REVIEWS WORLD Reggae Special 09-2016

 


 

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Songs of the Beatles, Reggae Style

Various Artists - Metro Select / Soulfood

Alle paar Jahre gibt es eine reggaefizierte Beatles-Kopplung im Regal, neben dem amtlichen, aber vergriffenen Trojan Beatles Tribute Box Set mit 3 CDs und dem Red Album-Vinyl - unterschiedlich sorgfältig kompilierte Alben: Reggae Tribute to the Beatles I & II (1995, ´97), Beatles Reggae Specials (2010), Tribute to the Beatles Reggae Style (2003), Here Comes The Sun (2002) oder gar Mellow Dubmarine! (2001). Da reiht sich das vorliegende Katalogprodukt Songs of the Beatles Reggae Style irgendwo in der Mitte ein, leistet man sich für die 40 Songs auf 2 Cds doch neue Liner Notes von Record Collector Magazine Editor Ian McCann, aber auch die unglückliche Einlassung auf der Cover-Rückseite, "The Beatles´songs have been covered the world over, but few genres of music breathe new life into a song better than reggae." Wenn ein Songkatalog weltweit genau diesen Lebenshauch nicht benötigt, ist es wohl der der Fab Four (Wings & nachfolgende Soli incl). Von diesem Lapsus & der grafischen Gestaltung ohne jeden Themenbezug abgesehen, ermöglichen alternative Versionen von u.a. Here Comes The Sun, Hey Jude, Yesterday, A Hard Day´s Night, Don´t Let Me Down, Norwegian Wood oder Ob-La-Di-Ob-La-Da interessante Vergleiche.

 

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Auch sonst gibt es eine Vielzahl von Tracks, die die Anschaffung lohnen, etwa die Beiträge von Roslyn Sweet & The Paragons, Marcia Griffiths, Jackie Mittoo, The Heptones & The Soulettes (u.a. Lee Perry & Rita Marley!). unionsquaremusic.co.uk

we remember dennis Brown

Various Artists - Vp / Groove Attack

Der 1999 mit nur 42 Jahren an Folgen seines langjährigen, weitgestreuten Drogenkonsums verblichene Dennis Emanuel Brown genoss auf Jamaica stets ungleich größere Verehrung als in Übersee. In deutsche Gefilde drang höchstens sein Hit Money in My Pocket vom 1979er Album Words of Wisdom vor (produziert von Joe Gibbs, u.a. mit Sly & Robbie), das Brown in Bestform präsentierte. Brown war als singendes Wunderkind gestartet und galt später als Lieblingssänger Bob Marleys und `Crown Prince of Reggae´. Dem ikonischen Status innerhalb der Insel-Szene will nun das vorliegende, von Christopher Chin & Neil ´Diamond´ Edwards produzierte Doppelalbum gerecht werden, auf dem Acts mehrerer Generationen mit Brown-Tracks vertreten sind, u.a. Freddie McGregor, Raging Fyah, Jah 9, Romain Virgo (s.u.), Maxie Priest, Jah Cure, Etana oder Gyptian. Um Money In My Pocket kümmert sich Jah Vinci. Ein `VP-Hit-Team´, für das jedenfalls gilt: We Remember Dennis Brown. Viel Sonderfarben-Golddruck und ausführliche, neue Linernotes eines gewissen Harry Hacks im Booklet.

 

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www.vpreggae.com/we-remember-dennis-brown-various-artists

Ky-Mani Marley & Gentleman

Vertigo Berlin / Universal
1 Eine knappe Stunde Mainstream- Conversations zwischen Tilmann Otto aka Gentleman & Ky-Mani Marley, einst Vater Bobs Co-Produktion mit einer früheren Tischtennis-Landesmeisterin namens Anita Belnavis. Die milde-kritischen Weltverbesserungs-Texte teilten sich beide, musikalisch stammt mit Hey nur einer von 18 Tracks von Ky-Mani Marley. Als Gaststar ist mit Marcia Griffith eine der Original I-Threes mit von der Partie (beim Bob Marley-Track Simmer Down), die wie Ky-Mani auch im Anschluß mit auf Tour geht (des weiteren in der Live-Crew: Daddy Rings & Martin Jondo).

