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Schlager - Dreier mit Steuerfrau 02 - 2021

 


  • Deutscher Schlager-Chanson-Dreier mit Steuerfrau:

 

1 slide Pop D


Rainald Grebe - Popmusik

tonproduktion records / Rough Trade
 
Klick! Kabarettist Rainald Grebe macht zwischen zwei Programmen pandemiebedingt: Popmusik. Das `Impulsprodukt´ hebt sich dann sowohl von des Unterhalters bisherigem Schaffen auf Konserve als auch von dem ab, was die meisten Hörerinnen bislang unter dem Genre verstanden haben dürften. Aber um solche Grenzen schert sich der angstbefreite Künstler & Calvinismus-Kritiker RG eh weniger. Mit einer gehörigen Dosis "Couscous im Gehäuse" geht es also los: Aus dem vorab auch als Video veröffentlichten, auf einen penetranten Diskobeat tiefergelegten Opener Wissenschaft ist eine Meinung ("die muss jeder sagen dürfen") hätte mit Hilfe von Fortuna Ehrenfeld (also dem produzierenden & arrangierenden Martin Bechler und der hübsche Vokaltupfer einstreuenden Jenny Thiele) immerhin eine Art Coronaleugner-Hymne werden können - doch irgendwas zwischen Plattreim und Einzeiler ohne Pointe fällt Grebe immer noch ein, da hakt es dann ganz unpoppig. Klischeesprache soll hier sarkastisch entlarvt und mit einem Schuss Dada vorgeführt werden - das kann mal eine Zeile lang ernst werden ("der Alltag ist ein Pitbull, der sich in uns verbissen hat") oder einen halben Track lang ganz lustig funktionieren (Eis), nur leider ist die meist mit NDW-Stilmitteln elektronischer Art dazu angerührte Mucke über weite Strecken eher unhörbar - zumindest außerhalb einer (derzeit halt abgesagten) livehaftigen Nummernrevue. Geschmackssache - wie der ganze Grebe: "die einen findens schreckelig, die andern findens schick."
 

pop 02 21 D Grebe PopM

"Eilish - freilisch." Hier geht es geschützten Wortmarken an den Kragen. Eine meganice Zeit wird mit dieser Popmusik aber nicht unbedingt draus. https://rainald-grebe.de/

Making of zum Corona-Männerchor von Die Rose.

Dagobert - Jäger

recordJet

Noch so ein absonderlicher Problembär, der an dieser Stelle aus gewissen Gründen bislang nicht stattfand. Lukas Jäger aka Dagobert kann nicht wirklich singen und tut dies mit Schweizer Akzent - autogetunt zu elektrolastigen DIY-Arrangements (seines Langzeit-Produzenten Konrad Betcher). Eine Kombi, die musikalisch zartbesaiteteren Gemütern in Rekordzeit die Schuhe auszieht - aber NDW ist insbesondere für Pop-Quereinsteiger (s.o.) ja derzeit en vogue. Wer mit dem Geknödele und Geplucker klarkommt, hat noch angeschrägte, mal absurd komische, mal morbide bis unverdauliche `reim dich oder ich fress dich´-Schlagertexte zu verkraften, garniert mit shingeling & shalala. Dazu der Waschzettel: "Sehnsüchtige Liebeshymnen treffen auf außerweltliche, okkulte Liedperlen, schwarze Romantik auf Existentialismus und das ganze kollidiert mit dem eigentümlichen Dagobert-Humor." Den braucht es in der Tat, um hier Waldhonig aus der Rille zu saugen. Aktuell geht ja irgendwie alles, also irgendwo da draußen sind sie, die Dagobert-Fans: Spiegel-Popkolumnen-Leser und nicht mehr taufrische Einzelschicksale womöglich, die im die Balladenmoosnarbe vertikutierenden Wunderwerk der Natur auch leicht übergriffige Referenzen an Zazas 80s-Zauberstab heraushören. Ein Neustart Kultur-Projekt der Initiative Musik GmbH übrigens, dieses Album. * http://dagobert-musik.de

 

pop 02 21 D Dagobert

Es grünt so grün - "im Wald, wo die Tiere leben, wo die Nächte finster sind." Auf dem Cover LJ mit Astgewehr (im Video dann mit echtem Karabiner). Zu allem Überfluss [sic] dort, wo es drauf ankäme, unleserliche Typo im Booklet.

