Reviews 9-11 World

* soundtrack * crossover * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *

 Mamani Keita - Gagner L´Argent Francais
 
 No Format / Alive
 
 

Mamani Keita aus Bamako, Mali setzt auf ihrem dritten Album die Zusammenarbeit mit dem französischen Produzenten Nicolas Repac fort, der bereits Yelema mitgestaltete, nachdem Keita sich von Marc Minelli getrennt hatte. Dessen Electro Bamako hatte für erstes Aufsehen gesorgt, war der Sängerin aber letztendlich zu elektroniklastig ausgefallen. Diesmal schrieb sie die Songs zusammen mit ihrem Gitarristen Djeli Moussa Kouyaté. Abgesegnet durch Mentor Mohamed Sissoko, durfte sich Repac in Paris an die Arrangements machen. Musiker der malischen Diaspora von Paris, wie der Ngoni-Virtuose Moriba Koita, leisteten ebenfalls ihren Beitrag. Rockgitarre, Bass & westliche Drums, Klemer-Klarinette und Repacs Sample-Arsenal gehen eine stimmige Verbindung mit Mamani Keitas hellen Vocals ein. Dte Texte thematisieren - wieder in Keitas Muttersprache Bambara - das nicht immer leichte Leben in Europa: "Gagner L’Argent Français" eben. Leider bis auf weiteres keine Konzerte im deutschsprachigen Raum. Album-Info http://mamani.keita.free.fr/
 
TIPP

 
 
 Golden Beirut / BLNRB - Welcome To The Madhouse
 
 Various Artists - Outhere / Indigo  
 

Aufgemerkt - hier kommt keine gewöhnliche World-Music-Sammlung - eher eine Art erster Soundtrack zum sogenannten "Arabischen Frühling". Schon das Cover von "Golden Beirut" betont den urbanen Charakter der geprüften libanesischen Hauptstadt. Der Titel nimmt Bezug auf die "golden years" Beiruts - vor dem Bürgerkrieg, der in den Neunzigern begann. Der Journalist Thomas Burkhalter (www.norient.com) hat auf diesem Album "new sounds from Lebanon" versammelt, die nur zum Teil Erwartungen an Exotik & Nahost erfüllen. Gitarrengetriebene Wave-Klänge, die keine Verortung in der arabischen Welt vermuten lassen, eröffnen den von Post Punk-, Hip-Hop-, Electro und Pop geprägten Sampler. Ein Spiegel der Aktivitäten junger Beiruter Musiker, die sich wie viele ihrer Generation vor & von allem verlassen fühlen: "tired of war, fed up with politics, sick of religious madness and angry about Euro-American exoticism".
Für die vom Goethe-Institut und den Gebrüdern Teichmann entwickelte Idee "Berlin vs. Nairobi" war natürlich ebenfalls das Münchner Outhere-Label erste Adresse. Auf BLNRB lassen die Urban-Afro-Spezialisten Größen aus der Berliner Elektro-Szene auf kenianische Musiker treffen. NRBLN - BLNRB eben. Aufgehängt an einer Reise nach Nairobi von 2009 mischen hier aus Berlin das Breakbeat-Duo Modeselektor, die Teichmanns und das multikulturelle Dubstep-Trio Jahcoozi, sowie aus Kenia die Rapper Mister Abbas, Kimya, Lon Jon, Nazizi und Necessary Noize, die Elektropopper Just A Band, Sänger/Gitarrist Michel Ongaru und das Hip-Hop-Kollektiv Ukoo Flani aus Mombasa mit. Das entsprechende "Madhouse" der Sessions kann man sich vorstellen. Etwas hat es gedauert, aber nun liegt, nach einer zu Auftritten im Haus der Kulturen der Welt im letzten Jahr vorausgeschickten EP, auch das ganze Album -mit opulent bebildertem Booklet incl. einer Fülle von Details- vor. www. outhere.de
 
TIPP


TIPP

 
 
 Luso Noir
 
 Various Artists - Piranha / Indigo  
 

"Sailing the sea of longing..." Dieses sorgfältig aufgemachte, in Kooperation mit der Büchergilde produzierte Album weiht ein in die Untiefen melancholischen Weltschmerzes, passt also ungefähr zur Stimmungslage, die einen anhand des Weltgeschehens in Kombination mit dem diesjährigen "Sommer"wetter überkommt. "Luso Noir", das steht für Saudade afrikanischer Prägung, aus Angola, Mozambique und von den Kapverden. Das Lusitanisch-portugiesische Weltreich hatte über 500 Jahre lang auch in weiten Teilen Afrikas das Sagen. Um 1975 gingen seine Reste nach einer Serie blutiger Umstürze in afrikanische Regimes über, nur wenige vertrauenswürdiger als die bisherigen Kolonialherren. Die verbliebene Tradition der Saudade steht nicht nur für das musikalische Genre, sondern auch für die leicht resignierte Lebenseinstellung, die dennoch den Blick für die Schönheit mancher Augenblicke nicht ausschließt. Gesungen wird die attraktive Klage hier nicht nur auf Protugiesisch, auch in Changana, Ronga & Kreolisch. www.piranha.de
 


