REVIEWS POP/ROCK 06/07-2017

 

 

 

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!!! - Shake The Shudder / Beth Ditto - Fake Sugar

Warp / Rough Trade * Myra´s Child / Sony *

Schüttel (ab) was Du hast... Shake The Shudder - der Redaktions-liebsten New Yorker Dance-Punkster !!! neues Album, durchgängig funky und tanzflur-kompatibel produziert von Phil Moffa, Joakim & Matt Wiggins, setzt neben dem auf vorliegendem Cover in voller Fahrt in Serie geschalteten Turbo-Frontmann Nic Offer auch Gast-VokalistInnen in Szene. Man darf gespannt sein, ob einige der Geschöpfe mit tollen Namen wie Lea Lea, Meah Pace, Nicole Fayu oder Molly Schnick das Ensemble auch bei der kommenden Tour begleiten werden - wer sich mit Offer die Bühne teilt, hat es schließlich nicht ganz einfach in Sachen Aufmerksamkeit. Chk-chk-chk... Dancing is the best revenge.. http://chkchkchk.net * www.warprecords.com Die Shudder-Shake-Lieblingstracks wechseln stetig, im Moment rotiert Five Companies.

Im November wieder live in Deutschland. Not to be missed!

TIPP & LIVE
 
 

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pop 06 17 bethDitto

TIPP & LIVE

Too sweet? Wer vom überhandnehmenden Society- & Titelseiten-Gender-Gedöns um die offensiv schwergewichtige Ex-Gossip-Frontfrau eher genervt ist, dürfte bei Beth Dittos Solo-Debüt zunächst kritisch hinhören. Mag Fake Sugar Fans der ersten Stunde zu poppig & glattpoliert kingen, künstlerischer Absturz lässt sich hier nicht vermelden. Mit der in einem Spektrum von Indie bis R&B versierten, auch als Co-Songwriterin sowie an diversen Instrumenten mitmischenden Produzentin Jennifer Decilveo sind eine Reihe abwechslungsreicher Tracks mit Einflüssen von Rock über Disco bis Westcoast-Pop entstanden, angeführt vom aufgebrezelten Ooh La La. Gut bei Stimme ist BD auch in diesem dem Mainstream näher gerückten Umfeld. Am 29.06. spielt Beth Ditto beim Open Air St. Gallen, am 30.06. beim Montreux Festival. Ende September stehen dann auch Konzerte in Deutschland an (u.a. am 27.09. in München). www.bethditto.com

Slowdive / Alison Moyet - Other

Dead Oceans / Vertrieb * Cooking Vinyl / Sony

1 Auf den schlicht selbstbetitelten Rückkehr-Tonträger der 90s-Creation- & Shoegaze-Heroen Slowdive können sich derzeit eine erkleckliche Anzahl unterschiedlicher Interessenten einigen, von The xx-Anhängern über Fans der ersten Stunde bis zu erstmalig mit den Gitarrensoundwällen und verhallten Gesängen konfrontiertem minderjährigem Nachwuchs. Und ja, es soll auch graubärtige Connoisseure geben, die hier wohlwollend mitsummen, obwohl sie wissen, dass auch Frontmann Neil Halstead, Sängerin Rachel Goswell, Christian Savill (git), Nick Chaplin (b), & Drummer Simon Scott diesen nun nach zwei Dekaden Funkstille wiederbelebten Sound nicht erfunden haben, sondern bereits auf den Schultern älterer Post-Punk- & Wave-Riesen wie Siouxsie & The Banshees, My Bloody Valentine oder Cocteau Twins zu musizieren begannen. Die acht neuen Songs um das herausragende Sugar For The Pill wurden im Studio The Courtyard in der Grafschaft Oxfordshire aufgenommen und in L.A.´s Sunset Sound von Chris Coady (Beach House) gemischt. www.slowdiveofficial.com

 TIPP
 

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2 Hall und `wall of sound´ kommen auch bei Other, dem wieder mal-Comeback-Album der britischen 80er-Heroine Alison Moyet großzügig zum Einsatz, das wird schon beim Opener Germinate deutlich. Dafür ist wohl der schon 2013 beim gemeinsamen Album The Minutes an den Reglern tätige Produzent & Songwriter Guy Sigsworth verantwortlich, denn Moyets Stimme hatte bekanntermaßen selten Verstärkung nötig. Sigsworths Griff in die Vollen geht dann meist deutlich zu weit und wird zu Bombast wie etwa bei The Rarest Birds. Moyets treue Anhängerschaft verzeiht ja Einiges, doch eigentlich stimmt hier die Mischung für unsere Begriffe nur bei Track 2 Lover, Go und mit Abstrichen, beim folgenden The English, U. Was schade ist, denn textlich ist Moyet ambitioniert unterwegs. http://alisonmoyet.com Fünf Live-Termine in Deutschland - allerdings erst im Dezember. 

