Reviews Jazz 01-2015

* soundtrack * crossover * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * x-mas-special *
 
Chris Walden - Full-On!
 
 Content / Edel * film * comic * book *
 
 
 
Der beiderseits des Atlantik gefragte Hamburger TV-Arrangeur Chris Walden kann über mangelnde Beschäftigung nicht klagen. Mit den Orchesterbegleitungen für arrivierte Stars wie Michael Bolton, Christopher Cross, Nancy Wilson, Paul Anka oder Stevie Wonder, für Neil Young oder Diana Krall wäre manch anderer voll ausgelastet. Der mehrfach Grammy-nominierte Walden leistet sich dennoch ein ganz besonders Hobby: Big Band Jazz. „Full On!“ ist bereits seine vierte Veröffentlichung als Leiter der eigenen Big Band und die swingt ganz ordentlich. Eigen-Kompositionen wechseln mit Jazz-Arrangements für bekannte Pop-Titel wie "Ride Like The Wind", "Sir Duke" oder Lenny Bernsteins "I Can Cook Too". Das Salz in der "Full-On"-Suppe sind dabei die Gäste am Mikro wie Tierney Sutton und Siedah Garrett. Und auch Latin-Trompeter Arturo Sandoval schaut mal vorbei. Aufgenommen wurde in den Capitol-Studios in Hollywood unter der Ägide von Engineering-Legende Al Schmitt - das legendäre modernistische Gebäude thront auf dem Foto in der Mitte des CD-Digipaks. www.chriswalden.com
 


 
 
 Triosence - One Summer
 
 New Arts International
 
 
 
Ausnahmsweise an dieser Stelle mal ein Live-Album. Laut `Stern´ gehören "die neuen Gesichter des deutschen Jazz" Bernhard Schüler (p), Stephan Emig (dr) und Matthias Akeo Nowak (b). Seit 1999 eilen triosence, die "Jugend jazzt"-Sieger von Auszeichnung zu Auszeichnung und von Konzert zu Konzert. Der eigendefinierte `Songjazz´ der Fusion-Musiker erreicht auch Hörer, die mit Jazz sonst wenig am Hut haben. Nun also "One Summer Night", bis auf die neue Komposition "The Road Ahead" ein Best-Of der fünf triosence-Studioalben, jedoch mit allen Titeln in neuen, bisilang ungehörten Arrangements, reharmonisiert oder durch neue Sequenzen ergänzt. Die Aufnahme wurde ermöglicht durch einen Mäzen der Band, Co-Produzent Raimund Wilhelmi - auch so ein Refinanzierungs-Modell für Künstler, das sich in Zeiten des technischen Umbruchs nach wie vor bewährt. www.triosence.com
 

 
 
 The Windwalkers - La Guagua  
 Mons Records / Codaex
 
 
 
„La Guagua“ (Der Bus), der über siebenminütige Titeltrack der vorliegenden CD von Windwalkers-Bandleader Mario Maradei, einem kolumbischen Percussionisten, enstand aus der Idee einer rasanten Busfahrt heraus, in Brasilien, "einem Land, wo die Busfahrer fahren, als hätten sie den Teufel im Nacken". Aufgenommen hat das sechsköpfige Ensemble, das schonmal im Vorprogramm von Herbie Hancock (eine Version von dessen "Maiden Voyage" beschließt das Album) & Wayne Shorter auftritt, zwar im heimatlichen Mannheim, doch vor allen die Latin-Gewogenheit verbindet die sechs Musiker: neben Maradei sind das Les Artmann (p), Fabian Schöne (sax), Marc König (trp, flgh), Franz Eichberger (dr) & Dominik Bornhorn (b). Kolumbien, Ungarn, Zypern, Deutschland – die internationale Besetzung schlägt sich auch im Sound nieder - stets offen für Einflüssen wie Funk, Fusion, Afro-Cuban, Son Montuno oder Samba.
http://windwalkers-music.com/

