Horror-Classics revisited: Guillermo del Toro´s FRANKENSTEIN vs. Luc Besson´s DRACULA

Eng aufeinandergetaktet starten zwei aufwendige Remakes der beiden Horrorklassiker des 19.Jahrhunderts. Erhebliche Regie-Prominenz: Guillermo del Toro hat seinen Traum einer Verfilmung von Mary Shelleys Frankenstein (1818) verwirklicht, Luc Besson versucht Bram Stokers Brieferoman Dracula (1897) Neues abzugewinnen. Wir erleben des weiteren Christoph Waltz gleich zweimal, dem wenig mehr als die Darstellung seiner selbst abverlangt wird.
frankenstein
Netflix - D-Kinostart (in ausgewählten Kinos) 23.10.2025 - ab 07.11.2025 im Stream
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Jacob Elordi sprang als Kreatur ein, nachdem Andrew Garfield (After The Hunt) den Part aus Termingründen absagen musste.
Der nach eigenen Aussagen vom morbiden Katholizismus geprägte Regisseur lässt Mary Shelleys gotischen Text mit seinem eigenen, seit Werken wie Pan´s Labyrinth bekannten filmischen Universum inklusive missverstandenen Außenseitern, Monströsitäten, übermächtiger Steampunk-Maschinerie und schmerzlicher Einsamkeit verschmelzen. Frankenstein hat technisch Erfolg, verliert aber seine Liebe, sich und seine Werte darüber. Schöpfer und Monster, Moral und Gewalt, Empathie und (Selbst-)Hass wechseln die Seiten - die visuell meisterhafte, dramatische Bebilderung der Phantasie, über den Tod siegen zu können, ist trotz Überlänge sehenswert. ♦ sr ♦ * Deutscher Trailer 1* Trailer 2 * Netflix-Film-Website * |
TIPP |
Seit fast 20 Jahren hegte Star-Regisseur Guillermo del Toro den professionellen Wunsch, eine Adaption von Frankenstein umzusetzen, zunächst für Universal, letztendlich für den hochsolventen Streamingdienst mit dem x. Auch als Drehbuchautor & Co-Produzent involviert, hatte del Toro schon zuvor zum Stoff erklärtermaßen ein fast religiöses Verhältnis, seit er als Kind Boris Karloff in der Monster-Rolle seines Lebens gesehen hatte. Nach und nach kam ein attraktiver Cast für das teure, von James Whales Verfilmung von 1931 nebst der Fortsetzung Frankensteins Braut (1935) inspirierte Herzensprojekt zusammen: nach Oscar Isaac als Victor F., Andrew Garfield (später Jacob Elordi) als Kreatur und Mia Goth in einer womöglich vielsagenden Dreifaltigkeitsrolle (als Mutter & Verlobte von F. wie als love interest der Kreatur), auch Hollywoods Austria-Allzweckwaffe Christoph Waltz (s.u.) als Finanzier Harlander. Mia Goth, namentlich Idealbesetzung, im Part der F-Verlobten Elisabeth Lavenza als moralisches Gegengewicht angelegt und doch meist wenig mehr als dekoratives Element im überbordenden Set-Design.
Weitere Rollen wurden ebenfalls ansehnlich besetzt: es spielen auf Felix Kammerer als Bruder William Frankenstein, Lars Mikkelsen als Captain Anderson, David Bradley als Blinder Mann und sowie Charles Dance als gestrenger Vater Leopold Frankenstein. ![]() "Only Monsters play God" - das internationale Frankenstein-Plakat.
Der vorab - mit Blick auf die Oscars - sowohl in Venedig (als Premiere) als auch in Toronto gezeigte Film erweist sich erwartbar als viktorianisch-düstere Ausstattungs-Orgie. Den Score komponierte Oscar-Preisträger (u.a. für del Toros Shape of Water) Alexandre Desplat, der auch beim vorausgegangenen Netflix-Projekt des Regisseurs, Pinocchio, die schwelgerische Orchestermusik beigesteuert hatte. ![]() ⇐ Viktorianische Ausstattungspracht (Szenenbild: Tamara Deverell) - budgetiert auf etwa 120 Millionen $...
Victor - bei der Kärrnerarbeit... ⇑
Der Set von Frankeinsteins & del Toros Weitwinkel Kathedrale des Schreckens - mit dem geliebten Rundfenster.
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dracula - die auferstehung
TF1/ Leonine - D-Kinostart 30.10.2025
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Bessons Version, die im Original den treffenderen Zusatztitel A Love Tale trägt, bietet Vampirfilm-Connaisseuren zwar den Reiz, auf die Suche nach Allzubekanntem (oder die Popkultur bereichernden Innovationen) zu gehen. Dominierend bleibt der Eindruck eines in der Endabrechnung gescheiterten Tributs an Stoker & Coppola. Angefangen bei der Suche des von Gott verprellten transsylvanischen Prinzen, dem nach Rückkehr aus der Schlacht gegen die Muselmanen, seine Geliebte (Zoë Bleu Sidel) in den Armen verstirbt (die Hatz im Schnee ist noch eine der sehenswerteren Ideen aus Bessons Script & Film) über das viktorianische Dekor und Lookalike-Besetzungen verharrt der Film bei bereits anderswo offerierter Memorabilia, während neue Ideen in Script & Umsetzung kaum überzeugen: unter anderem der absurde Bodycount bei der Schloss-Erstürmung durch napoleonisch ausstaffierte Soldateska, die dabei mitmischenden, bescheiden animierten Gargoyles-Dracul-Helferlein, ein recht zusammenhangloses Das Parfüm-Zitat oder Christoph Waltz als (bezeichnenderweise namenlose) Kopie seiner selbst. Interessant für Filmmusikfreunde Danny Elfmans Score (leider nur digital), obwohl auch der sich bei den Osteuropäern Kilar (Coppolas Dracula)& Komeda (Rosemary´s Baby, Fearless Vampire Hunters) wie bei Kollege Christopher Young ( The Piper) recht schamlos bedient.
* Schnee-Szene & deutscher Trailer * Leonine-Film-Website *
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Eine Woche später bereits startet hierzulande nun auch der zweite auf viktorianischer Literaturvorlage basierende Grusel-Großfilm. Das offensichtlich wiedergängerische Vampir-Genre war Anfang des Jahres erst durch Nosferatu - Der Untote mit neuem Blut in Form einer Neu-Verfilmung der legendären Vampir-Geschichte versorgt worden, die sich stark auf die Interpretation von Murnau & Herzog bezog. Nun trägt sich ein weiterer Regie-Promi in die Dracula-Annalen ein: Luc Besson, berühmt für allerlei fiktionale Großprojekte von Im Rausch der Tiefe & Léon der Profi über Das Fünfte Element bis zur Comic-Verfilmung von Valerian & Veronique.
Der Franzose bezieht sich nun bis in Austattungsdetails derart überdeutlich auf die an Bram Stokers ikonische Dracula-Romanvorlage angelehnte Verfilmung von Francis Ford Coppola, dass man sich bei Erstsichtung fast ungläubig im Kinosessel aufrichtet.
Dennoch Blut geleckt? Hier eine vampireske Auswahl aus dem Cinesoundz-Archiv: * Cinesoundz Dracula-Special * Dracula-Musical * Renfield * Lady Dracula * Nosferatu now & then * Phantome der Nacht * Die letzte Fahrt der Demeter * |
this page: texts © sr / cinesoundz 10-2025 - pics © Netflix / TF1/Leonine











