Reviews Jazz 04-2015

* soundtrack * crossover * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *
  * film * comic * book *
 Dalindèo - Kallio / Kari Ikonen Trio - Beauteous Tales and Offbeat Stories
 
 Bbe / Alive * Ozella / Galileo MC TIPP & LIVETIPP !
 
 
 
Zweimal - ganz unterschiedlicher - Jazz aus Finnland. Das Jazzsextett Dalindèo des Komponisten & Gitarristen Valtteri Laurell Pöyhönen bastelt seit 2003 an einer Art Hommage an Aki Kaurismäkis Filme, garniert mit Spannungs-Sequenzen à la Quentin Tarantino. Duke Ellingtons Swing-Jazz, Dick-Dale-Surf-Gitarristenparts und finnische Populärmusik der Fifties dürfen da nicht fehlen. Das dritte Dalindèo-Album, in Finnland bereits seit 2013 erhältlich und als bestes Jazzalbum ausgezeichnet, chartete gar in der Heimat. "Kallio" ist eine Hommage an das gleichnamige Bohème-Viertel Helsinkis, lt. VLP: "lively, desperately beautiful, decadent & inspiring". Die europäische Version der Platte enthält einen Bonustrack Groovender Volltreffer für Cineasten. Anfang Mai zwei Festival-Gigs in Deutschland - beim Berliner xjazz (Mega-Line-Up!) und beim charmanten Nordischer Klang in Greifswald! See them live! http://dalindeo.com/
Das Kari Ikonen-Trio um den preisgekrönten Pianisten aus Jyväskylä in der Mitte Finnlands liefert keine glatte Piano-Jazz-Ästhetik. Mit Drummer Markku Ounaskari, Finnlands Jazzmusiker des Jahres, und dem armenischen Bassisten Ara Yaralyan erkundet Ikonen das Feld der freien Improvisation und verarbeitet dabei neben Eigenkompositionen auch ein Coltrane-Stück, einen Bollywood-Schlager und ein armenisches Liebeslied. Auf dem Cover und der Digipak-Innenseite übrigens Szenen aus einem Gemälde des Renaissance-Apokalyptikers Hieronymus Bosch. "Seine Bilder sind sehr schön, aber man findet viele seltsame, lustige, bizarre & oft auch furchterregende Details", meint Ikonen, für den Kontraste den Reiz seiner Musik ausmachen. Bis auf weiteres ist Ikonen nur in anderen Formationen und nicht außerhalb Skandinaviens live zu erleben. www.kariikonen.com/kari-ikonen-trio
 



 
 
 José James - Yesterday I Had The Blues LIVE-TIPP / Billie Holiday - God Bless The Child Rebecca Ferguson - Lady Sings The Blues 
 beide: Blue Note / Universal TIPPs * RCA / Sony 
 
 
"My heart is sad and lonely..." Billie Holiday wäre am 7.April 2015 100 Jahre alt geworden. Eine sorgfältige Hommage an eine der größten Jazz-Sängerinnen ever auf Verve ist da auf den ersten Blick Pflicht. Kür dagegen, dass diese von einem der gegenwärtigen Stars des Labels kompiliert und mit persönlichen Liner Notes versehen wurde. “My first clear musical memory is of Billie Holiday”, erinnert sich José James. “Billie´s voice floatet through our house - grand, warm, intimate and wholly unique.” Mit seinem geschmeidigen Bariton interpretiert der in diversen Genres brillierende James auf dem parallel erscheinenden "Yesterday I Had The Blues" neun Holiday-Tracks, von denen sechs auch auf seiner Auswahl "God Bless The Child" enthalten sind. Beide Alben enden mit dem bitteren "Strange Fruit"... James´ Auftritt beim Berliner xJazz-Festival folgen noch 2 weitere Dates in Köln & Darmstadt. www.josejamesmusic.com

