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New York nur als Cameo: Cranko & Memory - Neu im Kino

cranko

Port au Prince Pictures - D-Kinostart 03.10.24

filmz 10 24 substance plakatRomeo ohne Julia. 1960 steht John Cranko in London wegen `homosexueller Vergehen´ auf der Abschussliste der Yellow Press. Aus einem Gastspiel in Stuttgart entsteht für ihn ein unerwarteter zweiter Frühling als intrnational anerkannter Ballettdirektor.

filmz 10 24 substance 1 Marcia oder nix... Blumiger Empfang am Flughafen für Cranko (Sam Riley) und seine gegen erhebliche Widerstände engagierte Entdeckung, Primaballerina Marcia Haydée (Elisa Badenes).
filmz 10 24 Cranko auge
Wie gesund sind Höhen und Tiefen des Stuttgarter Ballettbetriebs? Cranko starb 1973 mit 45, im Zenit seiner Karriere, auf dem Rückflug von einer Tournee in den USA - inmitten seines Ensembles.

filmz 10 24 substance 4Cranko - auch im Probenraum mit Fluppe - bei seinen Tänzer*innen des Stuttgarter Balletts. Binnen kurzem macht der Choreograf aus der Provinztruppe eine renommierte Compagnie, die es zu Gastspielen an der MET in New York bringt.

filmz 10 24 Cranko portrait

Schon als Choreograf des Londoner Royal Ballet sucht der in Kapstadt geborene Brite John Cranko die große Bühne. Ausgerechnet in der schwäbischen Provinz avanciert Cranko zu einem international gefeierten Popstar des Balletts.

Er entstaubt die allzu deutsche Provinzbühne und legt sich wegen Talenten wie Marcia Haydée schon mal mit dem Intendanten Walter Erich Schäfer (Hanns Zischler) - oder vereinzelt auch mit dem Publikum - an.

Mit einer zunehmend verschworenen Truppe im Rücken (statt Schauspielern performen aktuelle Ballettmitglieder der Württembergischen Staatstheater) ist das privat unstete, tief im Innern einsame Genie künstlerisch eher gewappnet gegen wiederkehrende Depressionen, Alkoholprobleme und das Hadern mit missgünstigen Kritike(r)n.

Dabei bleibt Cranko unbequem: "Ich will mit Tanz sagen, was man mit Worten nicht sagen kann." Erfolge wie Misserfolge treiben den Perfektionisten dabei stets an: „Jetzt müssen wir noch härter arbeiten“.

Bemerkenswert auch die Kameraarbeit von Philipp Sichler („Bad Director“). Der liefert diverse schöne Bilder, wenn sich etwa im Close-up Tanzszenen in den Pupillen der Hauptfigur spiegeln oder die Architektur des Stuttgarter Opernhauses mehrfach ins beste Licht gesetzt wird.

In diesem Zusammenhang lediglich eine Fußnote, aber dennoch amüsant, dass Sam Riley in einigen Einstellungen hier sogar ausgerechnet Ex-Bundes-Jogi Löw ähnlich sieht.

Trotz bekannt tragischem Ende der Hauptfigur und kleineren Wiederholungen bleibt man als Zuschauer (immerhin gut zwei Stunden) dran, bis im Abspann noch lebende Mitglieder der Compagnie aus der Ära Cranko mit den sie darstellenden Tänzer:innen - Hand in Hand - auftreten - eine Hommage an die Kunstform Ballett (nicht nur) im Schwäbischen.

 


* Deutscher Trailer *

* Verleih-Website *

* www.stuttgart-ballet.de *
 
* Cranko in Stuttgart - Doku 2016 *

 


 text - sr / cinesoundz

memory

MFA + FilmDistribution - D-Kinostart 03.10.2024

filmz 10 24 substance plakatMemory feierte Weltpremiere bei den Filmfestspielen in Venedig (wo Peter Sarsgaard als ,Bester Hauptdarsteller´ ausgezeichnet wurde) und lief auch beim Filmfest München.

filmz 10 24 substance 2 AWas bringt die Entschuldigung eines Täters, der keinen Missbrauch erinnert?

filmz 10 24 substance 1
Zwei unterschiedlich beschädigte Seelen, die ´against all odds´ doch zueinanderfinden.
 
Pflegerin Sylvia (Jessica Chastain - u.a. Interstellar) führt in New York ein geregeltes, aber zurückgezogenes Leben mit ihrer Teenager-Tochter (Brooke Timber). Das ändert sich, als ihr Saul (Peter Sarsgaard – u.a. Garden State) von einem Highschool-Treffen in die Subway und weiter bis vor die Haustür folgt. Ein Stalker?
 
Was als Thriller beginnt, entwickelt sich zu einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte zwischen einer Frau, die nicht vergessen kann, und einem Mann, der mit dem allmählichen Verlust seiner Erinnerungen ringt.
 
Sauls Nichte (Elsie Fisher) überredet Sylvia dazu, ihren an Demenz leidenden Onkel hin und wieder zu betreuen und ihm Gesellschaft zu leisten. Die spröde, Sylvia und der warmherzige Saul nähern sich langsam einander an - bis die ehemalige Trinkerin in Saul einen ihrer einstigen Vergewaltiger aus Schultagen zu erkennen glaubt.
 
Doch der mutmaßliche Täter kann sich an nichts davon erinnern. Das vielschichtige Drama Memory erzählt Drehbuchautor, Regisseur und Produzent Michel Franco (u.a. New Order) berührend, aber ohne große Mitleidsgesten, die Kamera von Yves Cape bleibt auf Distanz.
 
Dennoch gehen die traumatisierten bzw. erkrankten Figuren, die sich ineinander verlieben, obwohl schlimme Vorwürfe im Raum stehen, in ihrer Zerrissenheit zu Herzen. Was nicht zuletzt der überragenden Leistung von Chastain und Sarsgaard zu verdanken ist, die ihre Rollen mit Zartheit und Reife füllen. 

* Deutscher Trailer *

Imdb Filmsite *

* MFA+ Film-Website *


text - gb / cinesoundz

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