Reviews 6-7-10 World

 

 

 

* soundtrack * filmmusic * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * football special *

 Youssou n`Dour - Dakar Kingston
Oumar Ndiye Xosluman - Talibé
 
 EmArcy / Universal - Dakar Sound / Cargo TV-TIPP!  
 
 

Kürzlich war der senegalesische Superstar Headliner beim Afrika Festival in Würzburg. Dort stellte er neben seinem bekannten Mbalax- und Pop-Repertoire auch das aktuelle Reggaealbum "Dakar Kingston" vor, dass zum Großteil unter der Ägide von Producer Tyrone Downie und unter Mitwirkung von alten Haudegen wie Roots-Poet Muta Baruka, Wailers-Gitarrist Earl `China´ Smith oder Percussionist `Bongo Herman´ Davis im (neuen) Tuff Gong Studio in Jamaika produziert wurde. Überraschend mit von der Partie auch das afrikanisch-stämmige, deutsche Künstlerpaar Patrice und Ayo. N´Dour hat hier einigen seiner alten Songs ein Reggae-Gewand übergezogen, ein paar neue dazukomponiert und den Opener und das gesamte Album Bob Marley gewidmet, auf dessen Album "Survival" von 1979 und dem ein Jahr später folgenden Auftritt in Simbabwe der Erfolg des Reggae als Musik der politischen Willensäußerung in Afrika bis heute fußt. Play Tracks 2,5,9,10,11. TV-Tipp: 50-Min.-Mitschnitt von Youssou N`Dours Auftritt beim Afrika-Festival 2010 am Do., d. 17. Juni 2010 um 23.40 Uhr auf ARTE.


Gegenüber der großen panafrikanischen Geste N´Dours, der in Westafrika mehr Ansehen als sämtliche Politiker genießt, fällt das neue Album seines auf der Dakar vorgelagerten ehemaligen Sklaveninsel Gorée aufgewachsenen, stimmlich nicht weit entfernten Landsmannes Oumar Ndiaye naturgemäß etwas bescheidener und bodenständiger aus. Auch Ndiaye ist schon seit den späten Achtzigern im Musikgeschäft und auch in Europa nach einigen Liveauftritten kein Unbekannter mehr, wobei ihn sein Publikum im Senegal eher unter dem Nachnamen Xosluman kennt. In Dakar aufgenommen und in den Niederlanden abgemischt, ist "Talibé" (Les Enfants) dennoch sein bisher erstes im Westen veröffentlichtes Album, auf dem ruhige bis melanchloische Balladenklänge zu Gitarre, Kora und sanfter Percussion dominieren. Play Tracks 1, 3, 5, 7.

 






 
 
 Grupo Fantasma - El Existential  
 Nat Geo Music / Warner  
 

Gitarrist Adrian Quesada, neben Martin Perna zweite Kreativkraft bei Ocote Soul Sounds hat mit seiner hauptamtlichen, 10-köpfigen Latin-Band Grupo Fantasma in zehn Jahren schon so einiges er- und überlebt. So die eine oder andere "Cumbia-Renaissance", in deren Fahrwasser er dann auch stets gesteigertes Interesse für seine Musik voller Folk-, Jazz-, Salsa-, Funk- und eben Cumbia-Elemente feststellen kann und beispielsweise für den letzten Tonträger "Sonidos Gold" immerhin Garmmy-nominiert war. Mit "El Existential" machen er und seine Mitstreiter einfach unbeirrt weiter mit ihrem Latin-Crossover- und mit dem nach eigener Ansicht besten Album ihrer Karriere.
Bonustrack-Download zum neuen Album auf der Website der Gruppe:
www.grupofantasma.com
 
 
 
 Cucu Diamantes - Cuculand  
 Wrasse / Harmonia Mundi  
 

Yerba Buena-Mitgründerin Cucu Diamantes entführt Hörer und Betrachter in ihr "Cuculand" (Coverfotos von Star-Fotograf Mark Seliger), mit viel mehr Latin-Verve, als man der zierlichen Erscheinung auf den ersten Blick zutrauen würde. New York City-Schmelztiegel-Cabaret-Feeling trifft auf Cuba- und Funk-Energie mit jeder Menge Drama und fett groovenden Bläsersätzen. Sehr ordentlich. Irgendwie auch in etwa Kubas Antwort auf Amy Winehouse. Federboa & Corsage ok, aber vielleicht kann Senora Diamantes ja jemand noch die Hot Pants ausreden?
Play Tracks 2,3,4,8,10.
www.cucudiamantes.com www.myspace.com/cucudiamantes
 