LIVE

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Roger Waters - Is This The Life We Really Want? / Paul Weller - A Kind Revolution

Columbia / Sony * Parlophone / Warner

1 An Is this the life we really want?, dem jüngst - nach 25(!) jähriger Albumpause - erschienenen Alterswerk der einen Hälfte von Pink Floyd scheiden sich die Geister. Das vierte Soloalbum von Roger Waters geht klanglich noch weiter zurück als sein Vorgänger Amused To Death von 1992, wo sich RW mit der Macht der Fernsehens in der Zeit des ersten Golfkrieges auseinandersetzte. Obwohl mit Nigel Godrich (Radiohead, Paul McCartney, Beck) kein Nobody als Produzent geführt wird, lässt hier das legendäre Pink-Floyd-Album The Wall von 1979 an allen Ecken und Enden grüßen, einmal mehr sind die Songs in hörspielartige Collagen eingebettet - ein Fall für Kopfhörer. All das trägt überdeutlich Waters´ Stempel, auch das auffällige Fehlen der Leadgitarre über weite Strecken dürfte kein Zufall sein - für die war schließlich zuzeiten Ex-Band-Kollege & Konkurrent David Gilmour zuständig. Textlich geht Waters hart mit der modernen Welt ins Gericht, der wütende Titelsong bringt es auf den Punkt. Trump kriegt als `nincompoop´ sein Fett weg, Flüchtlingskrise, der Terror totalitärer Regime & die betäubte Untätigkeit des mündigen Bürgers angesichts des weltweiten Unrechts klingen an. "So every time the curtain falls on some forgotten life, it is because we all stood by, silent and indifferent." Da ist man dann doch beeindruckt.  https://rogerwaters.com * Roger Waters ist seit Mai & noch bis Ende Oktober in den USA auf Tour.

 TIPP
 

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2 Und eine weitere britische Legende - The Jam-Ikone, Style Council Mastermind und Modfather Paul Weller - meldet sich noch vor ihrem 60. Geburtstag - und zwei Jahre nach Saturns Pattern - wieder zu Wort. Mit A Kind Revolution spielt sich Weller einmal mehr durch eine Mischung seiner bevorzugten Stile - von Rock über Northern Soul bis zur abschließenden Singalong-Ballade The Impossible Idea. Alles kompetent dargebracht, aber dass sich hier ein Song für die Wellerschen Top Ten empfehlen würde, kann man auch nicht behaupten. Das Ganze gibt es für `die hard´-Fans auch als um alternative Versionen, Instrumentals & Remixe erweiterte Dreier-CD-Box. http://paulweller.com/akr Vom 03. bis 08. September spielt Weller live in Deutschland & Österreich - am 04.09. im Münchner Technikum.

LIVE
 

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Low Roar - Once In A Long,Long While... / The Drums - "Abysmal Thoughts"

Nevado Music / Rough Trade * Anti / Indigo

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So schön das Cover-& Booklet-Artwork ausgefallen ist, so schwer zu entziffern sind die Schreibschrifttexte. www.liliasbuchanan.com

 TIPP
 

1 Für Ryan Karazijas´ (Ex-Audrye Sessions-Frontmann) neues Bandprojekt Low Roar  und das Album Once In A Long, Long While... brauchte es eine Ortsveränderung. Zunächst ging es nach Island, später quer durch Europa bis nach Warschau. "It was nice to go to all of these spots. I don´t think I would have made the same record had I been in one place." Was die erste Station angeht, kann man ohne Vorbehalte zustimmen. Bones, die Kooperation mit der isländischen Sängerin Jófríður Akadottir ist nicht umsonst als erste Single ausgewählt worden - ein magischer Track. Für die Produktion des Albums flog Ryan dann nach London, um mit Mike Lindsay & Producer Andrew Scheps (Red Hot Chilli Peppers) zu arbeiten. Play Tracks 1-4. Live-Termine derzeit nur in Frankreich, Spanien & den USA. www.lowroarmusic.com 