Dass die emotional durchschlagende Lynchmord-Anklage auf einem anderen Hommage-Album zum gleichen Jubiläum nicht enthalten ist, soll dieses nicht von vornherein diskreditieren. Die 28-jährige Jamaica-stämmige Britin Rebecca Ferguson, die auf einem Talentwettbewerb entdeckt wurde, versucht durchaus, 100fach gecoverten Evergreens wie "Summertime" oder "Blue Moon" neue Nuancen abzugewinnen, sowohl im Vortrag ihrer vielseitigen Stimme als auch in den Arrangements (Troy Miller), und sich dem Oeuvre Holidays respektvoll zu nähern. "Lady Sings The Bues" von 1956, das Ferguson neu aufnahm & in einer kurzen Konzertreihe im Londoner St. James Theatre vorstellte, wird jedoch weder komplett wiedergegeben, noch finden sich Hinweise auf das tragische Schicksal Holidays. Dass Ferguson auf das bewegende "Strange Fruit" der Schmerz-Ikone verzichtet, war wohl dennoch nicht nur kommerziell die richtige Entscheidung. Wie meinte der Guardian: "less of an insult to Billie Holiday’s legacy than you might think". www.rebeccaofficial.com
 





 
 
 Lia Pale - My Poet´s Love
 
 Universal Music Austria / Soulfood LIVE-TIPP
 
 
 
Neue Männer, neues Album, neues Spiel, neues Glück, neue Frisur." Und neues Bodypainting. Brünett kokettiert Lia Pale, noch etwas deutlicher als beim Debütalbum "gone too far" (ihrer Bearbeitung von Franz Schubert & Wilhelm Müllers Winterreise) damit, gewissermaßen zwischen zwei Männern zu stehen. Diesmal hat sich die Österreicherin Heinrich Heine und Rainer Maria Rilke auserkoren. Je sieben Texte der beiden Dichter – aus R.M.Rilkes Gesamtwerk und Heines Gedichtband "Buch der Lieder" - wurden einmal mehr vom (kleinschreibung bevorzugenden) mathias rüegg vertont. Weiter gibt es zwei Texte von Lia Pale selbst zu ihren Dichtergrößen: "Dear Heinrich" & "Dear Rainer Maria". Neben rüegg begleiten sie dabei zwei weitere Ex-Musiker des Vienna Art Orchestra, Ingrid Oberkanins & Hans Strasser sowie gleich sechs verschiedene Trompeter. Am 3.4. live in Stuttgart, danach vereinzelte Dates mit den Dichtern & dem Publikum im deutschsprachigen Alpenraum. Check out: www.liapale.net 

 
 
 Hendrika Entzian Quertet feat. Sandra Hempel - Turnus
 
 Traumton / Indigo LIVE-TIPP
 
 
 
Das rein instrumentale Debüt der 30-jährigen Kontrabassistin & Komponistin Hendrika Entzian (mit ihrem Quartett und featured guest Sandra Hempel an der Gitarre) bietet Improvisationen "über songartige Strukturen", wie die in Kiel geborene Kölnerin betont. Die Melodien spannen mal weite Bögen, mal vermitteln sie eher Jazzbar-Atmosphäre. Im Geist von Kenny Wheeler, Stan Getz oder Bill Evans bleibt es dabei meist kurzweilig. Seit Januar 2012 arbeitet Entzian fest mit Maxi Jagow (sax), Simon Seidl (p) und Fabian Arends (dr) zusammen. Bei "Turnus" stellt sie ihren Bass aber nicht solistisch in den Vordergrund, sondern agiert als Rückgrat der Band. Live ist das Quartett ab 11.4. - und erneut Ende Mai in Deutschland zu begutachten.
www.hendrika-entzian.de www.traumton.de
 

 
 
 Christian Elsässer & NDR Bigband feat. Adam Nussbaum - Flying In Circles
 
 Label 11 / NDR LIVE-TIPP 
 
 
Auf "Flying in Circles" ist wieder einmal die NDR Bigband zu hören - unter der Leitung von Jörg Achim Keller mit ihren Solisten Adam Nussbaum am Schlagzeug und dem Komponisten der vorliegenden Stücke, dem preisesammelnden 32-jährigen Münchner Christian Elsässer, am Klavier. Mittlerweile ist Jazz-ECHO-Preisträger Elsässer auch Dozent an der Hochschule für Musik & Theater München und hat für diverse deutsche Hochschul-, Kinofilm- & TV-Produktionen die Musik beigesteuert (u.a. Hotel Lux, 2011). Das farbig-abstrakte Cover-Artwork stammt übrigens von Elsässers musi(kali)scher Partnerin Veronika Zunhammer.
Am 27.4. beginnen im Münchner Jazzclub Unterfahrt mit der CD-Präsentation die diesjährigen Konzert- & Festivalaktivitäten des Christian Elsässer Jazz Orchestra. Termine & mehr: www.christianelsaesser.de www.ndr.de/bigband
 