 
 
 Sierra Leone´s Refugee Allstars - Rise & Shine  
 Cumbancha / Exil  
 

Die Sierra Leone-Bürgerkriegs-Flüchtlinge mit einer zweiten "Therapie"-CD voller westafrikanischer Roots- und Reggae-Musik. Die Musiker um den Songwriter Reuben Koroma haben für das zweite Album eine bemerkenswerte Reise auf sich genommen: Nach ersten Sessions in Sierra Leones Haupstadt Freetown wurden die Aufnahmen in New Orleans (einem ebenfalls schwer in Mitleidenschaft gezogenen Ort) unter der Regie von Produzent Steve Berlin (u.a. Angélique Kidjo) fortgesetzt und dort auch mit Musikern der lokalen Szene wie Troy Andrews, den Bonerama Horns oder Washboard Chaz zusammengearbeitet. Ausführliche Anmerkungen zu allen Songs & Texten im Booklet. (Website des Filmes über die Gruppe: www.refugeeallstars.org) myspace.com/therefugeeallstars
 

 
 
 Daara J Family - School Of Life  
 Wrasse - Harmonia Mundi  
 

Eine eklektisch bunte Palette bieten die WOMAD-erfahrenen senegaleschen Performer Faada Freddy und N´Dongo D auf dem neuen Album "School of Life" an: Pop-, Rap-, Ragga-, R&B- , Rock- oder Funk-Elemente tun sich in diesem Mix mehr hervor als verbliebene traditionell-afrikanische Spuren. Der diesmal stärkste Track des schon seit 1994 gemeinsam arbeitenden Duos ist sicherlich das melodisch-soulige, auf Wolof und Englisch gesungene und gerappte "Tomorrow", aber auch der eingängige Reggae "Children" punktet.

www.daarajfamily.com
 
 
 
 Next Stop... Soweto Vol. 2  
 Various Artists - Strut / Alive

Putumayo presents South Africa
GEWINNSPIEL!!!

Various Artists - Putumayo - Exil / Indigo
 
 

Natürlich hat in diesem Monat Musik aus Südafrika Konjunktur (siehe auch WM-Special). "Next Stop Soweto" Vol. 1 bereits war das Resultat jahrelanger Suche nach längst verloren geglaubten, raren Vinyl-Singles, die in kleiner Auflage für den lokalen Markt produziert wurden. Duncan Brooker und Francis Gooding haben das Kunststück vollbracht geschafft, diese Perlen aus den Townships von Johannesburg zusammenzutragen und so einem größeren Publlikum außerhalb Südafrikas bekannt zu machen. Jazz , Funk, Rumba und Gospel mischen sich mit Zulu-Klängen und -rhythmen. Das vitale Ergebnis wird als Mbaqanga bezeichnet und stand bei Folge 1 im Mittelpunkt, während Volume 2 nun mit Soul, Funk und Orgel-Grooves befasst ist. Play Tracks 1-3, 5-7, 10-12, 16,17, 20, 21. Das für August angekündigte Volume 3 wird sich dem Township-Jazz widmen - watch this space.
Trotz erster Fußballweltmeisterschaft auf afrikanischem Boden - von der vielbeschworenen Regenbogen-Nation ist die südafrikanische Realität auch nach Ende der Apartheid eider weit entfernt, auch wenn uns Tourismus-Lobby, die FIFA oder das gewohnt sonnig-bunte Cover der Putumayo-CD "South Africa" anderes weismachen wollen. Dennoch geht das Album zumindest einen Schritt in die richtige Richtung: ein (wen auch nicht näher bezifferter) Teil der Erlöse geht erklärtermaßen an `Artists for a New South Africa´ (ANSA), eine NGO, die sich in der HIV/AIDS-Bekämpfung und der Jugendbildung engagiert. Musikalisch gibt es einen farbigen Streifzug durch einen Teil der Szene Südafrikas: Mbaqanga, Swazi-Akustik-Soul, Sotho-Chöre um die beeindruckende Phinda Mtya, etwas Zulu-Rap, mit Nibs van der Spuy ein weißer Singer-Songwriter, etablierte Namen wie Steve Dyer oder die vión uns gegangene Miriam Makeba, Reaggae aus Capetown, Township-Pop aus Bloemfountain, der üblich verdächtige Soweto Gospel Choir und interessanterweise auch der weiße, homosexuelle, in Zulu und Afrikaans singende Journalist Johannes Kerkorrel. Platz für (auch weniger Putumayo-kompatible) Post-Quaito- oder Afro-House-Klänge war da nicht mehr. Dennoch keineswegs eine schlechte Kopplung. Wer uns drei hier nicht enthaltene südafrikanische Musiker/innen nennt, kann eine von drei CDs gewinnen! Mail an: info AT cinesoundz.de
 






