reviews 6-08 world

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Shabbat Night Fever
Various Artists – Lieblingslied Records / Alive

Parallel zum in Kollaboration mit Amir Egozy vom israelischen Botanika-Kollektiv entwickelten Cinesoundz-Projekt "Sound of Tel Aviv", das letztendlich nicht abgeschlossen werden konnte, wurde zum 60-jährigen Jahrestag der Gründung Israels noch ein grösseres Brot gebacken - unter Beteiligung der gleichen Musiker, deren Aufzählung hier den Rahmen sprengen würde. Eine völlig objektive Beurteilung an dieser Stelle schliesst sich aus. Dem umtriebigen Label Lieblingslied-Records ist jedoch Glück mit dem aufwändig gestalteten Package zu wünschen, das nun die vielfältige, fantastische Musikszene des kleinen Landes in den Fokus rückt. Das 100seiige Booklet (deutsch/englisch) mit Hintergrundtexten, vielen Fotos, Biographien der Bands und Clubbeschreibungen ist Teil von ILanD – eine Begegnung moderner Musik, die gerade in Berlin in gemeinsamen Konzerten israelischer und deutscher Acts gipfelt. www.iland2008.de

Emmanuel Jal - Warchild
Sonic360 / Rough Trade

Der ehemalige Kindersoldat Emmanuel Jal lässt auf seinem zweiten Album (dem ersten, daß er komplett selbst verantwortet), die mitreissende Frische vermissen, die einige seiner Tracks auf dem Vorgänger "Ceasefire" wie "Aiwa" oder "Elengwen" auszeichnete. Auf "Warchild" geht es entschleunigt, dunkler und schwerer zu, was auch Jals Schwächen im Rap-timing offenbart. Explosionen gleich zu Anfang, textlich viel Rechtfertigung und Aufarbeitung der traumatischen Vergangenheit im sudanesischen Bürgerkrieg, gospelartige Einkehr und christliches Glaubensbekenntnis. Nicht immer ganz geschmackssicher austariert ist das Ganze - da kein Produzent ausdrücklich genannt ist (den es ausdrücklich gebarucht hätte, um die Fäden in der Hand zu behalten) darf man vermuten, daß Jal -with a little help vom Mixer Neal Pogue- auch hier verantwortlich ist. Der musikalische Rückschritt ist trotz Haltungspunkten offensichtlich, Jal hat seinen Weg noch nicht gefunden. www.emmanueljalonline.net/

 

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 Roy Paci - Suono Global
 
 
Etnagigante – V2 / Universal

Im Mai war der sizilianische Bandleader gerade wieder in Deutschland unterwegs (ein Termin in der Berliner Wuhlheide am 14.6. steht noch aus !). Mit seiner 10-köpfigen Mambo-Ska-Dancehall-Truppe Aretuska steht der dynamische Trompeter aus dem Manu Chao-Umfeld (dem man nebenbei noch eine ganz wunderbare Morricone-Coverversion zu verdanken hat) für geballte Live-Power. Das gegenwärtige Programm besteht im Wesentlichen aus dem Repertoire dieser Cd aus dem Vorjahr, die mit ihrer lebendig-mediterranen Melange hier noch einmal allen Freunden des Mestizo- und Patchanka-Sounds ans Herz gelegt sei.

www.roypaci.it/


In The Name of Love - Africa Celebrates U2
Various Artists - Shout Factory / Wrasse

"In the Name of Love: Africa Celebrates U2" - das sind 12 U2-Songs, allesamt neu eingespielt von afrikanischen Künstlern. Mit dabei sind u.a Angelique Kidjo, Keziah Jones, Ba Cissoko, Tony Allen und der Soweto Gospel Choir. Das Album soll einerseits ein Dank an Bono und seine Band für ihren unermüdlichen Einsatz für Afrika sein. Andererseits bietet das Projekt natürlich die Möglichkeit, bitter benötigte Geldspenden einzufahren. Ein Teil der Einnahmen (leider wird nicht offengelegt, wie hoch dieser Anteil wirklich pro CD ist) wird an wohltätige NGOs gespendet, die sich dem Kampf gegen AIDS, Malaria und Tuberkolose verschrieben haben.
Play Tracks 1,2,4, 5,7.

