen Singer/Songwriterin Barbara Cuesta. Nicht nur in Songwriting und Intonation - im Mittelteil des Booklets liegt neben der "schlummernden" Künstlerin u.a. ein Cover von Vegas selbstbetitelten LP-Debüt auf dem Bett. Auch Vergleiche zu Tori Amos oder Regina Spektor kommen mitunter in den Sinn, wenn man die 14 Eigenkompositionen von "Shine" hört. Einmal singt Cuesta Spanisch, ansonsten hat sie erfolgreich von deutschem auf englischen Gesng umgesattelt. "Gefördert durch die Initiative Musik mit Projektmitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages." Da stellt man sich unweigerlich die Künstlerin im Plenum vor, in dem es in diesem Jahr sicher schon Langweiligeres zu hören gab.
Play Tracks 1-3, 9, 14. www.barbara-cuesta.de

Währenddessen fährt Suzanne Vega höchstselbst damit fort, sich die eigenen Songs auch in Sachen Masterrechte wieder anzueignen - Mit der CD-Serie "Close-Up" interpretiert Suzanne Vega einen Großteil ihres Backkatalogs - nicht wirklich neu, eher im Vergleich zur ursprünglichen Intonation möglichst naturgetreu. In der Instrumentierung abgespeckt und relativ konventionell zur Gitarre. Für Fans der seit den 80er-Jahren zu den arriviertesten Liederschreiberin ihrer Generation zählenden Singer-Songwriterin ist auch diese dritte Folge ein Muss: mit Songs wie "Undertow", "Solitude Standing", "Cracking" und "Penitent", aber auch "Blood Makes Noise" aus dem 1992 mit Ex-Ehemann Mitchell Froom in weit expermentelleren Arrangements aufgenommenen Ausnahmealbum "99.9F". Vega selbst sieht sich hier auf "on the freakier side of my songwriting". Einen bislang unveröffentlichten Song gibt es auch: "The Instant Of The Hour After", den Vega zusammen mit dem Duncan Sheik verfasst hat www.suzannevega.com
 






 
 
 The Secret Sisters / Chadwick Stokes - Simmerkane II / Paul Armfield - Tennyson
 
 Wrasse / Harmonia Mundi * Nettwerk / Soulfood * artfullsounds / Cargo
 
 
 "Tennessee Me"...Lydia und Laura Rogers - besser bekannt als The Secret Sisters, überzeugten nach ihrem in den Feuilletons der Republik schon vor Release wohlwollend aufgenommen CD-Debüt auch bei ihrem kürzlichen Showcase auf der Bühne des Münchner "Ampere" - immerhin der ersten Live-Show des hochgelobten Newcomer-Duos in Deutschland. Ohne Sidemen & Lichteffekte spielten sich die beiden in Muscle Shoals, Alabama aufgewachsenen Schwestern allein mit den Songs ihres selbstbetitelten, von keinem Geringeren als T-Bone Burnett produzierten Debüts in die Herzen: Bluegrass, Country, Honkytonk. www.secretsistersband.com/

State-Radio-Frontmann Chad(wick) Stokes ist der Typ Musiker, der sich noch per `Train Jumping´durch die USA bewegt. Stokes reist auf Güterzügen in guter alter Tramp-Manier, springt nach Laune & Gusto auf und wieder ab. Diese Art zu reisen war auch Inspirationsquelle für das Soloalbum "Simmerkane II" mit Geschichten von Mädchen und Farmern, Countryfolk, Rock & Americana. Chad ist in den USA etabliert, in Europa genrebedingt weniger bekannt, was u.a. drei (mit den Sierra Leone Refugee Allstars aufgenommenen) Extra-Bonustracks auf dem außerhalb Amerikas veröffentlichten Album ändern sollen. www.chadwickstokes.com/

Alfred Lord Tennyson, ein in Großbritannien sehr bekannter Dichter aus dem 19.Jht. Wie Folk-Sänger Paul Armfield ein Sohn der Isle of Wight. Literaturfan Armfield bemüht sich, auf seinem aktuellen Album eine andere Seite des als altmodisch verschrieenen Autoren über seine Musik bekanntzumachen. Unter Einsatz von Gitarre, Mandoline, Banjo und Kontrabass arbeitet der bisher dem Tennyson-Cover auch optisch nahe, jüngst aber neu frisierte Armfield sich durch 10 Stücke, die für Fans von Lambchop, den Tindersticks, Tom Waits oder Nick Drake eine lohnende Sache sind. Auf Track 7 sorgt Mari Persen für Abwechslung am Mikro. www.paularmfield.com Play Tracks 3,4,6,7.

 
 
   

 
 Previous Issue: 6/7 - 2011 © cinesoundz 2011
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