REVIEWS ELECTRO 11-2018
Daniel Brandt - Channels
Erased Tapes / Indigo
Fanfare - hohes Niveau: Daniel Brandt, maßgeblicher Teil des Berliner Trios Brandt Brauer Frick, serviert ein weiteres Soloalbum. Erst 2017 war sein Debüt Eternal Something erschienen, das Brandt mit Channels nun erklärtermaßen weiterentwickeln möchte. Auf den sieben ganz unterschiedlichen Tracks widmet sich der in London und Berlin wirkende Produzent & Allrounder gekonnt Einflüssen wie Steve Reichs Minimal Music, ohne ins Akademische zu verfallen. Brandt spielt hier Synthies, Piano und Schlagzeug selbst - außerdem mit an Bord die Musiker-Kollegen Pascal Bideau (Gitarre, Bass), Co-Autor bei Daze, sowie Florian Juncker (Posaune). Erst am 27.02. ist wieder ein Konzert in Berlin angesetzt. * Play Tracks 1-3,7. * www.eternalsomething.com Video zum wirkungsvollen Album-Opener Flamingo * |
TIPP |
Feines Digipak. Artwork: Shaz Madani |
Orbital - Monsters Exist
Believe Digital / Soulfood
Artwork: John Greenwood. Auch als (hier nicht vorliegende) Doppel-Deluxe-CD: mit 8 Bonus-Tracks (incl. 1 Remix, 1 Instrumental-Version). https://orbitalofficial.com * Play Tracks 1,8,9. |
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"Dad’s Army of techno. Don’t panic – we’re here!" Paul Hartnoll macht sich ein bisschen über den eigenen Status lustig. Für das erste neue Orbital-Album seit fünf Jahren hat er sich einmal mehr mit seinem Bruder Phil für eine Early-90´s-Elektrosause zusammengetan. In schwierigen (Brexit-)Zeiten verhehlen die Hartnolls nicht, wer die Monster sind, die sie gegenwärtig umtreiben - dennoch bleibt ihr teils popnaher Kommentar im Wesentlichen instrumental - bis auf die für sich sprechenden O-Ton-Film-Schnipsel von The Raid. Abschließend ein Spoken Word-Beitrag vom `Insel-Ranga Yogeshwar´, Prof. Brian Cox ("an old raver anyway") zum unweigerlichen Ende der Welt. Britischer Humor - mit der Botschaft, dass die Menschheit in der geophysisch minimalen Zeitspanne ihrer Anwesenheit im All ausgiebig tanzen, sich aber sonst bitte mehr zusammenreißen sollte. |
Future Sounds of Jazz 14 / Ah! Kosmos - beautiful Swamp
Various Artists - beide: Compost / Groove Attack
Das altgediente Compost-Compilation-Flaggschiff Future Sounds Of Jazz sticht wieder in See. Nach der Folge Numero 13 aus dem Vorjahr hat Labelchef Michael Reinboth bei der aktuellen 14. Runde Auswahl und Anordnung den befreundeten, Nu Disco-affinen Münchner Permanent Vacation-Kollegen Benjamin Fröhlich & Tom Bioly übertragen. Die versammeln auf jeweils einer von zwei CDs (oder zwei von vier LPs) insgesamt mal tanzbare, mal verhaltener-experimentelle 28 Tracks, u.a. von Roman Flügel, Cobblestone Jazz, Luke Abbott, José Padilla oder Move D (inklusive dreier exklusiver, bisher unveröffentlichter Tracks: David Goldberg im B. Fröhlich-Remix, TB & Sirconical und einem Avalon Emerson-Remix des Shoegaze-Comeback-Hits von Slowdive, Sugar For The Pill).* https://compostcompilations.bandcamp.com/album/f-s-vol-14 |
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CD-Running Order: Play Tracks I-1, 10-13. II-15. |