 


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Rupa & the April Fishes - Extraordinary Rendition
Umalali TIP



 
beide : Cumbancha - Exil / Indigo


Neben Kiran Aluwalia sorgt noch eine weitere polyglotte US-Inderin aus dem Punjab derzeit für World-Music-Schlagzeilen - eine Überraschung des Frühjahrs 2008 kommt aus San Franciscos Bay Area: Rupa Marya, wie Aluwalia quasi nur im Zweitberuf Sängerin, und ihre April Fishes öffnen den Vorhang zu einem recht vielseitigen Musiktheater: Gipsy Swing, Texmex, Balkaneskes, Chanson, Latin Moods und American Folk drehen sich hier wie im Rund eines kleinen bunten Zirkuszelts. Milonga meets Mariachi & Musette und Rupa singt dazu - auf Hindi, Französisch und Englisch - u.a. auch von schweren Themen wie vom Tod ihres Vaters.
www.myspace.com/aprilfishes www.rupamarya.com/

Die afro-karibische Garifuna-Minderheit von Belize, Honduras und Guatemala hat gegenwärtig noch den Verlust ihrer führenden Gestalt Andy Palacio zu verkraften. Notgedrungen wird die Klanghistorie zunächst aus weiblicher Perspektive weitergeschrieben: Das ambitionierte Projekt "Umalali" ist Ergebnis einer zehnjährigen Recherche des Palacio-Produzenten und Womex Award 2007-Gewinners Ivan Duran. Dieser versammelt 13 starke Frauengestalten vor dem Mikro - Mütter und Töchter berichten in ihren Balladen, Hymnen und Chants vom harten Daseinskampf, der Gewalt von Hurrikanen, Verlust von Leben, den Mühen des Gebärens, der Sehnsucht nach dem Geliebten, dem oft nicht leichten karibischen Alltag. Musikalisch werden diese Karibik-Roots mit akustischen, zurückgenommenen Blues-, Funk-, Afro- und Latin-Elementen kombiniert.Enhanced CD sowie ausführliches Booklet mit tollen Fotos v. Katia Paradis & Sarah Weeden TIP

 



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 Rabij Abou-Khalil - Em Portugues
 
 Enja / Soulfood

 
 

Auch die jahrhundertelang abgeschlossene Fado-Kultur wird zunehmend zum Crossover-Gegenstand- Hier macht sich der bekannte libanesische Komponist, Oudspieler und Bandleader an die Gedichte portugiesischer Dichter heran und spielt sie mit einem jungen Fadosänger aus Lissabon, Ricardo Ribeiro, ein. Der Direktor des Nationaltheaters in Porto, Ricardo Pais, hatte bei Rabih Abou-Khalil angefragt, ob dieser daran Interesse habe, portugiesische Gedichte zu vertonen und in Lissabon und Porto aufzuführen. Abou-Khalil, war vor allem erstaunt, da er zu dem Zeitpunkt kein Portugiesisch sprach, sagte dann aber gerne zu, da die Vertonung von Gedichten im Kanon seiner erfolgreichen Kollaborationen noch gefehlt hatte.
Die Musik ging offensichtlich auch durch den Magen - der während der Aufnahmen für "food" zuständige Koch Peter Bieler ist wie die Bandmitglieder im Booklet abgebildet & gewürdigt.

 

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 Bantu, Docta, Sister Fa & More- Many Lessons
 
 Piranha / Indigo TIP


 

Diese interessante Piranha-CD dokumentiert die Rolle des Islam in der westafrikanischen Musikszene. Hier sind Islam und Hip Hop oder Rap kein Widerspruch, im Gegenteil : beide Sphären durchdringen sich gegenseitig. In vielen afrikanischen Ländern ist die Mehrheit der Bevölkerung unter 20 Jahre alt. HipHop gibt der afrikanischen Jugend eine Stimme und viele junge Musiker machen ihren islamischen Glauben zum Bestandteil ihres musikalischen Ausdrucks, der sogar die Verbindung mit sozialkritischen Inhalten zulässt. Die Mehrzahl der Beiträge stammt aus dem Senegal, der im Westen Afrikas auch in dieser Hinsicht eine zentrale Rolle spielt. Allein in der dynamischen Hauptstadt Dakar sollen sich über 3000 Rapbands tummeln. Vor diesem Hintergrund können dieser Compilation in der Tat "many lessions" entnommen werden über eine Religion, der im Westen oft mit pauschalen Vorbehalten begegnet wird. Lob auch für die Bookletgestaltung, Begleittexte und musikalische Auswahl.