2 Jonny Pierce aus Brooklyn, schon seit ein paar Jährchen im Indie-Biz unterwegs, firmiert mittlerweile allein als The Drums. Das aktuell vorliegende Album Abysmal Thoughts klingt allerdings frisch wie das eines Newcomers. Als Einflüsse lassen sich wohl die frühen Cure und The Smiths festmachen, ohne dass hier sklavisch kopiert würde. Schmissige Lovesongs wie das an Position 3 geführte Blood Under My Belt werden, wenn es mit rechten Dingen zugeht, demnächst wohl noch eine Reihe neuer Fans begeistern. Play Tracks 3-7. Ende September kommen Pierce & Band(?) zum Reeperbahnfestival nach Hamburg und spielen ein paar Tage später auch in Berlin. Check them out.

http://thedrums.com

LIVE

Pop 06 17 Drums

Alejandra Ribera - This Island

Pheromone / Rough Trade

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http://alejandraribera.com
LIVE

Von der kanadischen Singer/Songwriterin Alejandra Ribera gab es im Vorfeld ihres neuen Albums This Island  den eingängigen Vorabtrack Carry Me als winterlich angehauchtes Video im Internet zu sehen. Der nachfolgende Longplayer wurde tatsächlich im tiefsten Winter im ländlichen Ontario aufgenommen: "Gleich in der ersten Nacht fielen 35 Zentimeter Schnee. Viele Spuren sang ich dem gänzlich zugefrorenen See zugewandt ein, den ich durch das Studiofenster sehen konnte." Dieses Ambiente und die Weite der kanadischen Landschaft haben sich derart in den meist ruhigen Kompositionen niedergeschlagen, dass man versucht ist, diesen Akustik- Tonträger erst im nächsten Winter wieder herauszuholen. Doch galt es wohl, mit This Island vor allem die fürs Frühjahr bis in den späten Mai 2017 anberaumte umfangreiche Deutschland-Tour zu unterstützen. Und: Im Herbst, (27.09. bis 01.10.), kommt Alejandra Ribera erneut für vier Konzerte. 

Simon Law - Look To The Sky / Tuxedo II

Dome / H´art * Stones Throw / Rough Trade

1 Simon Law war als ehemaliges Mitglied von Soul II Soul immerhin Co-Writer des Mega-Hits Back To Life (However Do You Want Me). Fast kann man Look To The Sky als Soul II Soul-Reunion ansehen, denn auf seinem späten Solo-Debüt bringt der in Trinidad aufgewachsene Brite alte Mitstreiter wie Caron Wheeler, Jazzie B. und Chante Moore wieder zusammen ins Studio (das sich mittlerweile in Toronto befindet, gemastert wurde allerdings in den Londoner Abbey Road Studios - gekleckert wurde hier nicht). Außerdem kam Maxi Priest hinzu, der gleich noch Sly Dunbar & Robbie Shakespeare anschleppte. Die Star-Truppe übertreibt es mit Sunshine Girl dann leider etwas in Sachen Sommer-Sonne-Singalong-Reggae. Die restlichen, mit den Soul II Soul-KollegInnen und Lain Gray von Nu Colours geschriebenen Tracks wurden von Produzent Law ebenfalls nicht unergeblich glattproduziert. Message of Love immerhin groovt recht lässig. twitter.com/thefunkyginger?lang=de

 

pop 05 17 SimonLaw

2 Fux with the tux... War Man About Town, Mayer Hawthornes viertes Solo-Album im letzten Jahr mangels Promotion durch das Vagrant-Label mehr oder weniger untergegangen, rührt Stones Throw für seine zweite Tuxedo-Kollaboration mit Jake One wieder etwas mehr die Trommel. Der umtriebige Hip Hop-Producer konnte etwa seinen Spezl Snoop Dogg (neben Kokane & Gavin Turek) für den Background des Album-Openers verpflichten. Ohne große Negativ-Ausreißer, aber auch ohne wirkliche Volltreffer funkt das gegenüber dem vorausgegangenen Werk der beiden grafisch abgespeckte Album so dahin. Live täte das Team jedoch gut daran, eine Schippe Schmiss draufzulegen. Live beim Melt-Festival, Gräfenheinichen am 09.07. http://tuxedofunk.com

