Reviews 9-11 Catalog

* soundtrack * crossover * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *

 Kylie - The Albums 2000 - 2010
 
 Parlophone - EMI
 
 

Kleine große Kylie. Eines ihrer Showfeuerwerke sollte man gesehen haben, auch wenn 90% des musikalischen Karriere-Ausstoßes der 1,53 m großen Australierin wohl zu vernachlässigen sind. Über die Jahre haben sich dennoch ein paar stets attraktive Hymnen angesammelt. La Minogues fünf Parlophone-Studioalben "Light Years", "Fever", "Body Language", "X" und "Aphrodite" (die regulären Nummern 7-11 in ihrer Diskographie) erschienen nun in einer sogenannten limitierten 5CD Box - mit diversen Highlights aus der Reifephase des australischen Dancepop-Millionenphänomens: von "Spinning Around", "Your Disco Needs You", "Love At First Sight" und "Come Into My World" über "Slow", "2 Hearts", "In My Arms" und "The One" bis zu "All The Lovers", "Can´t Beat The Feeling" und "Everything Is Beautiful" aus dem Vorjahr sowie natürlich dem Megahit "Can't Get You Out Of My Head". Das Ganze so verschwenderisch in der Ausstattung, dass selbst die Innenseiten der 5 Papphüllen mit Kylie-Design-Fotos bedruckt wurden - und zwar mit Motiven, die sich nicht im beigelegten Foldout-Booklet finden. Wieviele Fans der Box wohl mit dem Teppichmesser zu Leibe rücken werden?
 


 
 
 Alcazar - La Selection Pop / Early Morning Breaks Vol.3
 
 Various Artists - Pschent / Rough Trade * Peacelounge / Alive
 
 

Eric Hauvilles Pariser Pschent-Label ist mit der Produktion erfolgreicher Compilationserien ausgelastet - für Firmen wie die Terence Conran Group (neben "The Conran Shop Vol.1 & 2" auch die Vorgänger der vorliegenden CD "Mezzanine of Alcazar Vol.1, 2 & 3"), die Elite Model Agency, Barbara Bui die Magazine Technikart und Wad, das Restaurant "Maxim’s of Paris" sowie als wohl bekannteste die diversen CD-Folgen des auch an dieser Stelle bereits lobend erwähnten Stéphane Pompougnac für "Hotel Costes". Pschents Alcazar-Popselektion wird von den beiden DJ-Namensvettern Nicolas Beauvais und Nicolas Sorel verantwortet, die eine attraktive Mischung von Tahiti 80 und Lanu über Mayer Hawthorne und Louie Austen bis hin zu einem Amadou & Mariam-Remix unter Beteiligung von Theophilus London an den Start bringen. Diverse Neuentdeckungen inclusive. www.pschent.com/fr
Planet Radio-Macher Mark Hartann und Peacelounge-Chef Christian Arndt gehen mit ihren "Early Morning Breaks" nach Vol. 1 und Vol. 2 nunmehr in die dritte Runde. Die Optik wurde von Strand & Pool direkt ins (Kinder-)schlafzimmer verlegt, was senderzielgruppentechnisch wohl noch positiver belegt ist und in diesem Sommer fast seherisch anmutet. 34 mal Chilliges fürs Sofa also, in einer Mischung aus bekannten und weniger bekannten Namen. Immerhin gibt es auch mal den schläfrig-sanften Fluss etwas Auflockerndes wie Bents "Exercise 4", die notorischen Gebrüder Kalkbrenner -Fritze & Paule- sind mit einem Track vertreten und man hat wieder Ehrgeiz entwickelt, was unveröffentlichte Tracks angeht - immerhin sieben von 35 Stücken sind es diesmal auf der Doppel-CD (incl. neues Early Morning Breaks-Intro). Appetizer: I, 6, 15, 16. II, 7, 17. www.localmedia.de
 





 
 
 Noman Jay MBE presents Good Times / Black Feelings 2
 
 Various Artists - Strut / Alive * Freestyle / Groove Attack
 
 

