reviews 32 4-07 jazz

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    Silje Nergaard - Darkness Out of Blue
     
     EmArcy - Universal
     
     
     
    Gleich der Opener des länger erwarteten neuen Albums der immens erfolgreichen norwegischen Jazzsängerin signalisiert Qualität in Arrangement und melodischem Einfallsreichtum, Markenzeichen der sich zwischen Jazz, Pop und Songwriting bewegenden Silje Nergaard. Vier Jahre hat sie sich nach "Nightwatch" Zeit genommen, ihre neue Band -als Ersatz für das nun auf eigenen Karriere-Pfaden wandelnde Tord Gustavsen Trio- zu formieren und Songs zu schreiben, die dem eigenen hohen Standard erneut gerecht werden. Der ebenfalls neue Produzent Pal Svenre kann auf ein von Vince Mendoza arrangiertes Orchester, Bjorn Charles Dreyers dezente Pedal Steel Guitar und Nergaards -trotz limitierter Stimme- Vielseitigkeit in Ausdruck und Songwriting zurückgreifen - gute Voraussetzungen. www.siljenergaard.com 

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     Ida Sand - Meet Me Around Midnight
     
     ACT / Edel
     
     
     
    Wieder kommt einer skandinavischen Jazzstimme aus dem Umfeld von Nils Landgren fast ungeteiltes Kritikerlob zu. Gerade gastierte die 29-jährige Ida Sand auch im Münchner Unterfahrt mit der Mai-Begleittour zu ihrem Debutalbum. Die Dame glänzt dabei nicht nur mit Ihrer souligen Stimme, sondern auch mit einigen Piano- und gelegentlichen Fender Rhodes-Passagen, schließlich graduierte frau auf der Musikakademie in Göteborg. Es gibt die von den Produzenten Loch und Landgren gern gepflegte Mischung aus auf die zu etablierende neue Fachkraft abgestimmten Jazz-Klassikern, Pop-Evergreens und sich trefflich einfügenden Eigenkompositionen, hier zwei an der Zahl. Wie so oft gibt es hier wenig einzuwenden, Qualitätsmusik aus dem Hause ACT, deren neuer Labelsampler Neulingen zum Einstieg empfohlen werden kann. 

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     Nils Wülker - Safely Falling
     
     Ear Treat / Edel 
     
     
    Nils Wülker kam uns zuerst durch die CD zur "Spacenight Vol. 10" unter die er für den BR gleich komplett gestaltete Mittlerweile gilt er dem Feuilleton als der neue Till Brönner, obwohl schon langjährig insbesondere live unterwegs. Als strikter Instrumentalist beweist der Trompeter auch auf seinem neuen Solowerk wieder Gespür für interessante Vokalisten. Nach der norwegischen Sängerin Torun Eriksen sind aus dem Land der Fjorde diesmal das Ehepaar Silje Nergaard (s.o.) und Heine Totland unterstützend am Mikro tätig, während Sting-Gitarrist Dominic Miller gleich auf 6 Tracks mit von der Partie und voll des Lobes über Wülkers kompositorische Fertigkeiten ist. Gegenwärtig und noch bis weit in den Juni wieder mal auf Tournee in Deutschland. www.nilswuelker.com
     

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     Metheny Meldau Quartet
     
     Nonesuch / Warner
     
     

    Kaum vier Monate ist das Duoalbum erst veröffentlicht. Nach den guten Medienreaktionen und wohl auch aus Anlass umfangreicher aktueller Touraktivitäten legte die fast zwangsläufige Paarung der beiden Nonesuch-Künstler Pat Metheny und Brad Mehldau mit weiteren Aufnahmen aus derselben Session nach. Keine Füller - diesmal liegt die Betonung nur mehr auf Quartett, da Mehldaus langjährige Rhythmusgruppe Jeff Ballard (Schlagzeug) und Larry Grenadier am Bass mehr gefeatured werden. Durchaus inspiriert gehen die beiden zu Werke, und ihr Beitrag gibt einen Kontrast zu den weicheren Klavier/Gitarrenklängen, der der Platte durchaus gut tut. Für Brad Mehldau ging mit diesen Aufnahmen ein Traum in Erfüllung und doch wünscht man sich hier zuweilen noch etwas mehr Piano-Feuer.
     

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     Tuomi - The Expense of Spirit
     
     Traumton / Indigo
     
     
     

    "Tight-Rope-Walker”, das Debüt der 27jährigen Autodidaktin finnischer Abtimmung aus Berlin konnte mit einigen hängenbleibenden Melodien punkten, viel Zustimmung auch im Feuilleton für das Navigieren zwischen veschiedenen. Auf der zweiten Platte ist wieder die Assoziation Tori Amos aufgrund der stimmlichen Nähe und sich öfter auftürmender Pianoklänge sehr deutlich, manchmal wird es dabei trotz aller Stimmschulung dennoch anstrengend. Zu selten, wie am Ende von "My Mistress´Eyes" oder während der folgenden Stücke blitzt auf, was Krstiina Tuomi, Carsten Daerr & Mitstreiter durchaus beherschen, eine gelungenen Gratwanderung zwischen den Genres Jazz, pop-affiner Lyrik-Vertonung & Kunstlied. Diese spezielle Saudade geht diesmal zu oft nicht unter die Haut, schade.
     

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     Michael Wollny - Hexentanz
     
     ACT / Edel
     
     
     
    Der nicht allein von Labelchef und Produzemt hochgeschätzte "jungen shooting-star der deutschen Jazz-Szene" mit einem eigentwilligen Album, das sich jeglicher Schubladisierung entzieht. Wollny gelingt mit seinem "Hexentanz" - schon der genreuntypische Titel scheint es anzukündigen - eine Musik, die nicht nur einigermaßen frei ist von gängigen Solo-Piano-Pattern (Mussorgsky freilich klingt des öfteren an), sondern auch ohne zuviel Querverweise auf sein eigenes Werk (wie " Call It (em)" oder das noch nicht lang zurückliegende Duoprojekt mit Heinz Sauer) auskommt und wirklich versucht, neue Wege einzuschlagen. Virtuosität ohne viel Schnörkel, Spannungsbögen, elegante Wendungen - keine Backgroundmusik und dennoch unerhört atmosphärisch. Dazu kann man (muß aber nicht) abrundend registrieren, daß diese Musik wohl im Rahmen der Beschäftigung mit "Gothik" aller Genres entsprang, von Poe über Herzog bis - ja, Björk. Drei ihrer Kompositionen finden sich hier Abseits des Hypes überzeugend.

     

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