LIVE

Pop 06 17 tuxedo2

Phoenix - Ti amo / The Strypes - Spitting Image

Atlantic / Warner * Fairly Extreme - Virgin / Universal

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TIPP & LIVE

1 La Dolce Vita. Die eigenwilligen französischen Meister-Popster Phoenix posieren per Photoshop auf der Klappcover-Innenseite ihres neuen Albums Ti Amo im Trevi-Brunnen mit Anita Ekberg & Marcello Mastroianni. Auch wenn der Opener J-Boy nicht die offensichtlichste Single-Wahl ist, hernach folgende Titel wie Tuttifrutti, Fior Di Latte (beide super-eingängig), Via Veneto oder Telefono lassen keinen Zweifel über die `main inspiration´ dieser Hommage aufkommen. Aus dem hier abgefeierten 80er Italo-Pop lugen zudem immer wieder Prefab Sprout und die Pet Shop Boys als Referenzgrößen hervor. www.phoenix.de * Phoenix spielen am 01.07. beim Montreux Jazz- und am 16.07. beim Melt-Festival - im September stehen weitere Konzerte in Deutschland an, u.a. in der Münchner Tonhalle (24.09.) - not to be missed.

2 Nach ihrem so vielversprechenden wie im UK gehypten Debüt Snapshot, voller Beatles- & Stones-Referenzen, musste Little Victoriesder eher beliebige Britpop-Nachfolger der Strypes, enttäuschen. Wer die Iren schon abgeschrieben hatte, sollte ihnen mit Spitting Image vielleicht nochmal eine (dritte) Chance geben. Ross Farrelly (voc, git), Josh McClorey (git, voc), Pete O‘Hanlon (b) und Evan Walsh (dr) spielen sich, mod-gestylt & produziert von Ethan Johns (u.a. Kings of Leon), diesmal wieder lockerer im Garagensound von einer Riesenschulter zur anderen (u.a. Ramones, Thin Lizzy, Bo Diddley). Und geben wieder mehr Anlass zu Great Expectations (gute Pub-Single). http://thestrypes.com * Schwerpunkt der Live-Aktivitäten der Band ist der Herbst, doch Deutschland wird dabei erstmal ausgelassen.

 

pop 06 17 The Strypes

El Michels Affair - return to the 37th chamber / THE MELTDOWN

Big Crown * Hope Street

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Album-Trailer * https://bigcrownrecords.com/artists/el-michels-affair
TIPP
 

1 "Thanks for endless inspiration..." Wu-Tang Clan-Hommage, die zweite. Mit "Return To The 37th Chamber" kehrt Produzent, Mult-Iinstrumentalist und Bandleader Leon `El´ Michels zum Sound des Underground-Klassikers Enter The 37th Chamber von 2009 zurück. In der Zwischenzeit nicht untätig (u.a. für Lee Fields) fusioniert er als El Michels Affair Wu-Tang- und The RZA-Kompositionen mit jeder Menge Retro-Sound, Cinematic Soul & Psychedelia. Dabei geht es ohne schneidende Bläser und hohes Tempo zur Sache, Return schleppt sich eher lässig bis somnambul von Kammer zu Kammer, von (auch mal rein lautmalerischen) Gast-Vokals von Big Crown-Labelmates wie Fields, Lady Wray oder Shannon Wise (The Shacks) aufgelockert. Und Afrika lässt grüßen - die bunten Cover-Originale wurden auf zwei zusammengenähten Mehlsäcken in Accra vom ghanaischen Mural Artist Duo Heavy J und Stoger angefertigt, die sonst mobile Kino-Unternehmer mit ihren Malereien versorgen.

2 Southern Country-Soul der auch mal verlangsamten Gangart from `down under´ - das haben die Musiker um Frontmann Simon Burke zu bieten, laut seinem Label Hope Street der Mann mit der `honigsamtenen Stimme´. Das kommt in der Tat hin, auf dem selbstbetitelten Debüt-Album The Meltdown wird folglich der Temporegler gerne mal in den untertourigen Bereich geschaltet, Midtempo und Balladen sind hier in der Überzahl - als Trademark-Programm. Der Redaktion gefallen allerdings die Uptempo-Nummern wie Crooked Country (Track 2) doch besser, die die Truppe im Live-Betrieb Australiens schon zur Genüge getestet hat. Bis auf weiteres sind The Meltdown nur in heimatlichen Gefilden unterwegs - europäische Fans müssen sich noch gedulden. www.themeltdowntown.com

 

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Zoot Woman - Absence / Stereofysh - Ohana