 

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Balkan Beat Box - Nu-Made Remixes
Crammed - Indigo

"Nu Med" steht für New Mediterranean und genauso hieß das 2007er-Album der New Yorker Balkan Beat Box.Kollektivs, das jetzt mit "Nu-Made" seine Aufarbeitung in Form von Remixen erfährt. Zusätzlich gibt es eine DVD mit einem Musikvideo und einem 26-minütigen Film von Elsa Dahmani, die einen Auftritt von Tomer Yosef, Ori Kaplan, Tamir Muskat & Co. in Tel Aviv dokumentiert. An den Remix-Reglern saßen u. a. Dub Gabriel und Nickodemus aus Brooklyn, Stefano Miele aus Italien sowie UBK alias Uri Kinrot, der Gitarrist der Band. Des weiteren finden sich eine Interpretation von "Red Bula", einem Stück der rumänischen Band Mahala Raï und das brandneue "Ramallah-Tel Aviv", ein auf Arabisch und Hebräisch gesungener Song, der die Jugend Israels und Palästinas dazu aufruft, gemeinsam eine friedliche Zukunft zu gestalten. Eine pralle Packung, die auch Besitzer des Originals in Versuchung führen dürfte.

 




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 African Party / African Playground / Hawaaian Playground
 
 alle: Various Artists - Putumayo / Indigo
 
 


Putumayo hat gerade seinen 15jährigen Geburtstag gefeiert (und ca. 20 Millionen Cds verkauft, "nur" ca. 750.000 davon in Deutschland). Drei der aktuellen Compilations seien zum Jubiläum vorgestellt : "African Party" Sekouba Bambino und seine resolute Landsfrau Macyré Sylla aus Guinea, Les Go De Koteba von der Elfenbeinküste, Chiwoniso, Saitenmeister Lousi Mhlanga und Oliver Mtukudzi aus Zimbabwee und Bonga aus Angola feiern unter anderem mit. Vom pumpenden Soukous über Mandinke-Pop und Highlife-Funk bis zur swingenden Semba ist also alles für eine gebührende Afro-Party am Start.


"African Dreamland", der zweite offizielle Jubiläums-Release, schlägt ruhigere Töne an und kommt dankenswerterweise ohne “The Lion’s Sleeps Tonight“ aus. Dennoch kommen einige vom Monden- und Sternenschein der Savanne inspirierte Wiegenlieder vom Schwarzen Kontinent. Putumayo hat sich von den Kapverden bis ans Kap auf die Suche gemacht und lohnenede in Melodien gefasste Gute Nacht-Geschichten von Ladysmith Black Mambazo, Habib Koité, Toumani Diabaté oder dem kongolesischen Newcomer Mapumba oder der Kamerunerin Kaïssa mitgebracht. Famoro Diabaté und Chiwoniso weben beruhigende Klänge auf Balafon und Daumenklavier, die Kapverdin Tété Alhinho begleitet auf Portugiesisch in die Federn. "African songs for sweet dreams.." Sehr gelungen.

"Hawaiian Playground" schließlich vereint minder- und volljährige Fans der Insel im Stilen Ozean und ihrer einzigartigen Musik: Falsettgesang, Slidegitarren, Ukulelen und Einflüssen aus Jazz, Pop und Reggae von Oahu, bis Maui und Moloka’i führt die musikalische Reise anhand insularer Kinderliedern von den jungen Songwritern Justin Young und Keali’i Reichel. Ehukai und Robi Kahakalau koppeln jamaikanischen Reggae mit etwas Insel-Tradition zu „Jawaiian music", Falsettkünstlerin Raiatea Helm jongliert mit jazzigem Vokabular und die Moonlighters sind eh meist eine Bank. Aloha.

www.putumayokids.com
 


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 Neco Novellas - New Dawn (Ku Khata)
 
 World Connection / Indigo
 
 
 

Joao Johanhane aka Neco Novellas stammt aus Mozambik, kennt sich aber auch in Südafrika, Portugal und Hollandaus. Der Sänger und Gitarrist präsentiert auf "New Dawn" eine eigenständige Mischung aus Samba, Afrobeat, Reggae und Pop. Auch der Sprachmix kann sich sehen lassen: Portugiesisch, Englisch, südafrikanische und mosambikanische Dialekte kommen für Novellas Texte mit Erfahrungen aus dem Alltagsleben zum Einsatz. Insbesondere der musikalische Schlagabtausch mit den Backgroundsängerinnen (zwei von Novellas´ Schwestern, Cidalia und Isabel) funktioniert und hält die Stilvielfalt zusammen.