Im August:
Gentleman MTV unplugged – mit dem Schlusspunkt im Münchner Circus Krone (mit Marcia Griffiths, ohne Ky-Mani Marley).
http://conversations.gentleman-music.com
 LIVE

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www.facebook.com/kymanimarley

The Steadytones - Ride On /
Raphael - Reggae Survival

beide : Sfa Distribution / Galileo MC

1 Explosive Reggay...hat sich dieses Rocksteady-Bewahrer-Ensemble aus "BayVaria" auf die Fahne geschrieben. Ride On ist das zweite Album der Steadytones: Sänger & Gitarrist Max `Maxwell´ List, Schlagzeuger & Sänger Flo Strober, Keyboarder & Posaunist Constantin Zill, Bassist Bernhard Fischer sowie Gitarrist Albert `Axt´ Akbaba, immer wieder mal als Backing Band für Szene-Veteranen wie Dawn Penn, Stranger Cole oder Keith & Tex (Stop That Train) im Einsatz. Das live-erfahrene Off-Beat-Quintett liefert mit hier den 15 selbstgeschriebenen & selbstproduzierten Tracks eine hübsche Early-Reggae-Retromischung mit Soul-, Funk- und Ska-Einsprengseln - `street corner doo-wop style´. Fein zur Überbrückung bis zur nächsten Steadytones-Tour (die vom Frühjahr dürfte - auch im UK - ein paar neue Fans aufmerksam gemacht haben).

2 Nach Alborosie-Protegé Lion D (hier als Gastsänger mit von der Partie) der nächste italienische Reggae-Musiker mit einem auch in Deutschland (& Österreich) veröffentlichten Album. Auf Reggae Survival hat Sugar Cane-Künstler Raphael 10 neue Tracks, "zwischen Jamaica, Italien & Kalifornien" produziert, u.a. an den controls: Special Guest & Genre-Veteran Triston Palma, Jericho, Don Sugar & Raphael selbst, die Bläsersätze wurden vom renommierten jamaikanischen Saxophonisten Dean Fraser arrangiert. Raphaels Stärke sind eingängige, rootsnahe Songs mit hohem Singalong-Appeal wie Rebel oder Sweet Motherland. Eingestreut sind O-Töne von Fela Kuti (Rapahels Vater ist Nigerianer), Dave Rodigan & Uruguays Ex-Präsident José Mujica, der Raphael nachhaltig beeindruckt haben muss. Eine Dubversion der Single Dread Inna Babylon gibt´s als Dreingabe. Play Tracks 1,2,4,8,10,11.

 TIPP

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www.steadytones.com www.facebook.com/steadytones

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www.mynameisraphael.com

King Jammy presents New Sounds of Freedom

Various Artists - Vp / Groove Attack

Der aus Montego Bay stammende Producer Lloyd Jones aka King Jammy präsentiert hier eine Neuinszenierung des 1977er Debüt-Album von Black Uhuru Black Sounds of Freedom. Übliche Verdächtige wie Gentleman (s.o.), Alborosie, U Roy, Tony Rebel, Shaggy + Beenie Man oder Bountykiller sind mit im Studioboot, aber kaum fügt den Tunes der Uhuru-Ur-Besetzung Duckie Simpson, Errol Nelson & Michael Rose (s.u.) - Wesentliches hinzu - davon abgesehen, dass auch diese Formation in ihrer späteren Inkarnation mit `Puma´ Jones & den Riddim Twins Dunbar & Shakespeare mehr zu bieten hatte. Zu `Prince Jammy´-Zeiten spielte Jones da durchaus seinen Part - die hier eingespielten Vokal-Dubs zeugen indes nicht von überbordender Kreativität, was auch an der Form der geladenen Gäste liegen mag. Youngster Chronixx & Gentleman machen ihre Sache noch am besten - insbesondere U-Roy, Shaggy & Beenie Man bekleckern sich hier nicht mit Ruhm.

 

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Vp-Blog zum Projekt

Mykal Rose - Rasta State

Vp / Groove Attack

Ebenfalls aus der King Jammy-Schmiede stammt das neue Solo-Album des früheren Black Uhuru-Frontmanns Mykal Rose unter Einsatz der Studio-Cracks Dean `Sax´ Fraser, Stevie & Clevie nebst der Fire House Crew und der Daffodils im Background. Roses Auszeit vom Biz betrug immerhin an die 10 Jahre - über die Gründe für seine Rückkehr mag man spekulieren. Das auch als Vinyl veröffentlichte Album startet mangels veritabler Songs (meist Rose im Team mit James) schwach - und kommt auch nicht in Fahrt. Mykal (aka Michael) Rose hebt sich vertretbare Stücke rätselhafterweise für das letzte Drittel auf - erst bei Reply From The Queen (Track 8) & Peace and Love in the Ghetto (letzteres ein alter Uhuru-Track) hört man Rose & Co. länger zu, die letzten drei Stücke sind wenigstens nicht unterdurchschnittlich.
Wer Rose live sehen möchte, muss sich im Sommer ins UK begeben, wo der Mann ausgiebig (bis Anfang September) tourt.

