Bewegen wir uns auf eine Zeit zu, in der unkonforme Menschen in behördlichem Auftrag den Stempel 'wertlos' verpasst bekommen, fragt sich die Kölner Comiczeichnerin Thekla Löhr alias TeMeL und malt sich in 'Wohlstand' eine menschenverachtende Zukunft aus: Wir schreiben das Jahr 2033. Nach einem Staatsbankrott wird die Wohlstands-Sicherungs-Behörde, kurz WBS, gegründet. Diese erfasst die Arbeitsleistungen der Menschen in so genannten Leistungspunkten. Sinkt der Punktestand gegen Null, wird der Betreffende aufgefordert, sich das Leben zu nehmen – zum Wohle der Gesellschaft. Uneinsichtige beseitigt die WBS mittels einer implantierten Giftkapsel... So weit sind wir zwar heute noch nicht, doch angesichts Zentralregister der Bankstammdaten, Reisepass mit Fingerabdruck, einheitlicher Steuernummer, Krankenkarte und dem medial immer wieder aufflackernden Thema der Vorratsdatenspeicherung, befinden wir uns schon auf gutem Weg hin zum 'Überwachungsstaat'. Doch so sehr die ausdrucksstarken, einprägsamen, von Hand kräftig kolorierten Bilder in 'Wohlstand' zum Nachdenken anregen, für eine wirklich packende Geschichte fehlen Handlung und Spannungsbogen. Zu sehr bleibt TeMeL in der Ausbreitung der Szenarien haften, lässt ihre Figuren kommentieren statt agieren. Wem aber der vitale Zeichenstil der jungen Künstlerin gefällt, der sollte sich TeMeLs Webcomics ansehen. www.epsilongrafix.de |