Strut Records versorgt seine Fans weiter mit verlässlich guter Musik. Diesmal brüsten sich Quinton Scott & Co. mit Ausnahme-DJ, KISS-Radio- und Notting Hill Carnival-Legende Normany Jay MBE. Wer mit den drei nachgestellten Buchstaben nix anfangen kann: Jay wurde 2002 von der Queen herself mit dem `Member of the Order of the British Empire´ der höchste zivile Verdienstorden im Uk verliehen, was ihm erstmal jemand im Popbiz nachmachen soll. Einige feine Beispiele seiner "Deejaying & services to music"-Skills finden sich auch auf der 30-Jahre-Jubiläumsausgabe seiner "Good Times"-Straßenparty. NJMBE, gebürtiger `Notting Hiller´, absolvierte überliefertermaßen sein erstes DJ-Set mit 8 Jahren - auf der Kindergeburtstagsparty seiner Cousine. 1979 gründete er mit seinem Bruder Joey das nun legendäre `Good Times Soundsystem´, das mit Funk-, Soul- Afro- und Disco-Sound den Notting Hill Carnival mitbestimmt hat. www.strut-records.com www.normanjay.com/
Funk, Soul, Latinöses oder Afrobeat -musikalisch ähnliches Terrain beackern bekanntermaßen Adrian Gibson und seine Crew bei Freestyle Records - hier mit der zweiten Folge von "Black Feeling", einem gelungenen 2007er Wurf von Lance Ferguson (u.a. The Bamboos, Lanu - allerdings auf Tru Thoughts). Knackige Reinterpretationen von Genreklassikern - nicht sklavisch nachgespielt, aber im Geiste des Originals. Wer einige der Originale sein eigen nennt, wird da natürlich zum Vergleich verführt. Diesmal u.a. dabei: "Nautilus", "K-Jee", "Shaft In Africa", "Burning Spear"...letztere beide allerdings nicht auf für Rezensenten vorgesehenen abgespeckten Promofassung. Eine Superidee - statt Tipp!: Punktabzug.
http://www.freestylerecords.co.uk/
 





 
 
 Jazzanova - Coming Home
 
 Various Artists - Stereo Deluxe - Ministry of Sound / Warner  
 

Hatten DJ Hell & Nouvelle Vague mit interessanten Ansätzen der "Coming-Home"-Reihe bei Stereo Deluxe-Reihe zusätzliche programmatische Nuancen hinzugefügt, geht es beim Berliner Produzenten- und DJ-Kollektiv Jazzanova wieder ganz einfach um Titel, die sie selbst gern zu Hause hören. Reicht in dem Fall sogar, denn die eklektischen Einflüssen, mit denen sich Alexander Barck, Claas Brieler und Jürgen von Knoblauch (die auch als Jazzanova Radio machen) sowie die Produzenten Stefan Leisering & Axel Reinemer wohlfühlen, garantieren ein abwechslungsreiches Hörvergnügen.
So ganz ohne konzeptionelle Gedanken wird auf Jazzanova-Level natürlich nicht kompíliert - bereits im Einstieg mit dem starken, programmatischen "That's Us / Wild Combination" zeigt sich Arthur Russell, vor allem für seine Disco-Produktionen bekannt, von einer überraschend sanften Songwriter-Seite. Mit "Behold These Days, Berlin '74" wird auch ein schöner Track aus dem empfehlenswerten Jazzanova-Soundtrack zum Tanztheater-Stück Belle et fou nocheinmal ins Licht gerückt, eine Hommage an den Symphonic Soul der 70er. Und so lohnend geht es weiter, die CD hat 17 Tracks...
 
TIPP!