 
 
 JuJu - In Trance
 
 Real World - Label / Lotus  
 

JuJu-Time again. Das für September angekündigte Aufeinandertreffen von Justin Adams und Juldeh Camara in den Real World-Studios wurden an zwei (2 Jahre auseinanderliegenden) eintägigen Sessions ohne jegliche Overdubs & Soundeffekte eingespielt. Der Sound von Tell No Lies wird noch einmal weiterentwickelt. Adams schrubbt seine Gitarre, die Rhythmusgruppe Billy Fuller am Bass, Dave Smith und Martyn Barker an den Drums liefern den nötigen Schub und der aus Gambia stammende Camara singt rechtschaffene Fulani-Texte, während seine einsaitige Ritti-Geige längere Improvisationen über dem treibenden Geflecht seiner Mitstreiter unternimmt.
www.realworldrecords.com/juju
 

 
 
 Tango Anthology - Part 1
 
 Various Artists - Sony Music Argentina
 
 

Direkt von der Quelle, direkt aus Argentinien, kommt das Repertoire dieser trotz des geringen Preises recht attraktiv gestalteten Box mit 15 Cds in Black-Vinyl-Optik, incl. 48-seitigem Booklet mit Linernotes und Biographien. Die Anthologie mit Aufnahmen aus den Bandarchiven von RCA Victor, CBS und Microfón lädt zur Reise durch die nunmehr 100-jährige Geschichte des Tango ein: "Old Times" (die 20er & 30er Jahre), "Let´s Dance" (die 40er), "The Dance Lives On" (die 50er), "The Lonely Years" (die 60er & 70er) sowie "Return" (80er & beyond). Vom Schellack-Sound des Orquesta Tipico Victor über alte Klassiker von Carlos Gardel, das schon früh modern aufspielende Julio De Caro Sextet bis zu den typischen Tango-Orchestern der 40er. Von Carlos di Sarlis Instrumentals über die bedeutenden Einspielungen von Astor Piazzolla bis hin zu vermehrt weiblichen `Cancionistas´ wie Maria Grana oder Soledad Villamil. Julio Sosa, Aníbal Troilo, Juan D'Arienzo, das Quinteto Real, Edmundo Rivero, Osvaldo Pugliese, Horacio Salgán u. v. a. dürfen ebenfalls nicht fehlen. Tango galore!
 
BOX-TIPP

 
 
 Ziggy Marley - Wild And Free
 
 Tuff Gong / Groove Attack
 
 

Dem ältesten Sohn von Rita & Bob Marley ist mit dem neuen, von ihm und Don Was produzierten Studioalbum (das zusätzlich noch von Altmeister Bob Clearmountain abschließend abgemischt wurde) sein wohl bisher ausgereiftestes Werk gelungen. Für "Wild And Free" hat er zudem ganz unterschiedliche Gäste am Mikro versammelt: Rapper Heavy D, Hollywood-Star Woody Harrelson (seinen überraschenden Gesangspartner beim programmatischen Album –Titletrack & -opener ("I see Marihuana trees swaying in the breeze") und zuguterletzt seinen Sohn Daniel - Vorbote der nächsten musizierenden Marley-Generation. Notiz am Rande: Ziggy stellte in diesem Jahr auch seinen ersten Comic vor - mit dem Titel "Marihuanaman"! - mehr dazu in Kürze... Ziggy Marley spielt im Rahmen seiner aktuellen Europatournee auch als Headliner auf dem Chiemsee Reggae Festival - am Samstag, d. 27.8. www.ziggymarley.com
 
LIVE-TIPP!