www.worldconnection.nl www.myspace.com/neconovellas
 

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 Princes Amongst Men
 
 Various Artists - Asphalt Tango / Indigo
 
 

Die vorliegende CD ist quasi der Soundtrack zum neuen gleichnamigen Buch des Autoren Garth Cartwright (in deutscher Übersetzung: Balkanblues und Blaskapellen", Hannibal Verlag), dessen Traum es immer schon war, mit Zigeunern herumzureisen. So hat sich seine Reise in etwa angehört: Ekrem & Gypsy Goovz, Ferus Mustafov, Jony Iliev, die fanfare Ciocarlia (mit Dan Armeanca), das Kocani Orkestar, Taraf de Haidouks und natürlich Boban Markovic sind mit von der Partie. Die gelungene CD, die vom Autoren zusammengestellt und mit einem Klappentext ergänzt wurde, erscheint am 6.6.08, wo wohl ? :
www.asphalt-tango.de

Vulcan Ensemble - Gypsy Verve
verlag pläne / Indigo

Das Vulcan Ensemble mit seinen 16 Mitgliedern aus Eleven der "Jerusalem Academy of Music and Dance" feiert hier unter der Leitung des Russen Emil Aybinder und quer durch das kulturelle Mosaik des Balkans ein munteres Fest. Der Streifzug führt durch traditionelle Stücke aus Serbien, Mazedonien, dem Kosovo, Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Armenien, Russland, der Türkei und schließt auch eine Eigenkomposition, die auf einer israelischen Melodie beruht, mit ein. Trotz der vielen Stilzutaten bleibt ein leicht akademischer Ton, Schweiss scheint hier bei aller Virtuosität nicht zu fliessen. Die vorliegende CD ist eine Konzertaufnahme im Rahmen der Serie „Etnachta“ (Intermezzo), die in Israel live im Radio „Kol Israel“ ausgestrahlt wurde.
 
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Kiran Ahluwalia - Wanderlust
Naive / Indigo
Carmen Souza - Verdade
Connecting Cultures / Galileo MC

 
 
Die kosmopolitische Inderin Kiran Aluwalia aus New York hat sich den Ghazals (oder Ghasel) verschrieben, einer alten, indisch-persischen, auf Urdu niedergeschriebenen Liedform. Die Sängerin reichert das überlieferte Liedgut, aber auch zeitgenössische Poeme dabei zusätzlich mit Bollywood-Filmmusik-Artigem (filmi), Jazzelementen und nordafrikanschen Rhythmen an. Als ob dies noch nicht genug wäre, kommen dann noch die Fado-Könner José Manuel Neto, Bassist Ricardo Cruzund Akkordionspieler Enzo d'Aversa für drei Cross-Over-Stücke hinzu. ("Jo Dil," "Haath Apne," "Haal-e-Dil"). Wen wundert soviel musikalische Wanderlust noch - Kiran war bereits als leitende Angestellte beim Label Putumayo tätig.
www.kiranmusic.com/

Die nicht minder begabte kapverdische Musikerin Carmen Souza belässt es ebenfalls nicht beim Repetieren traditioneller Musik von der kleinen Inselgruppe im Atlantik. Auf die Kompositionen eines oder einer gewissen Yeshwa singt sie versiert und selbstbewusst, oft im Stile einer Laura Nyro oder Rickie Lee Jones, ihre portugiesischen Texte (die dreisprachig im Booklet wiedergegeben werden). Begleitet von einer über die halbe Welt verteilten Musikerschar reiht sie sich mit dieser Produktion ein in die grosse Musiktradition eines kleinen Landes und an die Seite von Mayra Andrade, Maria de Barros, Teofilo Chantre, Tcheka, Tiolino und anderen.

Carmen Souza Blogspot


Amos Hoffman - Na´Ama
Magda / Galileo MC

Komponist und Oud-Instrumentalist Amos Hoffman arbeitet interessanterweise - als Israeli - mit dem Anspruch, die arabische Musiktradition fortzuführen, bringt aber gleichzeitig moderne Elemente wie Jazz- oder Latin-Spuren ein. Dabei kommt es auch zu ungewöhnlichen Instrumentalkombinationen wie mit dem Marimbaphon. Dennoch wirkt das Nebeneinander von Instrumenten und Stilen bei der bereits Ende 2004 aufgenommenen Produktion nicht als bemühter Cross-Over, sondern als gelungene Stil-Fusion. Lizenzproduktion des Tel-Aviver Magda-Labels.

 

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