reviews jazz 04-2013

 

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 Joshua Redman - Walking Shadows  
 Nonesuch / Warner LIVE-TIPP  
 
 
Der US-Saxophonist Joshua Redman veröffentlicht auf Nonesuch Anfang Mai "Walking Shadows", ein über weite Strecken ruhiges Balladen-Album mit den so prominenten wie ihm bestens vertrauten Mitstreitern Pianist (& Produzent) Brad Mehldau, Bassist Larry Grenadier und Schlagzeuger Brian Blade. Neu ist das von Dan Coleman angeführte Orchester, das Tracks wie "Lush Life", "Stardust", das Beatles-Stück "Let It Be" oder "Stop This Train" von John Mayer in der Interpretation des hochklassigen Quartetts zusätzlich ummantelt. Das Ergebnis entfaltet sich mit mehrmaligen Hören und könnte sich zum treuen Begleiter für Mußestunden mausern. Ende Mai kommt Redman auch für zwei Konzerte nach Hamburg & Dortmund, allerdings als Teil eines anderen Ensembles - zusammen mit Aaron Goldberg, Reuben Rogers & Gregory Hutchinson.
www.joshuaredman.com
 
 
 
 John Medeski - A Different Time  
 Okeh / Sony TIPP  
 
 
Noch introspektiver wird es mit neuem Pianoalbum von John Medeski, Teil des dynamischen Trios Medeski Martin & Wood (MMW). Anders als im Konzept für die eklektischere Platte vorgesehen, die Medeski zunächst für seine erste Soloveröffentlichung vorschwebte, tauschte der Künstler nach längerem Zögern hier den für ihn so typischen Groove ein gegen meditative Passagen und Kontemplation. Es ging nicht darum, "etwas zu spielen, was cool ist...Es ging darum, sich in der Musik zu verlieren",meint Medeski, mit dessen Solowerk das historische Label Okeh von Sony als Plattform für neue, kreative Musik wiederbelebt wird. Aufgenommen wurde in nächtlichen Sessions in Henry Hirschs Waterfront Studio, einer ehemaligen Kirche in Hudson, NY. Für " A Different Time" wechselte Medeski dort sogar vom etatmäßigen Steinway zu einem anspruchsvollen alten französischen Gaveau-Flügel. www.johnmedeski.com  

 
 
 Paul Kuhn - The L.A. Session  
 In & Out / In-Akustik  
 
 
"Ich bin keiner, der so klimpert, behaupte ich mal. Ich versuche immer, so zu spielen, dass es Hand & Fuß hat. Wenn Du 85 bist, hattest Du schließlich Zeit genug zum Üben." Paul"chen" Kuhn ist wohl eines der besten Beispiele, dass Musik jung hält. Deutschlands dienstälteste Piano-Größe, äußerlich knuffig zerknautscht, aber fingerfertig, innerlich wie stimmlich so jugendlich, verleitete den Rezensenten unlängst sogar die öffentlich-rechtliche NDR-Schmonzette "Schenk mir Dein Herz" im TV anzuschauen, die Kuhn stellenweise veredeln durfte. Nun hat PK sich & uns auf die alten Tage etwas Besonderes gegönnt. Seine "L.A. Session wurde in den Capitol-Studios aufgenommen - Sinatras Mikro, Nat "King" Coles Flügel, Diana Kralls Bassist & Schlagzeuger. Ist unschlagbar locker und sicherlich die Swing-Platte des Jahres. Nach Konzerten im größeren Rahmen mit dem Filmorchester Babelsberg, muß sich Kuhn derzeit in der Reha von einem Schwächeanfall über Ostern erholen. Auch das Konzert auf den leider Wendelstein Jazz Open / Nürnberg muß leider ausfallen. Gute Besserung !!!
TIPP & LIVE-TIPP

 
 
 Xaver Fischer - Dumdidum  
 Unique / Groove Attack LIVE- & VINYL-TIPP  
 
 
 Seit 1997 bereits spielte das Xaver Fischer Trio Lounge, House & Drum´n Bass auf herkömmlichen Jazzinstrumenten und nahm für Unique Records vier Alben auf. Nach kreativer ("Eltern-)Pause hat sich Keyboarder & Bandleader Fischer mit dem Bassisten Krischan Frehse (von der TV Total-Studioband Heavytones) und dem Drummer Hendrik Smock (u.a. Roachford) neue Mitstreiter gesucht. "Praktisch ohne irgendeine Songidee" wurden im Kölner Maarwegstudio in Jam Sessions ohne Sequencing, Loops oder Overdubs an nur 2 Tagen alle 11 Stücke eingespielt, die nun auf dem Album zu hören sind. Manches davon dudelt dann auch eher so im Hintergrund, herumdidum, anderes groovt ganz ordentlich. Artwork aus der blauen Phase von Friedemann Meyer - www.friedemannkunst.de
Livedaten im April & Mai: Check out www.xaver-fischer.de
 
 
 
