Deep Sea - Chinesischer Farbenrausch - Kinostart 10.08.2023

deep sea

Fortissimo / Leonine - D-Kinostart 10.08.23

Festival-erprobter Unterwasser-Farbenrausch - made in China.

TIPP

Shenxiu trauert. Seit ihre Mutter die Familie verlassen hat, lebt das Mädchen bei ihrem Vater, der jedoch nur Augen für seine neue Frau und das gemeinsame Baby hat. Selbst Shenxius Geburtstag vergisst er. Allein wandert sie deshalb auf dem Kreuzfahrtschiff umher, auf dem die Familie die Ferien verbringt. Während eines Unwetters wird das Mädchen über Bord geschwemmt – und stürzt mitten hinein in eine fantastische Unterwasserwelt, in der ein exzentrischer Koch tief unter der Meeresoberfläche ein Restaurant betreibt und sonderbare Kreaturen bewirtet. Shenxiu begegnet dem vieläugigen Fabelwesen Hyjinx, welches das Lied ihrer Mutter singt und vielleicht helfen kann, diese wiederzufinden.
Sobald Shenxiu den sicheren Boden unter den Füßen verliert, überwältigt Regisseur und Drehbuchautor Tian Xiaopeng mit einem wahnwitzigen Bilderrausch in abstruser Traumlogik und absurder Rasanz und scheint dabei selbst dermaßen fasziniert von den visuellen Mitteln der CGI-Animationstechnik, dass der Plot phasenweise auf der Strecke bleibt.
Was wie ein fröhlich-buntes Fantasyabenteuer daherkommt, stellt sich jedoch als tieftraurige Geschichte über Einsamkeit und die Suche nach Geborgenheit & Heimat heraus, verpackt in einem hypnotisierenden Wirbel aus Farbschlieren, die an impressionistische Gemälde von Monet oder Turner erinnern. Das mag ein wenig anstrengen, schön anzusehen ist es.
Bleibt der Hinweis, dass Tian Xiaopeng seinen Film explizit für 3D produziert hat und diese Technik auf ebenso visionäre wie offensive Art einsetzt. Hierzulande kommt Deep Sea allerdings lediglich in einer 2D-Fassung ins Kino – und könnte etwas von seiner surreal-expressiven Kraft einbüßen.