Die türkische Komponistin, Multiinstrumentalistin & Produzentin Başak Günak mit ihrem zweiten, 2017 in Berlin & Istanbul aufgenommenen Album, ihrem ersten für Compost. Im Vergleich zum Debüt von 2015 finden sich auf Beautiful Swamp neben Angedüstertem auch diverse eingängigere Momente. Als Ah! Kosmos übt sich die Kurzfilm-, Tanz-, Theater- & Avantgarde-erfahrene Sound-Designerin als Festival-kompatible Entertainerin und beweist ein Händchen im Integrieren elektronischer und traditioneller Perkussion, verhallter Gitarrenspuren (feat. Özgur Yilmaz), orientalischer Folk-Elemente und der Gastbeiträge der Vokalist(inn)en Leah Christensen oder Elif Çağlar. Play Tracks 2,3,5,8,9. * http://ahkosmos.com * Am 13.12. ein einzelner Gig in Hannover. |
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Ben Chatwin - Staccato Signals / Drone Signals
beide: Village Green / H'Art
Der in Queensferry, Schottland ansässige britische Drone-Meister Ben Chatwin aka Talvihorros veröffentlicht zwei in seinem `The Vennel" Homestudio aufgenommene, konzeptionell verbundene Istrumentalalben mit atmosphärisch-experimenteller Elektronik. (Das auf den Sommerrelease Staccato Signals folgende Drone Signals, "a conceptual sibling", hat die Redakton leider noch nicht erreicht.) Anders als ürsprünglich geplant, bestehen Chatwins `Walls of Sound´ aber jeweils nicht nur aus synthetischen, sondern auch aus natürlichen Klängen - vor allem Gitarren. Bis auf Hörner-(Mike Truscott) und Steichersektion wurde alles von Chatwin selbst komponiert, arrangiert und produziert - gemastert wurde von Frank Arkwright in den legendären Londoner Abbey Road Studios. Dem ersten Album liegen zwei Download-Codes für weiteres, aktuelles Village Green-Repertoire bei. www.ben-chatwin.com * Knots-Video (Regie: Zak Emerson) |
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Lumberjacks in hell
Various Artists - BBE / Indigo
Für die Fachpresse "das beste Chicagoer Dance-Label, das nicht in Chicago ansässig ist." House-Fans unter sich: Lumberjacks in Hell, das 2010 in Amsterdam gegründete Label von Housemeister Marcel Vogel, wird seitens BBE mit mit einer Compilation bedacht. Zusammengestellt natürlich von Vogel himself, der aktuell eine Mischung bekannter und noch eher unbekannter Namen ausgewählt hat - u.a. Giovanni Damico, Tom Noble, Funk Butcher feat. Trim oder Seven Davis Jr. - und zwar mit überwiegend bisher unveröffentlichtem, durch die Bank tanzbarem Material. Albumtrailer * Marcel Vogel on the decks * CD1 im Continous Mix (14 Tracks), Cd 2 unmixed (13 Tracks) - das Ganze natürlich auch als Doppelvinyl. www.bbemusic.com/downloads/lumberjacks-in-hell * Webpräsenz |
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Sven Väth - In the Mix - the sound of the 19th season / Extrawelt - Unknown
beide: Cocoon Recordings / Alive
Vorbild einer neuen DJ-Generation: Baba Väth - mit Kurs auf die 20 - noch eine Season bis zum Jubiläum... Dreimal ist Väth 2018 noch im deutschsprachigen Raum zu erleben: am 30.11. in Zürich, am 01.12. im Münchner Kesselhaus und am 08.12. in der Stuttgarter Messe. |
LIVE |