 Gaetano Partipilo - Besides - Song from the Sixties  
 Schema / Groove Attack  
 
 
Italienischer Jazz rennt bekanntermaßen an dieser Stelle meist offene Türen ein. Und Gaetano Partipilo, seit locker einem Jahrzehnt international aktiv, widmet sich mit "Besides" auch noch explizit der Musik der 60er Jahre, Von Saxophonist Partipilo und dem üblichen Verdächtigen Nicola Conte produziert, wird das zugängliche Programm aus Fremd- (Herbie Mann, Chico Buarque, Gary McFarland u.a.) & Eigenkompositionen auch mal ganz gegen den Strich gebürstet - aus dem einst von Regisseurin Lina Wertmüller getexteten Mina-Song "Sono Qui per Te" wird trotz Einstieg mit Sängerin Alice Ricciardi ein Groove-Jazz-Piece. Neben Partipilos Sextett (nice vibes von Pasquale Bardaro) mit von der Partie u.a. Heidi Vogel oder Rosalia De Souza am Mikro, weiter Fabrizio Bosso (Trompete), Vito Di Modugno (Hammondorgel) oder Nicola Conte selbst einmal an der Gitarre. Die Orchesterarrangements stammen von jemandem mit dem schönen Namen Luigi Giannatempo.  
 
 
 Thomas Siffling Trio - Personal Relations  
 Jazz´n Arts / In-Akustik  
 
 
Zehn Jahre besteht Thomas Sifflings Trio mit Bassist Jens Loh & Drummer Markus Faller. Grund genug für den Trompeter und Jazz´n Arts-Labelchef heuer den Nachfolger zum Themenalbum "Cruisen" zu präsentieren. Dabei wird ausgeschlafener zu Werke gegangen, als das Albumcover vermuten lässt. An der instrumentalen Softjazz-Version von Leonard Cohens "Hallelujah" werden sich jedoch wohl die Geister scheiden. Das Trio werkelt jedenfalls weiter am eigenen Markenzeichen - der Kombination von elektronischem & akustischen "Groove-Jazz". Die abschließenden zwei Remixe wirken da dennoch weniger überzeugend. Am 6.4. ist das Thomas Siffling Trio in der Münchner Unterfahrt live zu erleben. Damit startet der zweite Teil der "Personal Relations"-Tour durch deutsche Städte. www.thomassiffling.com www.jazznarts.com  

 
 
 Frederik Köster - Die Verwandlung  
 Traumton / Indigo  
 


Der an dieser Stelle schon mehrfach erwähnte Trompeter Frederick Köster nimmt mit dem Titletrack "Die Verwandlung" auf die berühmte Erzählung von Franz Kafka Bezug. Und es gibt noch weitere Verweise literarischer Art auf seinem neuen Album - von Haruki Murakami bis hin zu Allen Ginsberg. Dessen Lyrics werden im abschließenden "Guru/Night Gleam" von Tobias Christl gesungen. Alle sonstigen Kompositionen stammen vom mehrfach prämierten jungen Bandleader & Trompeten-Professor (an der Hochschule Osnabrück).
Köster & Co sind im April live zu erleben: Termine unter www.frederikkoester.de

 

 
 
 Dejan Terzic - Melanoia  
 Enja / Soulfood  
 

Das neue Quartett um den bosnisch-stämmigen deutschen Schlagzeuger Dejan Terzic versucht sich mit "Melanoia" ebenfalls an einem Konzeptalbum - über Träume unterschiedlicher Art. Alle Kompositionen wie "Tagtraum", "Eleanor´s Bad Dream" oder "Hot Dream (with a bizarre ending) stammen dabei von Bandleader Terzic. Im - bemerkenswerterweise ohne Bass auskommenden -Gruppenklang treten vor allem Hayden Chrisholms Alt-Saxophon und Achim Kaufmanns Piano hervor. Im Ergebnis Modern Creative Jazz mit Einflüssen von Free Jazz bis Rock.

www.dejanterzic.com
 

 
 
 Henning Wolter Trio - Undercover Job  
 Mons / Codaex  
 
 
Man muss sich als Jazzer ja Einiges einfallen lassen, um Aufsehen zu erregen. Für sein aktuelles - ja - Konzeptalbum begibt sich das Trio des Pianisten, Komponisten & Produzenten Henning Wolter Trio (mit Bassist Lucien Matheeuwsen & Marcel van Cleef an Drums & Persussion) ins Agentenmilieu. Um entsprechend betitelte, musikalisch solide Kompositionen wie "Mercury Dance/Mata Hari" oder "Tell Me Your Number/Nicer Than Moneypenny" herum wurde eine knifflige Schatzsuche anhand mysteriöser Codes inzeniert - mehr dazu auf der u.a. Website zum Projekt. Woher die Manie zum Schrägstrichtitel kommt bleibt vorerst im Dunkeln, aber so ist das im Agenten-Biz gelegentlich. Ende März (u.a. auf der Jazzahead-Clubnacht) und dann wieder Anfang Mai Livetermine. www.undercover-job.com   
 
 
 Previous Issue: 2/3 - 2013 © cinesoundz 2013

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