Warhaus - Karaoke Moon - Radtour durch Marten D.´s Innenleben

Marten Devoldere hat es erneut getan. Während die Partnerschaft mit Balthazar-Co-Leader Jinte Deprez nach dem gemeinsamen Corona-Album Sand wieder mal auf Eis liegt, folgt zum Jahresende das vierte Warhaus-Album Karaoke Moon, auf dem Produzent Jasper Maekelberg seinen Part als MD-Kreativpartner ausgeweitet hat: der Multiinstrumentalist wird hier nicht nur als Co-Songwriter (bei No Surprise) & Co-Arrangeur aller Tracks, sondern auch als alleiniger Produzent gecreditet. Der Musik hat das nicht geschadet, im Gegenteil, Karaoke Moon ist das wohl ausgereifteste Werk des nach außen weiterhin auf den Soul Noir-Dandy Devoldere zugeschnittenen flämischen Indiepop-Projekts. Marten D. besetzt stimmlich weiter die `Leonard-Cohen-in-jungen-Jahren-Gedächtnis-Ecke´ (den weiblichen Part bei den wichtigen Background-Chören übernimmt einmal mehr Ex-Freundlin Slvie Kreusch) und raunt sich durch seine gern kryptische Selbstfindungs-Lyrik. Kaum zufällig arbeitet er sich übertrieben an Jim Morrison (& später auch kurz an David Bowie) ab, überdies gilt es das zarte Flämmchen einer neuen (und schon wieder gescheiterten?) Liebe gegen alle Widrigkeiten zu bewahren (s. Video zum Opener Where The Names Are Real). Eine mehrfach besungene Emely tritt ins schummrige Rampenlicht vom Martens bewährter Schlafzimmer-Inszenierung ("we´re a strip club, honey"), es gibt Disney-, Freud- & Hesse-Referenzen - letztere in Zero One Code möglicherweise auch an Balthazars Co-Leader Deprez gerichtet: "two sides of a coin, they each feel they walk the earth alone"? Manchmal macht es auch den Eindruck, als verlöre Devoldere zuweilen die ironische Distanz zu seiner ewig schwülen Crooner-Pose, immerhin gibt er zu: "I´m obsessing over my artist life."

Unter einem erklärtermaßen schief hängenden "Karaoke Moon" ist musikalisch dagegen alles bestechend ausgefeilt, mit Producer Maekelberg als kundigem Korrektiv, mit Händchen für sowohl schwelgerische Streicher als auch percussiven Drive an der richtigen Stelle. Das Album für diesen Herbst.