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`Barbenheimer´! - Doppelwumms - im Kino ab 20.07.23

1 slide Ibiza

filmz 07 23 Barbies 1

`Barbenheimer´-Time. Bei den Mittwochs-Previews gab es schon Schlangen. Der Platz im Kino für Mitbewerber wird aktuell eng: Barbie meets Oppenheimer - Doch `Kommerz´ gegen `Kunst´ griffe bei diesem speziellen Kinofilm-Duell zu kurz...


barbie

Warner - Kinostart 20.07.

"Hi Barbie." Als die für den Puppet-Lead gesetzte Margot Robbie das Paar Greta Gerwig (Frances Ha) und Noah Baumbach (Weißes Rauschen) als Drehbuchautoren auswählte und sowohl Warner als auch Matel dies wie auch Gerwigs Regie durchwinkten, schien das länger auf Halde liegende Barbie-Projekt zum Mainstream-Appeal Marke Lego-Movie eine künstlerische Dimension hinzu zu gewinnen. Musikalisch kamen Erfolgsgaranten wie Mark Ronson als Soundtrack-Produzent, Billie Eilish mit dem End Credits Song oder Dua Lipa (als disko-affine Mermaid Barbie) an Bord, mit Casting-Coups (Ryan Gosling als Ken oder Will "Mother" Ferrell) stiegen die Marketing- befeuerten Erwartungen immer weiter.

1 slide Ibiza* Blond, pink & himmelblau die Fassade - drinnen lauern Selbstzweifel.


Der kommerzielle Erfolg zeichnet sich trotz 100 Millionen-$-Investment bereits ab, obwohl Gerwig & Co. neben dem erwartbar feministischen Grundtenor auch dezidierte Spitzen gegen den Traumata-Konzern Mattel (der sich dennoch die Hände reiben kann) in den Puppen-Dialogen unterbrachten und das Publikum (im Kern-Geschäft ausgemusterte) Barbies mit Übergewicht, Babybauch oder Rollstuhl vorgeführt bekommt. Ganz besonders auf die rosa Schippe genommen wird natürlich das West-Patriarchat mit seinen Mansplaining-, Mancave- & Chauvi-Ticks, während die `Sisters´ höchstens Cellulite aus der Fassung bringen kann. Letztere existiert ja auch nur in der realen Welt, in die Barbie reisen muss, als sie unerwartet aus ihren High Heels auf den Boden der Tatsachen steigt & ihr mitten in der Dance-Routine Todesgedanken herausrutschen.

1 slide Ibiza* Von Barbieland über L.A. ins Kendom... Barbie & Ken on the road.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1 slide IbizaAls die Erfinderin der Barbie-Puppe *1959!), Ruth Handler († 2002), ihren Auftritt hatte und das pastellige Dekor ebenfalls keine neuen `Wows´ mehr produziert, vergaloppiert sich allerdings auch das Drehbuch der pinken Satire im länglichen Hin & Her zwischen dem paradiesisch -cleanen `Barbie-Land´, der desillusionierend-patriarchalischen `Real Word´ & der überdreht-pubertären, kurzatmigen Männerfantasie `Kendom´.

Gags krepieren zunehmend statt zu zünden, viele, die Schauspieler*innen unterfordernde Dialoge werden kitschig-banal statt zu überraschen.

Aber was weiß der Rezensent schon - kann er sich ja nunmal nicht zur primären, generationenübergreifenden Zielgruppe junger und junggebliebener Mädels mit Barbie-Figur-Prägung und -Spielerfahrung zählen...


* Trailer * Website

* Behind The Scenes *

* Dua Lipa - Dance The Night *

* Billie Eilish - What Was I Made For? *

1 slide Ibiza


oppenheimer

Universal - Kinostart 20.07.

Barbies Opponent an der Kinokasse derzeit ist Christopher Nolans (Interstellar, Dunkirk) 3-stündiges Biopic zu J. Robert Oppenheimer, dem "Vater der Atombombe" und "Zerstörer von Welten" (US-Filmplakat). Das Epos sammelt - wie meist bei Nolan - bereits überwiegend positive bis hymnische Kritiken ein (im Box-Office dürfte Oppenheimer dafür weltweit hinter der um eine Stunde kürzeren Puppenverfilmung landen).