 

Magdalena Ganter - Neo Noir

Revolver / Cargo

Neo-Berliner unter sich - von der Schweiz ab in den Schwarzwald. Da die aus Hinterzarten in die Hauptstadt umgesiedelte "freigeistige Comedienne" Magdalena Ganter, in der bisherigen Musikbezugsgruppe Mockemalör eh Dreh- und Angelpunkt war, überrascht es kaum, dass in der Livekleinkunstpause Corona wegen ein Soloalbum der (nach einem alemannischen Debüt) längst auf akzentfreies Hochdeutsch umgeschwenkten, spielfreudigen Künstlerin erscheint. Vorproduziert mit Mocke-Kollaborateur Simon Steger und bis in die Koloraturen feingeschliffen von Tobias Siebert (Klez.e / And the golden choir). Auch wer kein Fan jeder einzelnen Videopäsentation des teils neuen, teils wie Punkerengel schon bei M-Malör präsentierten Chanson-Materials ist, von der Gesangs- und Schauspielausbildung der selbstbewusst auf entrückt machenden Songwriterin profitiert Neo Noir allemal. Magdalena Ganter schlüpft hier in diverse Rollen, sowas hat sich ja im Genre bewährt. Im besten Fall kommen die 20er Jahre des vorigen mit denen dieses Jahrhunderts zusammen. Neben dem trotzigen Kleines Lied ist Neue Ufer natürlich eine Hymne an den irgendwo hoffentlich lauernden Neuanfang - durchaus mit Hitpotential. Und nicht alles hier ist vorhersehbar: im zugehörigen Video überlässt die ausgebildete Balletteuse Tanz & Tütü überraschenderweise Michael Fernandez aus dem Corps der Komischen Oper Berlin. Überhaupt - spätestens im zweiten Durchlauf weicht anfängliche Skepsis wachsender Anerkennung dieser ausgereiften Albumproduktion. Play Tracks 1- 5,8,9.

TIPP
 

pop 02 21 D Ganter

"Hau rein, Kapelle!" Trotz Lockdown wird der Release `in großer Bandbesetzung´ begangen: Nun am 07. März per Livestream auf magdalenaganter.de - Eintritt: frei.

 

Götz Alsmann - L.I.E.B.E.

Roof Music / Universal
Im Vergleich mit den drei vorausgeruderten Freistilakteuren riskiert der gestandene deutsche Jazzschlagermann Götz Alsmann mit seinem neuen Werk voller Fremdkompositionen erwartungsgemäß kaum etwas, hat aber einiges an Substanz zu bieten. Verlässlich im eigenen Genre auf Kurs, scharwenzelt sich der retroselige Entertainer alter Schule mit L.I.E.B.E. - großgeschrieben - einmal mehr ans zarte Geschlecht heran und säuselt - nach seiner international ausgerichteten Blue Note -Trilogie .In Paris (2011), Am Broadway (2014) und In Rom (2017) - diesmal "herrlich sangbare" historische deutsche Texte (etwa von Bruno Balz, Helmut Käutner oder Joachim `Blacky´ Fuchsberger) auf gut abgehangenes Liedgut von Michael Jary über Bert Kaempfert bis Udo Jürgens. Einmal steht auch Marcos Valle Pate - dessen Samba de Verão hier als So einen jungen Mann - bei Alsmanns bekanntem Bossa Nova-Faible auch keine Überraschung. All dies keineswegs Nur eine schlechte Kopie, das ist hier nur der Titel der an Nummer 11 aufgeführten Sixties-Nummer. Hier passt der musikwissenschaftsstudierte Schlagerdozent den Hans Bradtke-Original-Text für Greetje Kauffeld an den eigenen Crooner-Part an: statt Elvis, Gary Cooper & Frank Sinatra eben Jayne Mansfield, Doris Day & Marilyn Monroe. Mit im Hansa Studio: Altfrid Maria Sicking (Vibraphon, Xylophon, Trompete), Ingo Senst (Kontrabass), Dominik Hahn (Schlagzeug) und Markus Paßlick (Perkussion). Produziert hat Max Raabe-Mitstreiter Christoph Israel - musikalische Leitung & Arrangements ließ sich Alsmann allerdings nicht nehmen. Vergnüglich.

https://goetz-alsmann.de

 

pop 02 21 D Alsmann
Wer fingert da am Bop-Professor rum? Götz Alsmann dockt mit Band an die letzten 100 Jahre deutscher Schlagergeschichte an.

© cinesoundz 02-2021