Snowhite / Rough Trade * Lebensfreude Records

1 Ein Konzeptalbum, die Numero 5. Das britische Elektropop-Trio Zoot Woman beschäftigt sich auf dem blau-rot-durchdesignten Absence mit dem Thema Abwesenheit (von Liebe und anderen Dingen). Man ist mit diesem wohl bisher besten Werk dem Berliner Label Snowhite treu geblieben. Die investierte Studiozeit seit 2015 kommt für das britische Trio diesmal gar einem Schnellschuß gleich: "Wenn ein Song nicht funktionierte, haben wir ihn sehr schnell fallen lassen, statt wie sonst ewig daran herumzufeilen", meint Sänger Johnny Blake (Co-Producer und mit seinem Bruder auch Songwriter aller Tracks) dazu - spontaner und intuitiv sollte es sein. In den zwischen Pop & Electronica balancierenden Sound mit 80s und 90s-Einflüssen fügt sich auch die schleppende Synthie-Ballade Still Feels Like The First Time mit Kylie Minogue ein. Play Tracks 1-5 (auch der Rest ist eingängig). Im Herbst soll es eine Tour geben - watch this space: www.zootwoman.com

 TIPP
 

Pop 06 17 zoot woman

2 Kam ihr Debüt The Race (auch an dieser Stelle) schon gut an, haben sich die drei Wahlberliner Geschwister Lysann, Gunnar & Lars Zander als Stereofysh noch einmal weiterentwickelt mit dem zweiten Album Ohana, dessen locker mit `Family & Friends´ zu übersetzender Titel noch auf die Hawaii-Tour nach dem letzten Longplayer zurückgeht. Ihr mit House-Elementen versetzter Pop fußt auf mehr als solidem Songwriting (im Kollektiv), einem Händchen für stilsichere Produktion (Gunnar) und ergibt hier in der Summe gut durchhörbare 10 Tracks, ein seltenes Gut dieser Tage. Will man einen herausheben, wäre es wohl das wunderbar runde Domino. Das Kiddiestimmen-Thanks, again-Outro zum "nicen Leben" wäre dagegen vielleicht exklusiv auf der anstehenden Releaseparty besser aufgehoben gewesen: Am 30.06. im Berliner Lido! Hingehen, Hauptstädter. www.stereofysh.com www.lebensfreuderecords.net 

TIPP & LIVE

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Hajk Hajk Hajk / Slow Dancer - In A Mood

Jansen Plateproduksjon / Broken Silence * Ato - PIAS / Rough Trade

1 Kein schlechtes Debüt. Irgendwo zwischen Prefab Sprout, Phoenix & Fleetwood Mac pendelt sich das selbstbetitelte erste Album der norwegischen Formation HAJK ein. Die ausgereiften Kompositionen des Bandkollektivs, das auch die Arrangements um die Stimmen von Sigrid Aase & Gitarrist Preben Saelid Andersen herum im Team auf die Beine stellte, musste von Marcus Forsgren (Jaga Jazzist) nur noch abgemischt werden. Komplettiert von Einar Naess Haugseth (kb), Knut Olav Sandvik (b) sowie Johan Nord (dr) konnte die Band auf diversen nordischen Festivals (wie Slottsfjell, oder Øya, auch in diesem Jahr im August wieder) überzeugen. HAJK würde man auch gern hierzulande mal in Concert sehen. Das Album erscheint als CD im dreiteiligen Digipack-Format sowie als 180g-Vinyl-Edition (letztere inklusive Download-Coupon, bedruckter Innentasche & Poster-Beilage). Play all Tracks, insb. 1,2,4-8. https://de-de.facebook.com/hajkband

 TIPP 

pop 04 17 Hajk

2 Simon Okely, Wilson Pickett-Verehrer und bisher Gitarrist der australischen Indie-Rocker Oh Mercy, einmal auf Solo-Abwegen. Zu diesem Zwecke firmierend als Slow Dancer, bietet der versierte Down-Under-Songwriter (alle 10 Tracks sind Eigenkompositionen) auf In A Mood gefällige, wie aus einem Guß wirkende Stücke mit Westcoast-Einflüssen, wie etwa Bitter oder Don´t Believe. In Eigenregie aufgenommen und (angenehm abgespeckt) produziert, hat es sich die `one man show´ Okely auch nicht nehmen lassen, am Artwork seines Album-Debüts mitzuarbeiten. Alle Texte im Booklet. Play Tracks 1-3 - auch der Rest ist gut durchhörbar. Vorerst nur in Übersee live zu sehen. https://www.slowdancer.net