 
 
 The Alan Parsons Project - Pyramid
 
  Music On Vinyl / Cargo  
 

Was soll man noch schreiben zu einem klassischen Alan Parsons-Album, wie "Pyramid" es nun mal ist. Wer in Parsons´ kreativer Blütezeit damit wie mit beiden Vorgänger-Konzeptalben aufwuchs, wird es irgendwie lieben und immer wieder mal herausholen. Zumal, wenn die alte Orignal-LP, die den starken Einstieg mit dem „Voyager"- Instrumental, gefolgt von „What Goes Up Must Come Down" noch bewältigt, auf der Balladen wie "The Eagle Will Rise Again" und "Shadow Of A Lonely Man" aber doch schon erhebliche Schleifspuren offenbaren, nun von einem presswerkfrischen Re-Release aus der Music On Vinyl-Reihe - im Original Hipgnosis-Artwork - etwas entlastet werden kann. Was Bonustracks angeht, wurde mit der remasterten CD-Fassung vor drei Jahren ja einiges geliefert, hier geht es um andere, pyramidale Klangwerte für Analog- und 70´s-Coverart-Fans.
 
VINYL-TIPP!

 
 
 Killer Rhythms & Red Hot Beats / The Roots of Trash Garage
 
 Various Artists - beide: Chrome Dreams / In-Akustik  
 

Bei Chrome Dreams im UK erscheinen in regelmäßigen Abständen interessante Katalogtitel aus den Bereichen Vintage & Filmmusik. Das 50´s & 60´s-Repertoire ist günstig zu haben, daher extra wichtig: die Aufmachung. Die stimmt, wobei mehr noch als der Extra-Pappschuber einordnende Liner Notes und farbige Fotos & Cover-Abbildungen zu Buche schlagen.
Erst im Rock n Roll wurde es - auf kommerziell breiterer Ebene als im Blues - quasi obligatorisch, einen Sänger oder eine Sängerin in den Mittelpunkt der musikalischen Performance zu stellen. Ab da kamen Instrumentals ein wenig zu kurz, was die Aufmerksamkeit von Kritik & Publikum angeht. Um die Mitte der 50er herum gab es dennoch eine erkleckliche Auswahl an rein instrumental eingespielten Titeln, denen die vorliegende "Killer Rhythm"-Sammlung zu ihrem Recht verhilft - u.a. hierzulande wohl nur Eingeweihten bekannten Namen wie Phil Harvey, The Gamblers oder The Renegades - hinter denen allerdings zuweilen Größen wie Phil Spector, Bruce Johnson oder Kim Fowley standen. Insgesamt 70 Titel !!!
Derer immerhin noch 50 sind es bei der zeitglich an den Start gebrachten "The Roots of Trash & Garage"-Kopplung. Hier werden angerauhte Blues-, Rock´n Roll-, Surf-, Beat- , Soul-, Pub Rock- und sogar Girl-Group-Beispiele präsentiert, aus denen sich später nicht nur klassische Rock Acts, sondern auch die etwas dreckigeren Verwandten wie etwa Troggs, Stooges bis hin zu den Sex Pistols etc speisten. Mit dabei Howlin’ Wolf, Muddy Waters, T. Bone Walker, Screamin´Jay Hawkins, Gene Vincet, Johnny Guitar Watson, Bo Diddley, The Crickets, The Shirelles u.v.a. www.chromedreams.co.uk
 



 
 
 Roedelius - Wie Das Wispern Des Windes / Wasser Im Wind
 
 beide: bureau b - Indigo VINYL-TIPPs
 
 