GEWINNSPIEL!!!

 
 
 Jazzman Gerals presents Let´s Boogaloo Vol.5  
 Various Artists - Record Kicks / Groove Attack  
 

Seit 2004 läuft die Reihe "Let´s Boogaloo". Kompilator der letzten Folge war immerhin DJ Andy Smith, was drei Jahre her ist. Nun gibt sich also Jazzman -Labelchef Gerald die Ehre. Und auch der hat natürlich ein Händchen für Deep Funk, Northern oder Latin Soul und Rare Groove. Der Bass treibt , die Blässer fetten, die Orgel hängt im Raum. Mit von der schweisstreibenden Partie diesmal Floyd Lawason & The Hearts Of Stone, Billy Larkin und Ricardo Marrero. Besonderes Augenmerk wird aber exotischen Überraschungen wie Joel Ricci aus Australien, den Invaders von den Bermudas, Sal Davis aus Tansania oder Mountain Mocha Kilimanjaro aus Japan gewidmet. Rare Groove als Weltmusik. "See you on the dancefloor, fellas from all corners..." www.recordkicks.com
 
 
 
 Sénégal - Echo Musical
Congo - Pont Sur Le Congo
 
 Various Artists - beide: Syllart - Diskograph / Alive  
 

Es ist wieder Ausgrabungszeit. Lange bevor Labels wie Analog Africa oder Soundway begannen, sich in afrikanischen Archiven nach Musik mit Vintage-Appeal umzusehen, steckten umtriebige Produzenten und Geschäftsleute wie Ibrahima Sylla aus Elfenbeinküste dort im Tagesgeschäft der Produktion. Dieser, durchaus nicht unumstrittene, Mr. Sylla zeichnet für die Auswahl der beiden hier vorgestellten African Pearls-Kopplungen auf dem französischen Syllart-Label mit 60s & 70s-Musik aus dem Senegal und dem Kongo (beiderseits des Flusses) auf jeweils zwei Cds verantwortlich.

Während für den Senegal eine Reihe bekannter Namen ins Rennen gehen (wie das Orchestre Baobab, Super Diamono oder Youssou N´Duor mit Etoile... und Super Etoile de Dakar), fehlen diese auf "Pont Sur Le Congo", was das "Made in Kinshasa"-Entdeckungspotential hier noch vergrößert.

Beide Packages können sich auch aufgrund der Booklets mit Vierfarbabblíldungen vieler alter Schallplattencover sehen lassen. Die Liner Notes von Florent Mazzoleni (oder die englische/französische Übersetzung) können da weniger mithalten, liefern aber immerhin einige Details & Fakten an Unterstützung. Lohnender Stoff für mehrere Abende.

 

 
 
 Loyko - Hotza  
 Snail Records - Coast to Coast / Cargo  
 

Loyko sind drei russische Akustik-Virtuosen: Sergey Erdenko (Violine & Gesang), Michail Savichev (Gitarre & backing vocals) und Vladimir Bessonov (Violine & backing vocals). Auf dem russischen Markt sind bereits vier Cds mit ihrer Musik erschienen, "Hotza", eine Auswahl aus diesen vier Alben, ist aber die erste, die auch in Westeuropa veröffentlicht wird, obwhl die Band schon des öfteren live im Westen unterwegs war. Mit dem immer noch anhaltenden Hoch für Sinti bzw. Tzigan-Musik sicher für viele Freunde des Genres eine interessante Entdeckung, zumal die Verpackung hochwertig gestaltet wurde.
Live-Video

