Pulp-Comeback: More. Erwachsenwerden mit Jarvis Cocker
pulp - moreRough Trade
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"Wenn man kreativ bleiben will, muss man sich die Zeit nehmen, erwachsen zu werden." Auch Cover-Konzept & Foto(s) stammen von Mastermind Jarvis Cocker. Mit More. und dem ausgekoppelten Opener Spike Island wieder in den (Airplay-)Charts: Pulp nach 25(!) Jahren mit einem gelungenen Comeback.
Play Tracks 1,2,3,4,6,9-11. Pulp Anno 2025 ist, inklusive des alten Kerns Candida Doyle (keys), Mark Webber (g), Nick Banks (dr) plus der neueren Mitstreiter Andrew McKinney, Emma Smith, Adam Betts und Jason Buckle sowie String Arrangeur Richard Jones zu einem Ensemble mit gerade noch einstelliger Kopfzahl angewachsen. Der nun 61-jährige Cocker, der aufs Land zog, in Therapie ging, geheiratet hat und dem in den letzten Jahren die Mutter und der langjährige Pulp-Bassist Steve Mackey wegstarben, präsentiert sich rundum gereift. "Wäre ich Lifecoach, würde ich sagen, dass es Teil des Geheimnisses des Lebens ist, einen Weg zu finden, gegenüber den guten Dingen nicht in einen Zustand der Langeweile zu verfallen." So schrieb Cocker die Songtexte erstmals vor den Studioaufnahmen und feiert nun das Leben in all seinen Facetten - inklusive elterlicher Gefühle. In The Hymn of the North apelliert er an den geliebten, flügge gewordenen Sohn: "There´s a million things in store for you, just beyond the horizon. I´ll be watching from the shore. So please - stay in sight of the mainland".
Got to have love - Erwachsenwerden mit Jarvis Cocker.
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TIPP |
Jarvis Cocker und sein Britpop-Ensemble Pulp veröffentlichen im Juni ihr erstes Album seit gut einem Vierteljahrhundert - big deal. Das Rauschen im Blätterwald war erwartbar - weniger, dass More. nun auch an dieser Stelle reüssiert, waren dem lediglich immer-mal-wieder Britpop-begeisterten Autoren von diesem 90´s-Phänomen doch wenig mehr als die Hits Babies, Common People oder Disco 2000 im Gehör haftengeblieben. Mit Dreh- & Angelpunkt Jarvis Cockers anderswo vielgerühmter Bühnenpräsenz, Gesang (bowie-esk ohne Volumen & Wandlungsfähigkeit des Originals) & dessen Status als Sexsymbol konnte man(n) hier noch weniger anfangen. Interessanterweise knüpft nun das höchst eingängige My Sex (an Position 6...) gerade hier selbstironisch an: "My sex don´t make no sense...leaves much to be desired...is an urban myth." (etc, etc). Dies Juwel demonstriert auch den durchgängig effektiven & variantenreichen Einsatz der von Laura Moody inszenierten Backgroundchöre auf dem Album, die dafür kurzerhand Teile des die für Pulp bereits früher wichtigen Streicherparts (Arrangements: Rich Jones & Emma Smith) verantwortenden Elysian Collectiverekrutierte. Für das abschließende NGO-Spendenvehikel A Sunset (mit Inspirations-Credit an `The Earth´) kommen noch Brian Eno & Familie hinzu. Das von James Ford (Arctic Monkeys, Fontaines DC) produzierte
More. ist abwechslungsreich ausgefallen. Der gleich in die Breite gehende Opener setzt seinen Mitsing-Chorus auf eine Cure-Gitarre, das nachfolgende, starke Tina mit seinen jubilierenden Geigen behandelt Szenen einer nie geschlossenen Ehe, Grown Ups mit seinem initialen Clash-Riff könnte auch von Edwyn Collins stammen. Slow Jam beruhigt das Geschehen kurzzeitig mit ruhigem slap bass, bis wieder die Streicherflächen Einzug halten. Cocker meistert gar Balladen wie Farmers Market oder das nicht weit von Pink Floyd entfernte Partial Eclipse. |
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