Noch einmal sei an dieser Stelle an die verdienstvolle Re-Relase-Tätigkeit des kleinen bureau b-Teams erinnert, die sich in schwierigen Zeiten vor allem mit der Wiederveröffentlichung des Sky-Kataloges hervorgetan hat.
Hans-Joachim Roedelius, sicher einer der produktivsten deutschen Musiker mit wechselnder Nähe zu Krautrock, Elektronik und Ambient, und mit seinen Solo-Alben ebenso etabliert wie durch die zahlreichen Kollaborationen mit Dieter Moebius als Kluster (bzw. später Cluster, bei denen auch Conny Plank eine tragende Rolle spielte), mit Michael Rother (Harmonia) und Brian Eno. Das vorliegende 1986er-Album "Wie das Wispern des Windes ..." zeigt die akustische Seite von Roedelius, hier das erste Mal völlig auf Elektronik verzichtet und seinen Bösendorfer-Flügel in den Mittelpunkt der Improvisationen stellt. Das Werk wurde zuzeiten nur von dem kleinen nowegischen Label Cicada veröffentlicht - eine echte Rarität.
Ein ähnlicher Titel, doch Roedelius´ zehntes Studio-Album "Wasser im Wind" klang 1982 dagegen anders und war mit Rhythmusmaschine `Drummer One´, repetitiven Keyboard-Patterns und seinen irgendwie verwehten Melodien deutlich elektronischer geprägt. Das Klavier arbeitet sich langsam nach vorne, während die Saxophonklänge von Alexander Czjzek hier etwas von einem Fremdkörper haben.
Beide Alben enthalten wieder die bewährten Liner-Notes von Asmus Tietchens und sind auch als 180g-Vinyl erhältlich - Sammler wird es freuen.
www. roedelius.com
 



 
 
 Blank & Jones - Relax Edition Six / Cafe Del Mar / DJ Ravin - Urban By Nature
 
 Various Artists - Soundcolours / Soulfood * Cafe Del Mar / H`ART * Naive / Indigo
 
 
 1 Urlaubszeit, Chillout-Compilationalarm... Blank & Jones machen den Anfang und relaxen mal wieder so richtig ausgiebig, wie gehabt bläulich maritim im Design und natürlich auf Doppel-CD. Das geschäftstüchtige Duo beschränkt sich dabei nicht auf das reine Kompilieren, sondern verteilen eine erkleckliche Anzahl eigener Produktionen & Kompositionen unter den 24 Tracks. U.a. quer durch die Musikergenerationen als Gäste mit dabei: die deutsche Songwriterin Katja Werker, die französische Chanteuse Berry, Steve Kilbey (Sänger von The Church), Martin Fry (ABC) oder Laid Back. www.blankandjones.com
2 Das Chillout-Genre erweist sich als widerstandsfähiger als mancher wahrhaben will. Spätestens zur Ferienzeit perlen die Sundowner-Gitarren zu sanften Beats & gehauchten Vocals wieder durch die Strandbars und von Innenstadt-Balkons. Das nach José Padilla und Bruno Lepetre von verschiedenen DJs betreute Café del Mar-Franchise ist bei Folge 17 angelangt und ist sicher kein "besonders gelungenes Highlight der Serie", wie der Waschzettel wiesmachen möchte. Man müht sich zwar um eine gewisse Abwechslung, die beiden Cds bieten aber vor allem eines:völlige Austauschbarkeit. Es soll Leute geben, die das im Urlaub mögen.
3 DJ Ravin ist Resident in der famösen Pariser Buddha Bar und Mit-Compiler der nicht gänzlich unbekannten CD-Serie. Auf "Urban by Nature" entführt der Teure seine Hörer in gleich zwei (So(fitel)-Luxushotels. Das erste steht in Bangkok (Fashondesiger Christian Lacroix war involviert), das zweite in Mauritius (Lek Bunnag, Design Kenzo Takada). Der "So"-(Marketing-)Philosophie entsprechend verstehen sich die Luxus- und Designoasen als "inspiriert von den fünf Naturelementen". Die von Ravin kompilierten & gemixten CDs sollen "das Wesen und die Seele jeder Destination musikalisch auf den Punkt" bringen, wobei Mauritius (klaro - schonmal in Bangkok im prime business district versucht zu chillen?) etwas ruhiger ausgefallen ist, da kommt er ja auch ursprünglich her, der DJ Ravin. Es gibt schlechtere Hotel-Compilations. Solide/Für die Buddha-Bar Klieentel. www.djravin.net/
 
 
 
   

 
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