 

 
 
 Bachata Roja
Palenque Palenque
 
 Various Artists - OutIhere / Indigo- Soundway Groove Attack  
 

Nach der CD mit Musik des Son-Veteranen José Cobles alias Puerto Plata legt das Outhere-Label mit der Compilation "Bachata Roja" nach. In dieser Musik aus der Dominikanischen Republik mischten sich Einflüsse aus kubanischem Bolero, Guaracha und Son, puertoricanischer Jíbaro-Musik und mexikanischer Rancheras. Vom Establishment abwertend Bachata genannt, wurden von den frühen 60ern bis in die späten 80er hinein die Stimmen von Eladio Romero Santos, Leonardo Paniagua und Blas Duran zum Sprachrohr der ganzen Generation. Eine willkommene Retrospektive, von Benjamin de Menil, David Wayne & Edilio Paredes, die mit einem 32-seitigen Booklet voller alter Fotos, Albumcover und Informationen über die Interpreten abgerundet wird. myspace.com/bachatarojalegends

Soundway-Labelchef Miles Cleret war dagegen auf ähnlicher Spurensuche wieder einmal in Kolumbien zugange. In den Städten Baranquilla und Cartagena forschte er, unterstützt von Plaenque-Records-Chef Lucas Silva aus Bogota, insbesondere nach Champeta-Aufnahmen für lokale Soundsystems. Afrikanische und karibisch-kreolische Platten wurden dabei mit kolumbianischer Musik kombiniert und gemischt. Das tanzbare afrokolombianische Resultat wurde auch an dieser Stelle ja bereits des öfteren vorgestellt, daher sein bei diesem Champeta-Nachschlag nur kurz vermerkt, dass sich hier unter den 21 Tracks z.B.Entdeckungen wie eine Fela Kuti-Coverversion (von Lisandro Meza) verbergen.
 


 
 
 Byron Lee & The Gragonaires - The Man & His Music
V.A. - Jammys From The Roots
V.A. - Soca Gold 2010
 
 Various Artists 17th North Parade - Greensleeves - VP/ alle: Groove Attack  
 
 Abschließend noch ein Jamaika-Triple - von vorgestern über gestern bis heute sozusagen.VP würdigt die 50-jährige Karriere von Bandleader & Ska-Pioneer Byron Lee - mit einer umfänglichen, aber leider teilweise schlampig geratenen Compilation. Dabei geht es nämlich keineswegs chronologisch zu (Jahreszahlen in den diskographischen Angaben fehlen ganz) sondern wild durch die Jahrzehnte und Genres- von "Jamaica Ska" über nachgespielte Edelschnulzen wie "Elizabeth Serenade" und einen Soca-Block bis zu einem cheesy Instrumental-Cover von Bob Marleys "Redemption Song"- und wieder zurück. Irritierend - ein Coup wären eher die Tracks aus "Dr. No" gewesen, die aber wohl aus rechtlichen Gründen fehlen.
Greensleeves widmet sich der "Prince"-Periode (von 1977-84) im Schaffen des seit Mitte der 80er als "King" Jammy populären Produzenten, also seinen Produktionen in King Tubby´s Studio. Dabei kommen Black Uhuru, Sugar Minott, Augustus Pablo (mit einer ganz raren Dub-12"), Junior Reid, Frankie Paul, Dennis Brown u.v.a. zum Einsatz. Roots Galore...feine Sache.
Den Stand in Sachen Soca und karibische Karnevalbeschallung Anno 2010 gibt wieder mal die VP-Kompilation "Soca Gold" wieder. Von Edwin Howell zusammengestellt, finden hier auch mal jamaikanische Acts wie Gyptian statt (im "Soca-Refix"). Wer nach den 16 Tracks noch nicht genug hat kann sich mit den Live-Performances & Videos auf der mitgelieferten DVD verlustieren (mit der mancher Player so seine Probleme hat), falls er nicht eh nonstop fassungslos auf Model Gwens jameeka-kompatible Booty-Rundungen starrt.
 
 
 
   

 
 Previous Issue: 4/5 - 2010 © cinesoundz 2010

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