 

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http://mykalrosereggae.com

frist class rocksteady

Various Artists - 17 North Parade - Groove Attack

50 Jahre Rocksteady - der `down-tempo cousin´ von Ska, der 1966 für 2 Jahre das Ruder als dominierende Musikrichtung auf Jamaika übernahm, funktionierte als eine Art `Jamaican Soul´: Falsettstimmen, solo, im Duo oder als Trio mit einem dominanteren elektrischen Bass im gemässigten Tempo - auch in der Rückschau eine angenehme karibische Fußnote, die sich immer wieder in relaxte Playlists stielt. Das Doppel-CD-Album First Class Rocksteady, das zum Record Store Day auch als 7´Vinyl-Box erschien, präsentiert nun die zuzeiten populärsten Bands (u.a. The Paragons, Lynn Taitt & The Jets, Alton Ellis & The Flames, Bobby Aitken & The Carib Beats oder Tommy McCook & The Supersonics) und Solokünstler wie Hopeton Lewis, Stranger Cole (hier mit Gladdy) oder Johnny Nash. Auch ein junger Upsetter, Lee Perry, war bereits am Start. 40 ausgesuchte Songs - in der schicken Postcard-Retro-Verpackung incl. ausführlicher Liner Notes im Booklet auf jeden Fall ein nettes Jamaica-Souvenir.

 TIPP

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www.vprecords.first-class-rock-steady

THe Best of Tiken Jah Fakoly

Barclay / Universal

Hat politische Haltung wieder Konjunktur? Längst hat Doumbia Moussa Fakoly aka Tiken Jah genug Repertoire beisammen, um eine Best of-Fassung zu rechtfertigen. Der Roots-Reggae-Star von der Elfenbeinküste besingt aus seinem malischen Exil weiter engagiert die Stärken (Pan-)Afrikas, prangert aber auch mutig & hartnäckig Globalisierung, ethnische Benachteiligung, Zwangsheirat oder die Beschneidung junger Mädchen in seinen französischen Texten an. Hier sind Tracks von 1996 bis 2015 enthalten (der Track aus dem Vorjahr ist Is It Because I´m Black?). Und nicht nur Ouvrez Les Frontiers (Laissez Nous Passer) von 2007 ist offensichtlich immer noch von trauriger Aktualität. Gute Auswahl für alle, die nicht mehrere Original-Alben von Tiken Jah im Regal haben.
www.tikenjah.net

 

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Reggae Gold 2016

Various Artists - Vp / Groove Attack
Der bewährte Vp-Jahres-Querschnitt durch das aktuelle Reggae/Ragga/Dancehall-Charts-Geschehen in Jahmeekya, incl. Fold-out-Poster mit Kinder-Model-Shoot vorm Soundsystem. Die 19 `Top Tunes des Jahres´ im Original - plus ein durchlaufender `Ultimate´ Mix aller Tracks von Chromatic The Ultimate auf einer zweiten CD. Mit von der Partie: der auf der Insel sehr populäre Opener My Dream von Nesbeth, eine von Dr. Martin Luther King inspirierte Roots meets R&B-Hymne,  I Know There´s Gonna Be (Good Times) von Jamie XX, der sich die Gäste Young Thug & PopCaan vors Mikro & in den (Video-)Pool geladen hat, Romain Virgo bringt ein Cover des (s.o.) Dennis Brown-Klassikers Caress Me und Kelissa wandelt mit Best Kept Secret auf Pop- & Lover's Rock-Pfaden, während Raging Fyah schon nachdrücklicher `auf Brautschau´ sind. Sonst ist es wie so oft meist Dancehall-lastiger - reserviert für die Zielgruppe. Abschließend ernste Töne von Soca-Star Bunji Garlin & Damian "Jr. Gong" Marley: "Every question gunshot is the answer. Must something in the island breeze / make violence spread like disease..."
 

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www.vpreggae.com/reggae-gold-2016

www.facebook.com/ReggaeGold

Play Tracks 1,4,14,15,19.

Dub FX - Thinking Clear

Convoy / Membran

Heavy Grooves & soulful vocals. Der Straßenmusiker & Beatboxer Benjamin Stanford aka DUB FX hat sich über Youtube- gekoppelt mit unermüdlicher Live-Präsenz in den letzten Jahren international ein veritables Publikum erspielt. Stanford ist auf seinem neuen Album Thinking Clear nicht mehr allein mit seinen Effektpedalen unterwegs, sondern ließ in den eigenen `treetop studios´ auch Gastmusiker ran - Bass, Piano, Percussion und eine dreiköpfige Horn Section. Der Australier mischt clever Elemente aus Hip- & Trip Hop, Drum n´ Bass, Funk, Reggae, Jungle & Dubstep, manchmal beginnen Tracks in einem anderen Style, als sie enden. Für die Vorab-Single So Are You schnappte sich Stanford sogar eine Riddim-Spur von Sly Dunbar & Robbie Shakespeare - die autorisiert wurde.  Ab 18. Oktober (Muffathalle München) drei Konzerte auch in Deutschland.

  LIVE

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http://dubfx.com