 
 
 Appleton - Here, There And Everywhere
 
 Personality / In-Akustik  
 
 
Beatles gehen ja eigentlich immer. Das niederländisch-deutsche Jazz-Kollektiv Appleton um die holländischen Brüder Chris, John & Stephen Brenninkmeyer startete gar mal in Jugendtagen als Beatles-Cover-Band. Mittlerweile mit den Sängerinnen Caroll Vanwelden & Barbara Drennan, Arrangeur Chris Perschke sowie Trompeter Thomas Siffling und weiteren Mitstreitern zu einem internationalen Ensemble herangewachsen, gönnt man sich und dem Publikum ein weiteres Tribute an die Fab Four. "Here, There & Everywhere" kommt dem Hörer in 9 Tracks entgegen, von "Eleanor Rigby" über "Blackbird" bis "Come Together". Smooth, wohnküchenkompatibel und mit dem einen oder anderen hübschen Bläsersatz. Einzig "A Taste of Honey" ist keine Lennon/McCartney-Komposition, die Beatles haben´s aber - in ihren Jugendtagen & in mono - mal aufgenommen. http://stick-to-appleton.com
 

 
 
 Wes Montgomery - In The Beginning
 
 Resonance / Codaex 
 
 
Mit "In The Beginning" direkt vom Mount Rushmore of Jazz-Guitar herabgestiegen scheint die 1968 verstorbene Saiten-Ikone Wes Montgomery. Das mit dickem 56-Seiten-Foto-Booklet im Digipak opulent ausgestattete Doppel-CD-Package präsentiert 26 bisher unveröffentlichte Live-Aufnahmen von "The Thumb" & seinen Brüdern Buddy & Monk: von 1949-1958 entstandene Stücke, u.a. aus dem Turf Club in Indinapolis sowie eine von Quincy Jones produzierte Epic Records-Aufnahmesession von 1955. Jones äußert sich auch im Booklet im Gespräch mit Jazzhistoriker Ashley Kahn und kein Geringerer als Pete Townshend von The Who steuert ebenfalls Liner Notes bei. Parallel erscheint eine audiophile 180-Gramm-Vinylpressung im 2er & 3er LP-Format. www.wesmontgomery.com
 

 
 
 Dirik Schilgen Jazzgrooves - On The Move / Stephan Abel - The Windmills of your Mind / Jörg Seidel sings Swing To Bing LIVE-TIPPs 
  Personality * Agogo/ Indigo * Eigenvertrieb
 
 
 1 Der Heidelberger Schlagzeuger & Bandleader Dirik Schilgen bleibt mit seiner seit 10 Jahren bestehenden Live-Formation Jazzgooves aus bewährten Rhein-Neckar-Mitstreitern immer in Bewegung. Größte Inspiration ist ihm das Reisen. In seinem Fusion Sound klingen neben Jazz, auch Soul- & Latin-Elemente an, bei denen Schilgens Markenzeichen, das parallele Bedienen von Drumset & brasilianischer Percussion in einem Setup, zum Tragen kommt. Ab Mitte Mai Jazzgrooves CD-Release-Tour, genaue Termine: www.dirikschilgen.de 2 Zum 50. Geburtstag gönnt Saxophonist Stephan Abel sich, uns & dem Publikum ein reines Balladen-(Doppel-)Album, aufgenommen im Hamburger Proberaum von Rockerin Inga Rumpf. "The Windmills Of Your Mind" von Michel Legrand fungiert als Titletrack. Mit dabei: Buggy Braune (p), Heinz Lichius (dr) Olaf Casimir (b) und 3mal als Gast am Mikro: Ken Norris. Auch als 180-Gramm-Doppel-Vinyl incl. Downloadcode. Livedaten ab Mai: www.stephan-abel.com 3 Last but not least: "A Tribute to Bing Crosby", realisiert per Startnext-Kampagne. Swing-Liebhaber Jörg Seidel scattet & croont sich gekonnt durch bekannteres & unbekanntes Crosby-Repertoire, dreimal davon im Duett mit Special Guest Monika Ballwein & mit der Vienna Connection um Gerd Riesenfelder im Rücken. Videos, Infos & umfangreiche Livedaten ab Anfang Mai: www.joergseidel.de  
 
 
  

 
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