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color film - living arrangements / lea porcelain - hymns to the night

Epitaph / Indigo * Lea Porcelain Recordings

1 Weiter arbeiten sich neue Acts am unerschöpflich scheinenden Soundrepertoire der wavigen 80er Jahre ab - aktuell hat das eine ganze Weile nur live spielende New Yorker Duo Color Film auf ihrem Debüt-Album Living Arrangements die stilprägenden Post-Punk meets No Wave-Funk-Sounds von US-Bands wie Liquid Liquid, 23 Skidoo oder Bush Tetras (die im UK ihre Entsprechung in den frühen XTC, Heaven 17 und auch den später erst polierten Spandau Ballet fanden) als Inspirationsquelle entdeckt und einige nervös dahineilende Tracks mit pathetisch-überdrehtem Gesang von Daryl Palumbo (Ex-Glassjaw) aufgenommen. Die zweite CF-Hälfte Richard Penzone ist für die meisten Instrumente zuständig. Beide fungieren als Produzenten, während man die Mischung keinem Geringeren als Gareth Jones (Depeche Mode, Neubauten, Wire) anvertraute. www.colorfilmmusic.com Play Tracks 2-5.

 

Pop 06 17 Color Film

2 Das alte DDR-Funkhaus in der Berliner Nalepastraße bildete den besonderen Rahmen, in dem über zwei Jahre die Aufnahmen für das Debutalbum von Lea Porcelain entstanden. Das in der Hauptstadt wirkende, ursprünglich aus Frankfurt am Main stammende Duo Markus Nikolaus & Julien Bracht aalt sich auf Hymns to the Night mit seinen verhallten Synthie- und Gitarren-Soundwänden eher in den übergroßen Fußstapfen von Ian Curtis (R.I.P.) & Co. Und klingt damit weniger wie eine deutsche Band. Dennoch ist das Interesse aus dem Ausland bereits seit einer ersten EP mit dem Album-Opener Out is in geweckt. Am 04.06. live im Leipziger W.G.T., am 15.06. beim Augsburger Modular Festival, bevor Gigs in Frankreich und im UK anstehen. www.leaporcelain.com

LIVE

pop 06 17 Lea porcelain

Sweet Baboo - Wild Imagination / Richard Dawson - Peasant

Moshi Moshi / Rough Trade * Weird World - Domino / Goodtogo

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1 Es ist angerichtet. Wild Imaginations, das neue Album des walisischen, sanft versponnennen Singer/Songwriters Stephen Black aka Sweet Baboo, ist erklärtermaßen inspiriert von persönlichen Vorbildern wie Harry Nilsson, Nick Drake oder Arthur Russell - und wurde explizit für Blacks dreijährigen Sohn aufgenommen (der das später hoffentlich zu würdigen wissen wird). Blacks Gedankenwelt wird nicht jeder Hörer folgen können. Das auf den ersten Blick bunt & gesund wirkende Fingerfood-Buffet-Cover (mit weiteren Foodstyling- Bildern im 4c-Booklet) ist beim zweiten Hinsehen nicht ganz jugendfrei...wie es zur Maske auf dem Titel kommen konnte, ist hier als Video inszeniert. Play Track 2, den eingängigen Album-Titeltrack. www.sweetbaboo.co.uk

2 There´s nothing like it. Für wen Richard Dawson Peasant die erste akustische Begegnung darstellt, der mag staunen, was ihm da entgegenschallt. Der Mann fabriziert eine zuweilen sperrige, so eigenwillig wie leidenschaftlich intonierte Folk-Variante, textlich & musikalisch mit unterschiedlichen Kapiteln aus der Vergangenheit verbandelt: europäischem Vormttelalter, Renaissance, Vikorianischem England und verschiedenen Phasen in der Entstehung der USA (zu Spirit & Bildsprache von Tom Hardys im Vorfeld des britisch-amerikanischen Krieges angesiedelter Serie Taboo könnte man ebenfalls Verbindungen herstellen). Von Harfen, Violine, Gitarren und vielköpfigen Chören begleitet, rockt Dawson die eigenen, überschlagenden Stimmbänder durch seine spezielle, von historischen und musikalischen Referenzen gespickte Unplugged-Show. Bis auf weiteres nur im Uk live unterwegs. http://richarddawson.net

 

Pop 06 17 Richard Strange

© cinesoundz 2017