Elektro-DJ-Altmeister & Cocoon-Head Sven Väth liefert wie jedes Jahr seine ganz persönliche In-the-Mix-Bestandsaufnahme der zurückliegenden Saison auf Ibiza: The Sound of the 19th Season. Die war zunächst von einer Zäsur geprägt - nach 18 Jahren Amnesia zogen Väth und seine Crew ins Pacha um. Ein neues Insel-Kapitel begann - und wurde bisher scheinbar ohne Anpassungsschwierigkeiten bewältigt. Tech-House regiert, aber Väth hat immer noch ein Händchen dafür, vereinzelt auch überraschende Exoten in seinen Mix einzuflechten - und ist damit Wettbewerbern oft eine Nasenlänge voraus. Mit von der Partie u.a. Nightmares On Wax, Adam Port, Robag Wruhme, Luke Slater, Michael Mayer, Red Axes oder DJ Koze, der sich Radio Slaves Reverse im Remix zur Brust nimmt. www.cocoon.net/sven-vath * 18th Season-Rezi * 17th Season-Rezi Play Tracks I-1,2,4,9. II-2,3,10,12,13. |
Ebenfalls mit neuem Material auf Cocoon (und ähnlich lang im Geschäft wie Label-Chef Väth): Arne Schaffhausen und Wayan Raabe aus Hamburg. Auf deren viertem Extrawelt-Album ist erstmal weniger straighter Techno nebst 4/4 Bassdrum zu vernehmen. Auf Unknown `kraftwerkt´ es vielmehr an allen Ecken und Enden - rein instrumental allerdings. Auch andere, mehr oder weniger auf dem Schaffen der Düsseldorfer Pioniere aufbauende, mittlerweile ebenfalls gut abgehangene Referenzen sind hörbar - etwa EBM, Africa Bambaataa, Herbie Hancocks Rockit (bei Die Vorahnung) YMO (Under The Fridge) oder Human League (St. Morley). www.extrawelt.com Diverse Live-Termine ab 10.11. (Zürich), u.a. am 16.11. in Berlin und am 21.Dezember - in München: Rote Sonne. |
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Mount Kimbie - DJ-Kicks
!K7 / Indigo
Kai Campos & Dominic Maker aka Mount Kimbie arbeiten bereits seit 2008 als Duo und haben sich nun, 10 Jahre später, höhere Weihen in Gestalt einer !K7-Kommissionsarbeit verdient. Die in 50 Minuten satte 23 abspulende DJ-Kicks-Ausgabe der Londoner enthält auch zwei eigene Tracks - das neue Southgate kursierte bisher nur im Netz, Blue Train Lines gibt es hier als Nina Kraviz-Remix. (Post-)Dubstep, Leftfield-Techno, Ambient-, Garage- und Detroit-Anklänge kommen hier aus den Boxen - vieles als Resultat & Soundtrack einer kürzlichen Live-Tour mit Sängerin Actress. So etwa gleich zwei 80er Jahre-Tracks des bereits mehrfach aufgelösten australischen Ensembles Severed Heads, die sich hier nahtlos in fast 20 Jahre jüngeres Material einfügen. Bandcamp-Site |
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Sono - Human
Soni Music / Edel
Das Hamburger Trio Lennart A. Salomon (voc, git), Florian Sikorski (keyb) und Martin Weiland (keyb, DJ) aka Sono veröffentlicht sein sechstes Studio-Album. Nach dem verhaltenen Opener Trip fällt im verschiedentlich dem großen Vorbild Depeche Mode nacheifernden Elektropop-Sound von Human unweigerlich der videounterstützte Track Somewhere beyond the sea auf. Keineswegs ein Charles Trenet-Cover, sondern eine ein klares Statement zur Flüchtlingskrise liefernde Eigenkomposition. Die Einnahmen aus dem Verkauf dieser Single werden an die Seenotretter von Sea Watch überwiesen. Soweit so integer. Dann: Geschmackssache. Auf Catastrophe wird Drum ´n Bass exhumiert, Let Go hat man irgendwie, irgendwo schonmal gehört, Top of the World erinnert an Alphaville, Ghost in the Machine an Duran Duran für Arme etc etc. Eighties-affine Pophörer mögen hier für den guten Zweck zugreifen. www.sono.fm * Play Tracks 2,8. Somewhere Beyond The Sea-Video Live-Termine ab 24.11.(Frankfurt) bis 01.12.(Erfurt). |