Das `Spielzeug´ des brillanten Wissenschaftlers ist die während des Zweiten Weltkriegs in der Wüste von New Mexico unter seiner Leitung entwickelte & getestete Atombombe, die den 2. Weltkrieg auf grauenvolle Weise beendete und das atomare Zeitalter einleitete.

Der Film langweilt nicht - trotz seiner Länge - aufgrund des brillanten Einsatzes von Technik (hochauflösende IMAX-Kameras & 70mm-Film, eine wahre Orgie an Sounddesign, virtuoser Wechsel zwischen S/W- & Farbsequenzen), bei nach Nolan-Maßstäben nur gemäßigt verschachteltem Erzählrhythmus. Interessanterweise ist hier, neben Interstellar & Spectre-Kameramann Hoyte van Hoytema, ausgerechnet die (s.o.) Baumbach/Gerwig/Frances Ha-Cutterin Jennifer Lame zuständig - für den Musik-Score zeichnet Oscar-Preisträger Ludwig Göransson (u.a. The Mandalorian) verantwortlich.

Zudem sind dutzendweise prominente Schauspieler (und - der überwiegenden Männerwelt in Wissenschaft & Polititk der 1940er Jahre geschuldet, entsprechend - weniger Schauspielerinnen) auf der Großleinwand zu sehen: Neben dem omnipräsenten, Oscar-prädestinierten Cillian Murphy in weiteren Hauptrollen Robert Downey Jr., Matt Damon, Emily Blunt und Florence Pugh, in Nebenrollen bis hin zu Cameos: Matthew Modine, Casey Affleck, Rami Malek, Josh Hartnett, Jason Clarke, Kenneth Branagh oder Matthias Schweighöfer. Sowie in Schlüsselszenen: Tom Conti als sich der direkten Mitarbeit verweigernde Albert Einstein und Gary Oldman als US-Präsident Harry S. Truman, der den von seinem Gewissen gepeinigten Oppenheimer ("I have blood on my hands") als `cry baby´ verhöhnt.

Zuvor folgt man dem Vorzeige-Physiker durch Karriere-Anfänge & Privatleben, mit Fokus auf der Zeit während des Zweiten Weltkriegs als wissenschaftlicher Leiter des Manhattan-A-Bomb-Projekts. Dennoch kommt man in diesem Mikrokosmos dem Menschen Oppenheimer seltsamerweise kaum näher - und auch wichtigen Lebensentscheidungen nicht: etwa der, zunächst vehement für den Einsatz der von ihm maßgeblich entwickelten Waffe, später dagegen zu sein.

Stattdessen verhakt sich der Film ausführlich in einer nicht öffentlichen Anhörung über Oppenheimers Widerspruch gegen die nachträgliche Entziehung seiner Sicherheitsfreigabe, die Untersuchung seiner alten Kommunisten-Kontakte (teils libidinöser Natur) und dem Ehrgepussel zwischen ihm & dem Ex-Leiter der amerikanischen Atomenergiebehörde, Lewis Strauss. Das größere Drama fand dabei längst anderswo real statt.


* Trailer * Website * www.oppenheimer-film.de *


1 slide IbizaDie zynische US-Administration demontiert ihren Science-Helden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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1 slide IbizaCowboy & spät zerknirschter Zerstörer O


Am 16. Juli 1945 gelang der erste Bombentest. Anfang August entschied sich die Führung der USA gegen eine öffentliche Demonstration und für den direkten Einsatz der Nuklearwaffe gegen das bereits seit Juli durch konventionelle Flächenbombardements aller japanischen Großstädte außer Kyoto nahezu kampfunfähige Japan. Am 6. August detonierte Little Boy über Hiroshima, ebenfalls ohne militärische Not folgte bereits am 9. August der Abwurf der 2. Bombe Fat Man auf Nagasaki. Der Tenno kapitulierte daraufhin bedingungslos. Am 17. oder 18. August 1945 war schon der nächste Abwurf einer Atombombe (in der Nähe von Nagoya) vorgesehen, ab Oktober des Jahres jede Woche eine weitere Plutoniumbombe verfügbar gewesen. Über 200.000 Menschen, Männer, Frauen und Kinder, zuallermeist aus Japan, starben unmittelbar oder an den Folgen des Abwurfs. Davon erzählt Oppenheimer leider nahezu nichts...

© texts: cinesoundz- 07-23 / © pics: Warner / Mattel * Universal