 
 
 Loane - Le Lendemain
 
 Virgin France / EMI
 
 

Der Sound ist ein anderer - zu flottem, explizit elektronisch instrumentiertem Pop singt Loane auch auf ihrem zweiten Album (nach dem akustisch gepägten Debutalbum "Jamais Seule") bittersüße Texte über Trennungen und andere seelische Grausamkeiten. Drei Jahre lang war sie mit dem ersten Album unterwegs. Ihr charakteristisches Klavierspiel zumindest hat Loane auch in den Retro-Electro-Kontext des Nachfolgers übernommen. "Le Lendemain" ist erklärtermaßen eine Hommage an Loanes Jugendhelden, große französische Pop-Stimmen der Achtziger: Daho, Francoise Hardy, Elli & Jacno und Co. Mylène Farmer kommt einem allerdings noch vor all denen in den Sinn. Wer Musik bevorzugt am Computer hört, erhält mit der Open Disc noch Bonuscontent obendrauf. www.loane-lesite.fr
 

 
 
 Maria Farantouri Sings Taner Akyol
 
 Enja / Soulfood  
 

Gerade war sie im Brunnenhof der Münchner Residenz im Rahmen einer lose mit Mikis Theodorakis´ 85. Geburtstag verbundenen griechischen Nacht wieder einmal live zu erleben. Auf dem aktuellen Album widmet sich die für ihr langjähriges politisches Engagement bekannte Maria Farantouri den Kompositionen des preisgekrönten jungen türkischen Komponisten & Baglama-Virtuosen Taner Akyol. Dessen Arrangements unter Führung seiner dem Saz ähnlichen orientalischen Langhalslaute umspielen hier die griechischen Übersetzungen alter anatolischer Texte. Akyol gründete u.a. das interkulturelle Ensemble Cornucopia, leitet seit 2004 das „Ta Musikatelier" in Berlin und komponierte die Musik zum Audiobook von Orhan Pamuk’s „Rot ist mein Name“. Eine weiteres Akyol-Album auf Enja ist angekündigt.
http://farantouri.gr/En/News/
 
LIVE-TIPP

 
 
 Lebiderya - Orientation
 
 Herzog Records / Edel  
 

Gemeinhin aus Mannheim stammenden Klängen gilt unsere höchste Skepsis. Die orientalische Musikakademie in Jungbusch, der seit längerem türkisch dominierten Enklave der klassischen Arbeiterstadt, bringt jedoch ohne Zweifel interessante Projekte hervor. Zum Beispiel LebiDerya, das Ensemble von Kanun-Zithervirtuose Muhittin Kemal Temel, Percussionist Joss Turnbull, Trompeter Johannes Stange und Saxofonist Stefan Baumann. Die vier taten sich hier zunächst aus Neugierde zusammen und arbeiten nun gemäß ihres Bandnamens (der das Aufeinandertreffen von Land & Meer, im übertragenenen Sinne jenes zweier Welten beschreibt) an der Fusion deutscher und türkischer Klänge: in ihrem Fall meist eher ruhiger Oriental Instrumental-Jazz mit kammermusikalischen Anleihen, der überraschend mit einem (ungenannten) Chor abschließt. Appetizer: Play Track 1.
www.ensemblelebiderya.de www.herzogrecords.com
 


 
 
 Sufi Music / Brazilian Café / English Folk
 
 Various Artists - alle: Rough Guide - World Music Network / Harmonia Mundi  
 
 1 liegt der Redaktion noch nicht vor. Die Rough Guide Serie vom World Music Network mit weiteren drei Folgen
2 Diese Folge bringt aktuelle brasilianische Post Bossa-Künstler wie Seu Jorge, Cibelle, Bossacucanova feat. Marcos Valle, Luisa Maita oder Ceu auf einen `cafezinho´ zusammen. Solide. Der mit einer Caetano Veloso-Kollaboration vertretene Sänger & Gitarrist Victor Ramil ist auf der Bonus-CD noch einmal auf 11 Tracks gemeinsam mit Percussionist Marcos Suzano zu hören: "Satolep Sambatown".
www.worldmusic.net/guide/brazil victorramil.com.br
3 Compiled by Ian Anderson - doch wohl nicht der (in Sachen Folk sicher auch nicht unbeleckte) Ian Anderson? Jedenfalls ist derzeit von einem neuen "Golden Age" für englische Folkmusik die Rede. Den Beweis will die vorliegende RG-Compilation mit Künstler(inne)n von Emily Portman, Ian King, Nancy Wallace oder Bob & Ron Cooper antreten. Allemal kurzweilig. Auf der Bonus CD dreingegeben: 'The Rough Guide To Coope, Boyes & Simpson'. Das No-Masters-Trio, das schon seit 1993 gemeinsam musiziert, steht voll im Saft und wurde gerade für ihr letztjähriges Album bei den BBC Radio 2 Folk Awards nominiert. Play I, Track 2.
www.worldmusic.net/guide/englishfolk
 
 
 
   

 
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