Feministisch & poetisch: Sultanas Traum vs. Gondola

sultanas traum

Fabian & Fred - Films That Matter - Luftkind Filmverleih / Deutscher Kinostart 07.03.2024

Weltpremiere beim Film Festival San Sebastian 2023; 2024 Goya-nominiert als Bester Zeichentrickfilm.

* Trailer (Engl.m.dtschU) * Films That Matter Film-Webseite *

Zu sehen in folgenden Orten & Kinos: Bautzen (Steinhaus), Berlin (filmkunst66, b-ware! Ladenkino, Wolf Kino) Burgdorf (Neue Schauburg),
Dortmund (Sweet Sixteen), Freiburg (Kommunales Kino), Gessin (Mittelhof), Hamburg (Abaton, 3001, filmRaum), Kiel (Traum Kino), Köln (Cinenova), Leipzig (Schaubühne Lindenfels), München (Neues Rottmann Kino), Trier (Broadway), Wiesbaden (Caligari).

Traumhaft animiert: In einer indischen Buchhandlung stößt die junge baskische Künstlerin Inés auf ein geheimnisvolles altes Buch: Sultana’s Dream. Das 1905 von der bengalischen Autorin Rokeya Hossain geschriebene Werk erzählt von Ladyland, einem wahren Paradies für Frauen. Hier wird im Einklang mit der Natur regiert, geforscht und gestaltet - nach dem Prinzip von Liebe & Wahrheit. Männer dürfen sich hinter den hohen Mauern lediglich um Hausarbeit und Kinderbetreuung kümmern.

Diese fantastische Vision aus der Kolonialzeit bringt Inés (als Alter Ego der lange in Indien lebenden, spanischen Regisseurin & Co-Autorin Isabel Herguera) dazu, sich auf die Spuren der muslimischen Frauenrechtlerin zu begeben - auf eine hypnotisch-verschachtelte Reise quer durch Indien, über Bangladesh, Sodepur und Vrindavan nach Rom und wieder zurück, in ihre spanische Heimat.

Der von den Trickfilm-Spezialisten des Luftkind Filmverleihs akquirierte Film Hergueras, Indienkennerin & Professorin für Animation an der Kölner Medien-Kunsthochschule, arbeitet mit verschiedenen Animationsstilen: an klassische Schattenspiele erinnernde Scherenschnitt-Technik für Begum Rokeyas Erzählung - und 2D-Animation im Aquarellstil für die in der Gegenwart spielende Rahmenhandlung.

Ein handgezeichneter, poetisch-feministischer Roadtrip, der sich wohltuend vom CGI-Kino abhebt.

gondola

jip film & verleih / Deutscher Kinostart 07.03.2024

Premiere in Tokyo & Hof. Das kleinteilige Poster gibt die Poesie des Films eher nicht preis. Neu: der Publikumspreis auf dem 28. Filmfestival Türkei Deutschland 2024 in Nürnberg.

* Trailer * jip film & verleih Filmseite * www.veithelmer.de/de *

↑ Die Uniform sitzt. Gondelstewardessen unter sich - tiefgehende Blicke statt vieler Worte. Und: Zu den Sternen...↓

Und auch hier geben starke Frauen den Ton an. Eine alte Seilbahn verbindet zwei Ortschaften im georgischen Gebirge miteinander. Schaffnerin Iva (Mathilde Irrmann) ist in ihr Heimatdorf zurückgekehrt und übernimmt den Job ihres verstorbenen Vaters, argwöhnisch beäugt von ihrer Umgebung. Alle dreißig Minuten Stunde trifft sie auf halber Strecke der Gondelroute ihre Kollegin Nino (Nino Soselia), die von einer Karriere als Stewardess bei der staatlichen Airline träumt. Die gegenseitig inszenierten Grußbotschaften werden immer ausgefeilter, gemeinsam versuchen die jungen Frauen, dem eintönigen Gondel-Alltag mittels Phantasie beizukommen. Ihr Flirt bedeutet auch Stress mit dem von beiden abgewiesenen Chef (Zuka Papuashvili), der seinen Frust willkürlich, bevorzugt an einem unschuldigen Rollstuhlfahrer (Vachagan Papovian) auslässt.

Mit der queeren Liebesburleske Gondola besinnt sich der heuer sein 25-jähriges Berufs-Jubiläum begehende Autor, Regisseur & Produzent Veit Helmer auf die Stärken seines international erfolgreichen Spielfilmdebüts Tuvalu (1998 - Musikberatung: Cinesoundz) und erzählt seine einfache Geschichte ohne Dialoge und stattdessen über Mimik, Gesten, Blicke, Musik (Score: Malcolm Arison & Sóley Stefánsdóttir), Geräusche & einige eingestreute, schöne Landschaftsbilder (Kamera:Goga Devdariani).

Slapstick kommt ins Spiel und damit Reminiszenzen an Chaplin. Und an Filmpionier Georges Méliès´ Le Voyage sur la Lune: Kosmos-Fan & Film-Bastler Helmer hat es sich nicht nehmen lassen, eine der Gondeln zeitweilig als DIY-Raumschiff auf die Reise zu schicken - und hemmungslos eigenes Filmschaffen zu recyclen.

Schon in Absurdistan von 2008 gab es eine Romantik befördernde Seilbahn & etwas Kusturica-Feeling, in Baikonur (2011) jede Menge Raketen(teile). 

Im Vorprogramm als jip-Bonus: Helmers erster Kurzfilm Surprise!