 

 
 
 Vince Guaraldi Trio - Cast Your Fate to the Wind
 
 Label / In-Akustik  
 
 
Ein paar `Platten´ von Vince Guaraldi gehören einfach ins Regal - solange es diese zunehmend antiquarische Form des Musik-Sammelns noch geben mag. Der (wie hier schon am Cover erkennbar) aus San Francisco stammende Schöpfer der Musik zu den Peanuts-TV-Episoden, darunter das alle Jahre wieder aktuelle, legendäre Weihnachtsspecial "A Charlie Brown Christmas" von 1965 verstarb ja leider schon 1976. 1962 bereits nahm der Schnauzbartträger Inspiriert vom französisch-portugiesischen Film Orfeu Negro von 1959) seine Interpretation der A.C. Jobim-Bossa-Nova-Filmmusik auf. Der „Samba de Orpheus“ wurde als erste Single aus dem Album ausgekoppelt und auf der Suche nach einer passenden B-Seite landete man schließlich bei einer überarbeiteten Version der Guaraldi-Komposition „Cast Your Fate to the Wind“, die 1963 sogar den Grammy als „Beste Instrumentale Jazz Komposition“ gewann. www.vinceguaraldi.com
 

 
 
 Bill Evans - You Must Believe IN Spring
 
 Music on Vinyl / Cargo VINYL-TIPP
 
 
 
Und noch eine Produktion aus den Capitol-Studios in Hollywood (s.o.). - ebenfalls mit Filmmusik-Bezug. Der Titeltrack von Bill Evans letzem regulären Album, stammte von Michel Legrand (im Original aus dem Film "Les Demoiselles de Rochefort") und das "Theme from M*A*S*H" (Robert Altmanns Militärkomödie) im Original von Johnny Mandel. "You Must Believe In Spring" wurde, co-produziert von Helen Keane & Tommy LiPuma, während drei Tagen - vom 23. bis 25.08.1977 mit Eddie Gomez am Bass und Drummer Eliot Zigmund eingespielt und gilt aufgrund der durchweg brillanten Harmonieführung und des wie schwerelos wirkenden Klavierspiels als ausgereiftes Spätwerk des stilbildenden Modern-Jazz-Pianisten. Obwohl Evans für einen Musiker ja keineswegs alt wurde - er verstarb bereits 1980, nur 51-jährig in New York. Das ursprüngliche Vinylalbum wurde zur letzten Veröffentlichung des Trios und erst posthum, 1981, veröffentlicht und enthält eine `Elegy´ auf Evans von Autor Bill Zavatsky auf der Cover-Rückseite.
 

 
 
 Barney Kessel - Contemporary Latin Rhythms / Breakfast at Tiffany´s
 
 American Jazz Classics / In-Akustik
 
 
 
Wie Vince Guaraldi (s.o.) sprang auch der amerikanische Jazz-Gitarrist Barney Kessel Anfang der Sechziger bereitwillig auf den unter Dampf stehenden Bossa- und Latin-Zug auf. "Contemporary Latin Rhythms!", das erste hier enthaltene Album repräsentiert diese Phase bestens. Interessant an Kessel ist, dass er sowhl als einer wichtigsten Modern Jazz-Gitarristen der 50er gilt, der von Benny Goodman bis Oscar Peterson mit nahezu allen bekannten Größen aufnahm oder auftrat. In den Sechzigern war er aber vor allem bei bedeutenden Pop-Produktionen wie den "Pet Sounds" der Beach Boys mit von der Partie und begleitete u.a. Sinatra, Dean Martin oder Elvis Presley. Komplettiert wird die vorliegende Cd von Kessels gefälliger Interpretation des Soundtrack-Welterfolges "Breakfast at Tiffany´s" von Henry Mancini und vier Bonus-Tracks aus den späten 50ern. 

 
 
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