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The Beat Escape - Life Is Short The Answer´s Long
Bella Union - PIAS Coop / Rough Trade
Und noch ein Electro-Duo, trotz langem Albumtitel in gebotener Kürze. Bei The Beat Escape aus Montreal und ihrem bereits im Frühsommer erschienenen Album Life Is Short The Answer’s Long schließen sich Roland-Synthie-Walls & Dreampop-Anklänge nicht aus, die mit einer ausgeprägten Joy Division/New Order-Vorliebe einhergehen. Im Ergebnis neun von Addy Weitzman und Patrick A. Boivin selbst produzierte Tracks, teils mit einigem 80´s-Appeal, abgemischt von DJ/Producer Jori Hulkkonen. Selbstbewusst wurden gleich drei Singles angekündigt, für zwei gibt es Videos (s.u.). Das Genrerad wird hier nicht neu erfunden, aber für ein Debüt ist´s manierlich geraten. Play Tracks 1,5,7,9. Moon in Aquarius-Video * Seeing Is Forgetting-Video * Bella-Union-Artist-Website |
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Harley & muscle present house Classics VIII / Lounge Milano Vol.15 / Pure Salinas Vol.9 / Zappi Rocks Ibiza Vol.3
alle: Various Artists - Soulstar - Clubstar / Soulfood
Vier Clubstar CD-Doppel-Packs für den gepflegten House-Gebrauch. 1 William Cataldo & Flavio Romaniello aka Harley&Muscle aus Mailand sind seit Ende der 80er Jahre in der Deep House-Szene vorn mit dabei. In der House Classics-Serie des Duos bei Soulstar ist aktuell die achte Ausgabe erschienen: Die zwei CDs bieten 26 `klassische´ Titel, u.a. von Victor Simonelli (Groove Committee), Roger Sanchez, Sterling Void, Peace Control, Cloud9, Sterling Void, Masters at Work und der Todd Terry's Dub von Kenny G's Havana. .www.harleymuscle.com/harleymuscle 2 Soulstar präsentiert des weiteren den 15. Teil der G Lounge Milano-Serie, leider grafisch besonders einfallslos verpackt. Aus dem Mailänder Fashion Week-Hotspot melden sich Chouco feat. Sir Pryce, Josh Butler, David Penn & ATFC, Jonk & Spook, Kenny Dope & Roland Clark, CamelPhat & Mat. Joe, Dave Spoon, Doorly von Pat Rich, zusammengestellt & gemix von Pat Rich. Lounge Milano Vol.15 @ Soulstar 3 Wer noch mehr Rückschau auf das (Deep-House-)Ibiza-Geschehen des Sommers braucht, als Baba Väth ihn bietet, kann sich an die neunte Ausgabe der Pure Salinas Compilation halten, zusammengestellt & gemixt von der Insel-Institution DJ Zappi. Auf der ersten CD: u.a. Acts wie Energy 52, Oliver Dollar, Ordonez, Enzo Siffredi, The Deepshakerz oder Remixe von Luca Bacchetti & Guti, Dilby sowie Superlover. CD-Nr.2 geht ähnlich weiter: mit Dario D’Attis, Soul Vision, Santé oder Claptone feat. Trommeltänzer George Kranz, alles verpackt in ein rosa Weichzeichner-Digipak. Pure Salinas Vol.9 |
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4 Zappi die zweite: der Beach-Club Veteran kehrt mit der 3. Ausgabe seiner Zappi Rocks Ibiza-Doppel CD-Serie zurück - nur echt mit dem Stern auf dem Cover. Diesmal sind neongelb/pink die Farben der Saison - mitfeiern tun Balearic Tribal House Acts wie Noir, Dennis Cruz oder Pablo Fierro, Daniel Steinberg, Supernova u.v.a. sowie auf CD Nr.2 Sabb & Serge Devant, Joeski, Alex Costa, Norty Cotto oder Piem... |